Mein verführerischer Highlander: Roman (German Edition)
und hatte zugelassen, dass seine Gefühle seine Wahrnehmung der Wirklichkeit gefärbt hatten. Aber sie hatten nie wirklich eine Chance gehabt. Sie würde nie verzeihen, was Pflicht, Ehre und Loyalität von ihm forderten.
Sein Blick suchte ihren, suchte nach Anzeichen von Schwäche, doch begegneten ihre Augen den seinen kalt und ohne zu blinzeln. Das Fehlen von Tränen, von Zorn, von Gefühl, ließ keinen Zweifel. Es war vorbei. O Gott, es war vorbei.
Immer hatte er gewusst, dass dieser Moment kommen konnte, doch hatte er niemals erwartet, so viel Hilflosigkeit und Verzweiflung zu fühlen. Nie hatte er erwartet, dass es so schmerzen würde. Er hatte das Gefühl, als würde er innerlich in Stücke gerissen, und er konnte nichts dagegen tun.
»Ich liebe dich, Anna. Ich werde dich immer lieben. Nichts kann dies ändern. Ich hoffe, du wirst eines Tages verstehen, dass ich dich nie verletzen wollte.«
Nicht imstande, sich zurückzuhalten, berührte er noch einmal ihre Wange. Sie aber wich vor ihm zurück wie vor einem Aussätzigen. Da ließ er die Hand sinken.
»Lebewohl«, sagte er und drehte sich mit einem letzten Blick um, der ihm für ein ganzes Leben genügen musste, und ging davon.
Nie würde er vergessen, wie sie in diesem Moment aussah. Klein. Allein. Schmerzlich schön mit ihrem langen goldenen Haar, das ihr in glänzenden Wellen auf die Schultern fiel, mit feinen, vom Schimmer des Mondscheins beschienenen Zügen.
So zart, dass sie zerbrechlich wie Glas wirkte.
Aber entschlossen. Schmerzlich entschlossen.
Seine Brust stand in Flammen, und mit jedem Schritt wurde der Brand stärker. Er hatte das Gefühl, durch Höllenfeuer zu schreiten. Das Gewicht eines jeden Schrittes war schiere Agonie. Er wurde das Gefühl nicht los, dass es falsch war, sie so zu verlassen. Dass es zu spät sein würde, wenn er nicht sofort etwas täte. Er hatte den halben Weg zum Stall zurückgelegt, ehe er sich umdrehte.
Es war zu spät. Sie war schon fort.
Als er zum oberen Ende der zum Hauptturm führenden Treppe sah, erhaschte er einen Schimmer von Goldhaar, das gleich einem Banner hinter ihr her wehte, ehe sich die Tür hinter ihr schloss.
Er hatte das Gefühl, auch in ihm wäre eine Tür zugefallen. Für immer. Es war ein Teil seines Ichs, das sich gar nicht erst hätte öffnen sollen.
Jetzt wurde ihm heimgezahlt, weil er sich auf jemanden eingelassen hatte. Es war seine Bestimmung, allein zu sein. Das hätte er nie vergessen dürfen.
Er versuchte der in seiner Brust brennenden Leere keine Beachtung zu schenken. Er musste sich auf seine Aufgabe konzentrieren, doch huschten immer wieder Bilder ihres Antlitzes durch sein Bewusstsein. Verfolgten ihn. Lenkten ihn ab.
Er betrat den Stall und sattelte rasch sein Pferd. Dass er sich für die Nachtpatrouille gemeldet hatte, erwies sich nun in doppelter Hinsicht als glücklicher Zufall – er hatte einen Vorwand, aus der Burg hinauszugelangen, und er brauchte nicht mehr zurück ins Quartier, was einen Zeitverlust bedeutet hätte. Seine wichtigen Besitztümer führte er bei sich: seine Rüstung und seine Waffen. Zusätzliche Bekleidung und ein paar persönliche Habseligkeiten konnte er zurücklassen.
Sein Plan hatte sich geändert. Er musste jetzt für immer fort – auch wenn dies bedeutete, dass Lorn erfahren würde, dass sein Plan gefährdet war. Da Anna nun die Wahrheit kannte, hatte er keine andere Wahl. Mit der Möglichkeit, dass sie ihre Meinung änderte, durfte er nicht rechnen.
Er hielt sich nicht länger als fünf Minuten im Stall auf. Sein einziger Gedanke war es, die Burg hinter sich zu lassen und zu Anna auf Distanz zu gehen. So ist es besser, sagte er sich. Er war zuvor allein gut zurechtgekommen; es würde ihm auch in Zukunft gelingen.
Er schaffte es nicht aus dem Stall hinaus. Seine Sinne warnten ihn, aber nicht rechtzeitig. Wieder einmal hatten seine Gefühle ihn abgelenkt. Obwohl es diesmal ohnehin nichts mehr ausgemacht hätte.
Als er die Stalltür öffnete, sah er sich umzingelt. John of Lorn und sein Sohn Alan neben ihm wurden von mindestens zwei Dutzend Wachposten mit blanken Schwertern flankiert.
Arthur biss die Zähne gegen den stechenden Schmerz zusammen. Er konnte es nicht glauben. Anna hatte ihn ausgeliefert.
Vielleicht hätte er damit rechnen sollen, aber er hatte es ihr nicht zugetraut. Er hatte ihre Liebe zu ihrem Vater unterschätzt und die Liebe zu ihm überschätzt.
Er hätte es nicht so stark als Verrat empfinden sollen. Und doch war es
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