Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Vater der Kater

Mein Vater der Kater

Titel: Mein Vater der Kater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
Vom Netzwerk:
Vater, der Sultan Harun-al- Akbar, ist tot. Seit dreißig Monden schon sind wir ohne unseren geliebten Herrn und haben uns verzehrt nach dem Tag, an welchem wir seinen Sohn finden würden, um ihn zu unserem neuen Herrn zu machen.«
    Als sie dies gesagt hatte, zog mich die schöne Frau zu sich hinunter, und ich lernte Freuden kennen, wie sie noch kein Sterblicher je kennengelernt hatte – Harun-al-Akbar ausgenommen. Und als sich die lange Nacht ihrem Ende näherte, da wußte ich, daß sie nur einer der vielen Schätze des Harems und ich der glücklichste aller Menschen war. Nicht weil ich als Sohn des Sultans galt (in Wirklichkeit war ich der Sohn Abu Kirs, eines gemeinen Teppichhändlers), sondern weil mich Allah in seinem Erbarmen in einen Harem gebracht hatte, der des Wartens müde geworden war...
    Wieder schien mir die Sonne in die Augen, aber ich öffnete sie gleichwohl und sah Scarlett an ihrem Frisiertisch sitzen und sich die kastanienbraunen Haare flechten. Da lachte ich leise und zupfte an ihrem Morgenrock, und während sie sanft gurrende, südliche Laute des Protests von sich gab, ließ sie das seidene Kleidungsstück doch von ihren Schultern und über ihre Beine hinabgleiten, und ich nahm sie auf den Arm und trug sie die Treppe hinauf ins Obergeschoß. Als ich schließlich wieder nach unten kam, war die Party in vollem Gange, die Trommeln dröhnten, und die Geigen schluchzten, und ich zog den Kummerbund um meine Taille fest, steckte mir eine Zigarette an und schnippte an die Krempe meines Hutes, bevor ich auf die Tanzfläche trat, wo sich Carlotty sinnlich im Rhythmus des Tango wiegte. Als ich sie berührte, erbebte sie und gab sich mir als Tanzpartnerin hin, während mir ihre Blicke versprachen, daß sie später auch meine Liebespartnerin sein würde... Aber auch andere Blicke suchten den meinen – so die der Contessa, die sich, von gelangweilten Zuschauern umstanden, die Kleider vom Leib streifte, ein Anblick, für den die Fotoreporter von Rom wohl alles gegeben hätten. Na schön, dachte ich müde, ich werde dir deine vita ein bißchen dolce machen, Contessalein, und nickte ihr zu. Sie kam eifrig zu mir gelaufen, aber ich knurrte nur, drückte ihr den kalten Lauf der 38er in ihren weichen, weißen Bauch und küßte sie leidenschaftlich. Ihr Kuß war wie Konfekt. »Du liebe Güte«, sagte sie, »ich bin doch noch ein kleines Mädchen und denke mal, Papa würde das hier ganz und gar nicht gerne sehen.« Mir war vollkommen gleichgültig, was ihr Papilein dachte. Ich meine, es war mir wurscht, schnurzpiepegal. Ich meine, sie und ich, wir hatten uns schon seit langem verabredet, und selbst wenn die Weiber so unzuverlässig wie die Straßenbahnen waren, heute nacht war die Nacht der Nächte, kapiert? Und deshalb entließ ich die Nubier, zog die Vorhänge zu und befreite sie langsam von der Pracht ihrer Gewänder, ließ ihr nur die ägyptische Krone, die sie auf ihrem königlichen Haupte trug. »Bist du wirklich Pla.ym.ate of the Year’›« flüsterte ich. »Nenn mich Sophia«, sagte sie und drängte sich an mich. Als sie mich endlich wieder freigegeben hatte, ging ich zum Schreibtisch und kritzelte schnell:
    Frank,
    das Zeug, das du mir verpaßt hast, ist alles andere als ein Gegenmittel, es hat lediglich den halluzinatorischenBlickmnkel verändert. Halt um Himmels willen die Formel fest, die ist garantiert eine Million Dollar wert. Und mach dir keine Gedanken wegen des Gegenmittels. Sollte mich dieses verdammte Zeug umbringen, dann wäre das bestimmt keine so üble Art, das‚ Zeitliche zu segnen.
    Hai

Geständnisse eines sprechenden Hundes
    L ieber Rudolf,
    nicht gewöhnt an die menschlichen Tränen, welche meine Wangen fleckig machen, schreibe ich diesen Abschiedsgruß. Ja, es ist ein Lebewohl, Rudolf, denn ich werde das Haus verlassen haben, ehe die Tinte getrocknet ist, und du wirst mich nie wiedersehen.
    Ich habe hier im Arbeitszimmer gesessen und dich betrachtet, wie du auf dem Sofa schläfst – deinen kompakten kleinen Körper, deinen sauberen, haarlosen Kopf, die sanfte Wölbung deines Bäuchleins. Meine Pfote, die dieses mir nicht vertraute Schreibgerät hält, zittert, und es verlangt mich auch jetzt noch, diese kleinen Fingerchen zu lecken, die hilflos über den Rand des Sofakissens hängen. Nein, ich meine natürlich küssen – mein hündisches Vokabular kommt mir gelegentlich immer noch dazwischen!
    Ich will ehrlich sein und gestehen, Rudolf, daß mir deine wahre Größe vor der großen

Weitere Kostenlose Bücher