Mein verführerischer Highlander: Roman (German Edition)
sie tief. Eine Entschuldigung hatte sie nicht. Sie wollte vorbringen, dass sie ihrer Sache nicht sicher gewesen wäre, doch entsprach dies nicht der Wahrheit. Als sie die Landkarte gesehen hatte, hatte sie gewusst, dass er ein Spion war.
»Es tut mir leid, Vater, aber ich wollte ihm eine Möglichkeit geben, alles zu erklären.«
Der Ton ihres Vaters traf sie wie ein Peitschenhieb.
»Na, und hat er eine befriedigende ›Erklärung‹ geliefert?«
Sie schüttelte den Kopf. Es war ihre Pflicht, ihm alles zu sagen, doch fielen ihr die Worte unendlich schwer. Arthur ist fort, beruhigte sie sich.
»Seine Loyalität gilt Bruce.« Sie hielt inne und blickte vorsichtig zu ihm auf. »Er hat gesagt, Bruce hätte die Herzen des Volkes gewonnen. Er wäre Schottlands größte Chance, sich für immer der englischen Tyrannei zu entledigen. Wir würden besiegt werden und sollten uns Bruce ergeben.«
Das Gesicht ihres Vaters rötete sich vor Zorn.
»Und du hast ihm geglaubt? Arthur Campbell hätte alles gesagt, um sich deine Zuneigung zu sichern. Du törichtes Ding, er hat dich benutzt, um entkommen zu können. Wir werden uns nie ergeben, und wir werden nicht verlieren.«
Seine Zuversicht brachte sie ins Wanken. Sie biss sich auf die Lippen und zögerte, den Rest zu berichten. Ihr Vater war schon so wütend, dass sie es nicht wagte, und doch musste sie es hinter sich bringen.
»Er hat behauptet, dass er zur Stelle war, als du seinen Vater getötet hast. Er hat alles mit angesehen.«
Das leichte Flackern seines Blickes konnte alles bedeuten, doch blieb ihr fast das Herz stehen.
»Unmöglich«, tat er ihre Worte ab. »Ich weiß nicht, was er gesehen hat, aber Colin Mor und ich waren von der Gruppe getrennt worden. Wir waren allein, als wir gekämpft haben. Jedenfalls habe ich nie bestritten, dass er durch mein Schwert gefallen ist. Oder dass mein Sieg für unseren Clan bewirkt hat, dass die Campbells ihr Land am Loch Awe verloren haben. Wenn Arthur Campbell sich deshalb rächen möchte, kann man nichts machen – aber eine Entschuldigung ist es nicht.«
Sie zwang sich, ihn anzusehen, obwohl es ihr verhasst war, Arthurs Anschuldigung zu wiederholen.
»Er hat gesagt, sein Vater hätte dich vor seiner Schwertspitze gehabt und dir Begnadigung angeboten. Du wärst einverstanden gewesen, und als er sich umgedreht hat, hättest du ihn getötet.«
Diesmal war das Flackern in seinen Augen nicht zu missdeuten. Auch die Anspannung in seiner Kinnlinie oder die weißen Linien um seinen Mund. Er war wütend.
Wütend, aber nicht so rasend vor Wut, wie es zu erwarten gewesen wäre.
Das Blut wich ihr aus dem Gesicht. O mein Gott, es ist wahr.
Das Entsetzen in ihrer Miene schien ihn zu irritieren.
»Es ist schon lange her. Ich habe getan, was ich tun musste. Colin Mor wurde zu mächtig und ist auf unser Gebiet vorgedrungen. Man musste ihm Einhalt gebieten.« Anna hatte das Gefühl, einen bekannten Fremden vor sich zu haben und den wahren Menschen zum ersten Mal zu sehen. Er war noch immer der Vater, den sie liebte, aber nicht mehr der Unfehlbare, den man nicht infrage stellte. Er war kein Gott mehr. Nein, er war sogar erschreckend menschlich. Mit Makeln behaftet und zu Fehlern fähig. Zu großen Fehlern. Grauenhaften Fehlern.
Arthur hatte recht. Es gab nichts, was ihr Vater nicht tun würde, um zu gewinnen. Selbst wenn das Wohl des Clans auf dem Spiel stünde, würde er sich von seinem Ziel nicht abbringen lassen.
»Gerade du hast es nötig, über mich zu urteilen, Tochter. Du hättest einen Verräter an deinem Clan davonkommen lassen.« Sein Ton war so hart, dass es sie erschütterte. »Weißt du denn, welchen Schaden er hätte anrichten können?« Er hatte recht. Sie hatte Arthur lieber laufen lassen, obwohl sie wusste, dass er ihrem Clan schaden konnte, doch war ihr der Gedanke unerträglich, an seinem Tod mit schuld zu sein.
»Ich wollte nicht, dass ihm etwas zustößt. Ich … er ist mir nicht gleichgültig.« Sie hielt inne. Nun erst ging ihr auf, dass ihr Vater im Konjunktiv gesprochen hatte. »Hätte können?«, fragte sie.
Der Mund ihres Vaters war verkniffen, die weißen Lippen bildeten einen scharfen Kontrast zu seinem vor Zorn geröteten Gesicht.
»Du hast Glück, dass ich eine Katastrophe abwenden konnte. Meine Leute haben Campbell umstellt, als er letzte Nacht flüchten wollte. Er hatte eine Nachricht bei sich, die seine Schuld bewiesen hat.« In seinen Augen flammte es gefährlich auf.
»Eine Nachricht, die alles
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