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Mein Vater der Kater

Mein Vater der Kater

Titel: Mein Vater der Kater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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Ägypten?«
    Ich folgte ihrem Blick, der sich auf den dicken, kleinen Mann auf dem Sofa richtete. Er trug einen roten Fes und schien zu schlafen. Ich bemerkte mit Schrecken, wie ähnlich er dem toten Peter Lorre sah. Ich war fast soweit, auf diese Ähnlichkeit hinzuweisen, als Bogart hereinkam, eine Handgranate in der drohend erhobenen Hand. Ich versuchte ihm zu sagen, auf wessen Seite ich stand, aber als ich an mir hinunterblickte und die Naziuniform gewahrte, die ich an hatte, war ich nicht mehr so sicher. In der Ferne konnte ich das Feuer der japanischen Geschütze und das überaus häßliche Gesumm der ›Zeros‹, ihrer Jagdbomber, hören. Als die Tränengasbombe im Raum explodierte, bemühte ich mich, zu dem Schrank zu gelangen, in welchem die Artillerie verstaut lag, aber Nitti, der Mistfink, hatte den Schlüssel versteckt, und alles, was ich finden konnte, war eine dreckige Maschinenpistole. Ich feuerte auf die Bullen unten auf der Straße, bis das Magazin leer war und sie mich mit ihrem Scheinwerfer blendeten. Ich mußte dort raus, denn ich wußte, daß Maria auf der Brücke auf mich warten würde, und ich hatte doch versprochen, ihr das Dynamit noch vor Einbruch der Nacht zu bringen. Das Dach war der einzige offenstehende Fluchtweg, und ich hätte meine Freiheit leicht wiedererlangt, wenn nicht dieser verdammte Gedankenleser vom Varieté vor mir dort gewesen wäre und hundert Leute von der Wiener Polizei auf mich gehetzt hätte. Zum Glück gelang es mir, eine herabbaumelnde Liane zu erwischen und mich über den Abgrund zum nächsten Kliff zu schwingen, wo ich mich allerdings von einem Rudel Löwen umgeben sah, das mich zu seiner Mittagsmahlzeit zu machen gedachte. Ich rief nach Simba, und mein alter Freund antwortete mir und brachte die Löwen weg. Es war nicht schwer, der Spur Denhams und der anderen zu folgen – ich brauchte nur auf ihre Angstschreie zu hören, die sie bei ihrer Flucht vor Kong ausstießen. Plötzlich verfing sich mein Fuß in einer ungeheuren Baumwurzel, ich schlug lang auf den Dschungelboden und verstauchte mir das Fußgelenk. Derart behindert, sah ich den fürchterlichen Brontosaurier schwerfällig auf mich zu kommen, aber selbst der Anblick meiner Retter konnte mir die Angst nicht nehmen, denn ich erkannte die zerfetzten Uniformen und die dreifarbigen Schärpen und fragte mich, was für eine Art Totgeweihter ich wohl sein würde, wenn ich unter der Guillotine lag. Aber nein, auch dieses schnelle Ende blieb mir verwehrt – als ich aufblickte und die Klinge sah, schwang sie wie ein riesiges Pendel, immer näher kommend, langsam vor und zurück, bis ihre rasiermesserscharfe Schneide schließlich meine Kleidung aufschlitzte, ich die Spannung nicht mehr ertragen konnte und die Grube wählte...
    Ich stieg heraus und sah natürlich, daß mein Hemd weg war, zweifellos in Stücke geschnitten. Ich entdeckte jedoch auf meinem Bizeps ein Pflaster. Ich hob mich aus dem Schreibtischstuhl und stellte fest, daß ich mich vor Schwäche kaum noch bewegen konnte. Selbst den Notizblock aufzunehmen bedeutete eine Anstrengung. Da stand eine dritte, von Frank hingekritzelte Nachricht, aber ich sah dank seiner Injektion – was immer das gewesen war – alles so verschwommen, daß ich volle fünf Minuten brauchte, bis ich sie entziffert hatte.
    Hai,
    die Labortiere haben positiv auf das Gegenmittel reagiert, aber ich bin mir seiner Wirkung immer noch nicht sicher. Sehe mich jedoch genötigt, es auszuprobie ren,da das Myosergizin eine zunehmend schädigende Wirkung auf dein System auszuüben scheint. Hab dir 20 ml gegeben. Bin bald zurück. Hoffentlich ist das jetzt die Lösung.
    Frank
    Als ich das Klopfen an der Tür hörte, wußte ich sofort, daß der nächtliche Besucher nicht Frank war. Dieser verfügte nämlich über grobe Knöchel, und das da war ein derart sanftes, dezentes Pochen, daß ich sicher war, eine Frau würde meinem »Herein!« Folge leisten.
    Und es war tatsächlich eine Frau, nämlich die wunderschöne Lady Isobel, deren Mann, Lord Drago, das Fürstentum mit eiserner Hand regierte. Und ganz offenkundig mangelte es dieser Hand an menschlicher Wärme, denn Lady Isobel zog mich mit wogendem Busen in ihr Boudoir und verschloß die Tür. Ich lachte, als ich mein Schwert ablegte, und sagte: »Beim Blute Ods, Mylady, dies ist wahrhaftig eine Wendung zum Besseren! Als ich mit dem Gefolge der Königin hier eintraf, schient Ihr für den schlichten Mann im königlichen Gefolge nur Geringschätzung

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