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Mein Vater der Kater

Mein Vater der Kater

Titel: Mein Vater der Kater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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Adern des Zauns war vorübergehend ausgebrannt. Jetzt mußte erst die Sicherung ersetzt werden, und das verhalf Jucky zu der Zeit, die er brauchte, um den Jungen zum Zaun zu zerren und ihn drüberzuhieven. Snoo eilte ihm zu Hilfe und betete, daß die Zeit reichen würde. Sie tat es.
    Sie hatten den Jungen oben auf dem Abhang, lange bevor der Zaun wieder Saft hatte und der Mann mit dem Gewehr unter dem Arm aus dem Haus gerast kam – nun aber kein Ziel mehr hatte, auf das er schießen konnte, keinen Hund mehr, der für ihn kläffte, keinen fetten kleinen Jungen mehr, der in seinem Garten spielte.
    Jucky und Snoo waren angesichts ihres Erfolges so außer sich vor Freude, daß sie nur noch wild und völlig irre vor sich hin lachen konnten. Was sie auch noch taten, als sie ihren Gefangenen fesselten und knebelten, um zu verhindern, daß er sich ihnen widersetzte, ihnen entwischte oder um Hilfe schrie. Dann fielen sie erschöpft auf die Erde, außer Atem, sogar der Kraft beraubt, sich über die Zukunft Gedanken zu machen. Aber die war ja auch gesichert. Sie hatten das schwere Werk vollbracht, hatten sich ihren Lohn weidlich verdient, und sie würden davon zehren, solange er reichte. Wenn sie nur einmal am Tag und nicht allzu viel aßen. dann sollten sie wohl für ungefähr einen Monat genug haben.

Der Fall der bekannten Kanari-Ausbilderin
    B ei meinem Eintritt in den Hippocratic Club war mir nicht ganz wohl, auch dann noch nicht, als ich den Scheck unterschrieb, mit dem ich die Aufnahmegebühr beglich. Aber andererseits hatten die Kuratoren meines früheren Klubs, des Metropole Club, die Bürgschaft zweier Mitglieder verlangt, während die des Hippocratic Club bereit gewesen waren, meinen Antrag allein auf Grund meines Namens positiv zu bescheiden – und das, obwohl ich ihnen meinen Adelstitel verschwiegen hatte.
    Es war, versteht sich, ein Name von einigem Gewicht. Die Pertwees hatten in den zurückliegenden vierzig Jahren dank der Tatsache, daß ihnen fast ein Drittel aller Kohlenbergwerke von Wales gehörten, ein riesiges Vermögen angehäuft. Ich war, ohne dieser schmutzigen Welt jemals einen Besuch abgestattet zu haben, ein Nutznießer ihrer Bemühungen gewesen, denn dank ihrer hatte ich Medizin studieren und ungeachtet einer Praxis, welche in der Hauptsache nur von den wohlhabenden alten Damen in meiner unmittelbaren Nachbarschaft frequentiert worden war, ein gutes Leben führen können. Ich hatte meinen Laden schon vor gut zehn Jahren ohne Bedauern dichtgemacht, jedoch aus Gründen der Eitelkeit den Titel ›Doktor‹ beibehalten, weil mir diese Anrede sehr viel ehrenvoller erschien als ›Euer Lordschaft‹.
    Ich bin zwar der Letzte des Namens Pertwee, aber das machte mich beileibe nicht automatisch zum Alleinerben des Familienvermögens, das bei Banken, Finanzmaklern und Anwälten verstreut lag. Meine Frau und ich hatten bequem, aber nicht extravagant gelebt. Nach ihrem Tod vor sechs Monaten beschloß ich, unser viel zu großes Stadthaus (wir hatten keine Kinder) aufzugeben und in eine kleine Wohnung zu ziehen. Das war der Grund, warum ich mir einen neuen Klub suchen mußte, denn der Metropole Club war für Gliedmaßen, die an Beweglichkeit eingebüßt hatten, viel zu weit entfernt.
    Trotz meines Alters fühlte ich mich, als ich das Klubhaus zum ersten Mal betrat, ganz wie ein Neuling. Ich merkte schnell, daß die Mitglieder alle einigermaßen nett, aber auch sehr darauf bedacht waren, sich und den anderen ein hohes Maß an Ungestörtheit zu erhalten. Die meisten waren als Arzte tätig gewesen, jedoch wurden fachliche Themen nur selten angesprochen. Nach der ersten Woche fühlte ich mich dort so wohl wie zuvor im Metropole Club. Wie der Zufall es allerdings wollte, fiel ausgerechnet in diese Woche die Abwesenheit des berühmtesten Klubmitglieds, das, wie man mir später berichtete, einige Fälle in Schottland zu bearbeiten hatte. Ich ging zunächst davon aus, daß es sich dabei um eine medizinische Aufgabe handelte, wurde aber bald eines Besseren belehrt. Die Fälle Dr. John Watsons gehörten mitnichten zu jenen, über die in Fachzeitschriften berichtet wird, sondern eher zu solchen, die den Stoff für Groschenromane abgeben, wie sie von zerlumpten Jungs an den Straßenecken Londons verkauft werden.
    Mir ist wohl bewußt, daß der Ton meiner letzten Bemerkung darüber Aufschluß gibt, wie ich zu Dr. Watson stehe, aber meine Gefühle ihm gegenüber haben sich erst an jenem Freitagabend herausgebildet, an welchem

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