Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Vater der Kater

Mein Vater der Kater

Titel: Mein Vater der Kater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
Vom Netzwerk:
zu den Gläubigen. Er war nicht sicher, wann ihm die Augen geöffnet worden waren – wahrscheinlich im Laufe seiner Einarbeitung in die neueste Vererbungstheorie. Er las mit kindlichem Staunen allgemein verständlich gehaltene Artikel, in denen zu lesen stand, daß man in den Teströhren der biophysikalischen Welt ein den Alterungsprozeß beeinflussendes Gen oder gar eine entsprechende Gruppe von Genen gefunden hatte. Manchmal wiegte er bedenklich den Kopf, war aber doch berauscht von der Vorstellung, daß es jetzt ein wirksames Mittel gegen den Zelltod gab und er vielleicht – zusammen mit anderen erwählten Kandidaten – dazu bestimmt war, der neue Adam des Planeten Erde zu werden. All die vielen Frauen und nicht genug Zeit? Bald würde er vielleicht jede Menge davon haben. Er hielt die Luft an, flüsterte ein Gebet und rief die Nachricht ab.
    Wir bedauern. Ihnen mitteilen zu müssen, daß der Auswahlausschuß der Gesellschaft für ein Ewiges Leben Ihre Bewerbung nicht angenommen hat.
    Er hätte gern laut aufgeheult, konnte aber nur aufstöhnen.
    Die negative Entscheidung ergab sich aus der Qualifikation der von Ihnen nominierten Person. Sie hat auf unsere Nachricht in höchst schnoddriger Weise geantwortet und ihrerseits als würdigen Kandidaten für das Ewige Leben Bugs Bunny nominiert.
    »Danke, Stan Goulding, ich danke von Herzen!« sagte Mark Potter laut, wobei ihm die Zornesröte ins Gesicht stieg.
    Wir werden diese Nachricht jetzt löschen.
    Das Fenster klickte weg. Er wußte, daß er es nie wieder zu sehen bekommen würde.
    Er hörte Heidis schwere Schritte unten in der Diele. Heimgekehrt von einer weiteren Einkaufstour, war sie jetzt wohl dabei, ihre Beute im Vorratsraum der Küche zu verstauen. Nach den sich wiederholenden Geräuschen zu urteilen, hatte sie mehr im Großhandelsmarkt eingekauft als sonst.
    Draußen vor dem Haus wurde der Kofferraumdeckel zugeschlagen, und dann hörte er, wie der Motor erneut ansprang und der Kies unter den Reifen knirschte. Seine Frau fuhr also noch einmal los. Mehr um sich abzulenken als aus Neugier, verließ Mark sein Arbeitszimmer, um nachzusehen, was Heidi besorgt hatte. Es überraschte ihn, als er feststellte, daß sie die Tür zur Küche abgeschlossen hatte, aber da er wußte, wo sie den Schlüssel hinzutun pflegte, war sie schnell wieder geöffnet. Er ging in den Vorratsraum und besah sich die Kartons, die neu hinzugekommen waren. Den Inhalt konnte man nur einem Aufdruck entnehmen. Es war ihre Lieblingszahncreme. Ihm war der Pfefferminzgeschmack zu stark, aber Heidi mochte ihn. Glow hieß die Marke. Darunter stand: Zahncreme, 500 Tuben.
    Fünfhundert Tuben? Mark sah auf den zweiten Karton, der ein genau gleicher war. So auch der dritte und der vierte. Fünfhundert mal vier, das waren zweitausend. Zweitausend Tuben Zahncreme? Was hatte Heidi vor? Wollte sie etwa ins Zahncreme-Geschäft einsteigen? Dann wurde ihm klar, was Heidi da tat. Sie legte einen Vorrat an.

Streicht meinen Selbstmord
    Quiton, Chevron Islands, 13. Oktober
    Meine Mutter ist stolz auf mich. Sie erzählt allen ihren Freundinnen und Freunden, daß ich mit Nichts angefangen habe und jetzt fünf Millionen Dollar besitze.
    Deshalb will ich diese Tagebuchaufzeichnungen mit einem alten Witz beginnen. Die Sache ist nur die, daß es eigentlich gar kein Witz, sondern die Wahrheit ist. Mitch Woods und ich hatten unsere Software-Firma mit Geld gegründet, das wir uns von Verwandten gepumpt hatten, und nachdem wir zehn Jahre lang auf dem geflügelten Pferd des Computergeschäfts dahingeprescht waren, stürzten wir plötzlich mit lautern Krachen ab. Als wir uns wieder hoch- gerappelt hatten und uns mit benommenem Gesichtsausdruck umsahen, erblickten wir nur einen Banker, der seinen Kredit zurück haben wollte. Sagte ich fünf Millionen? Machen Sie zehn draus.
    Wie war es dazu gekommen? Noch vor weniger als zwei Jahren zeigte Normonics Inc. ein schönes, stetes Wachstum. Dann unterliefen uns ein paar Fehler. Wir hatten uns an ein überholtes Sprachverarbeitungsprogramm geklammert und korrigiert, korrigiert, korrigiert, um es neu und aufregend aussehen zu lassen. Dann hatten wir überstürzt drei Beta-Produkte herausgebracht, denen die Kritik nicht mehr als zwei Sterne zubilligte. Und so weiter. Der Umsatz ging zurück, der Schuldenberg wuchs, die Bank wurde unangenehm. Ich gab Mitch die Schuld, er mir. Dazu sind Partner ja auch da – daß man ihnen die Schuld geben kann, wenn irgendwo was schiefgelaufen

Weitere Kostenlose Bücher