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Mein Vater der Kater

Mein Vater der Kater

Titel: Mein Vater der Kater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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durch eine Explosion zerstört wurde, die vom Ufer aus zu sehen wäre und die dadurch ausgelöst werden sollte, daß ich ungeschickt mit den Reservekanistern hantierte und einen Funken erzeugte, der sie in Brand steckte und hochgehen ließ. Aber im letzten Augenblick beschloß ich, das Boot einfach von der Strömung davontreiben zu lassen und mit dem Gummifloß bei Dunkelheit zum stillen, dunklen Strand zu paddeln, wenn auf der ganzen Insel nur noch zwei oder drei Lichter zu sehen sein würden. Es war einfacher, als ich gedacht hatte. Ich fühlte mich wie ein Spion in gefährlicher Mission, obwohl ich mal annehme, daß zum Gepäck eines solchen eher ein Funkgerät gehört als ein Laptop und Unterwäsche zum Wechseln.
    Als ich gelandet war, ließ ich die Luft aus dem Gummifloß, vergrub es und verbrachte den Rest der Nacht am Strand. Am Morgen suchte ich dann das sogenannte Regierungsgebäude auf und meldete mich an. Nachdem ich Mrs. Motleys Gästehaus bezogen hatte, stattete ich dem Einzimmer-Büro von Q-Tel, der örtlichen Telefongesellschaft, einen Besuch ab und beantragte einen Anschluß. Es gab auf der ganzen Insel nur vierundzwanzig Telefone, zum größten Teil mobile. Ich entschied mich aber für einen ganz normalen Anschluß, da ich ja, um ins Internet zu gelangen, einen für das Modem meines Laptop brauchte. Dem Himmel sei für die Anonymität der E-Mail gedankt! Es war dies die Nabelschnur, die mich ab sofort wieder mit der Welt draußen verband.
    Ich schloß mein Gerät in Mrs. Motleys Gästehaus an und öffnete meinen elektronischen Briefkasten. Ich stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als ich die Nachricht von Whizbang (wie sich Mitch im Cyberspace nennt) sah.
    Herzliches Beileid zu deinem Hinscheiden. Vgl. west-news.com
    Ich rief http.www.westnews.com auf und fand den Artikel ziemlich weit unten auf der Überschriftenliste. Mit leicht verletztem Ego klickte ich die Meldung herbei.
    MÖGLICHER SELBSTMORD BEI SCHIFFSUNGLÜCK
    4. Nov. Cupertino. Marty Norman, der Manager einer Software-Firma, ist von seiner Motorjacht Barracuda verschwunden, die am Dienstagmorgen von der Küstenwache nahe Aiston Bay im Meer treibend gefunden wurde.
    Gerüchten zufolge soll Mr. Normans Unternehmen, Normonics Inc., bankrott sein, und die Behörden befürchten, daß sein Verschwinden auf einen Selbstmord zurückzuführen sein konnte. Mitchell Woods, stellvertretender Direktor der Firma, äußerte gegenüber der Polizei, sein Partner sei zwar verzweifelt gewesen, sein offensichtlicher Tod jedoch, davon sei er überzeugt, sei die Folge eines Unfalls.
    Tja, so weit, so gut.
    Von nun an sah ich täglich in meiner Mailbox nach, aber es verging fast eine Woche, bis wieder eine Nachricht von Whizbang da war.
    Scrooge einverstanden, die Gnadenfrist zu verlangern. Fackel leistet Widerstand. Gruß mir Tondelaya.
    ›Scrooge‹ war die First Pacific Bank, ›Fackel‹ die Versicherungsgesellschaft und ›Tondelaya‹ der Name, den Mitch meiner fiktiven Inselschönen gegeben hatte, mit der ich, wie er annahm, pausenlos rumschmuste.
    Ich beschloß zu antworten: Was ist mit Vanessa?
    Zehn Tage vergingen, ohne daß eine Nachricht kam. Sie vergingen sehr langsam.
    Ich hatte mir drei Taschenbücher mitgebracht, aber das Meerwasser hatte sie unlesbar gemacht. Das Transportflugzeug, das einmal im Monat auf der Insel landete, brachte nur zwei Zeitungen mit, beide in japanischer Sprache. Wenn ich jemandem gegenüber das Wort Buch aussprach, lachte er nur schallend und schüttelte den Kopf.
    Ich fand eine Website mit alten Romanen und las zwei Tarzan-Bucher. Wirklich ein Teufelskerl!
    Die Vormittage verbrachte ich am Wasser und wurde rot wie ein Hummer. Ich werde nicht so leicht braun.
    An manchen Tagen lag ich einfach nur auf meinem Bett und starrte zum Ventilator an der Decke hinauf. Er drehte sich viel zu langsam, um für Kühlung sorgen zu können. Faule Fliegen ließen sich von ihm im Kreis herumfahren.
    22. November
    Endlich wieder eine Nachricht von Whizbang: Fackel ist angesteckt.
    Mein Herz hämmerte wie eine Buschtrommel. Ich verstand die Nachricht so, daß die Auszahlung bevorstand. Zwölf Millionen Dollar! Wir konnten den Kredit zurückzahlen, die Brüder Broadbeam anheuern (zwei Programmierer, die wir schon seit Monaten umworben hatten) und anfangen, via Fachpresse wieder freudige Geräusche von uns zu geben. Mit ein bißchen Glück konnten wir unser neues Produkt innerhalb von dreißig Tagen auf dem Markt haben. Ich war so

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