Mein verführerischer Highlander: Roman (German Edition)
statt.
Die Welt, wie sie sie kannte, fand jetzt ein Ende. Der Mann, den sie liebte, konnte tot oder verwundet daliegen, und doch schien hier, im Schutz der Mauern von Innis Chonnel auf der einsamen Insel im Loch Awe alles normal zu sein. Das helle Sonnenlicht ließ das leicht bewegte Wasser des Lochs schimmern, die Vögel flogen noch, und der feuchte Wind riss noch immer an ihrem Haar, als sie auf dem Hof auf und ab ging.
Sie erblickte Ewen, der aus dem Wohnturm kam.
»Schon Nachricht?«, fragte sie, obwohl sie die Antwort kannte. Sie hätte den Warnruf gehört, wenn ein Bote sich genähert hätte.
Er schüttelte den Kopf.
»Nein, noch nicht.«
Sie wusste, dass das Warten auch ihrem Bruder schwerfiel, wenngleich aus anderen Gründen. Er wollte kämpfen. Falls er ihr die Schuld für seine Verbannung nach Innis Chonnel gab, während der Kampf tobte, zeigte er es nicht.
Sie kaute an ihrer Unterlippe.
»Ich wünschte, ich wüsste, was vor sich geht.«
Er lächelte.
»Ich auch. Aber sobald es etwas zu vermelden gibt …«
»Schiffe in Sicht, Sir!« Der Ruf kam von einem der Posten auf dem hohen Turm.
Anna folgte ihrem Bruder, als dieser die Treppe zum Wehrgang hinauflief. In einiger Entfernung konnte man drei viereckige Segel ausmachen, die sich von Norden her mit hoher Geschwindigkeit näherten.
»Das ist Vater«, sagte Ewen bedrückt.
Eine böse Vorahnung jagte ihr Schauer über den Rücken.
»Was ist los? Ist etwas passiert?«
Ewen versuchte erst gar nicht, ihr die Wahrheit vorzuenthalten.
»Er würde nur hierherkommen, wenn es nötig ist.«
Nötig. Ihr Herz sank. Das konnte nur heißen, dass er sich auf dem Rückzug befand.
Sie waren besiegt!
Sie schwankte ein wenig. Ihre Beine waren plötzlich ganz weich. Die steinerne Brüstung des Wehrganges umklammernd, um Halt zu finden, sah sie die Schiffe immer näher kommen und betete um eine andere Erklärung. Jede … nur keinen Sieg Bruces.
Sie blinzelte gegen die Sonne, als sie noch etwas anderes sah.
»Was ist das?« Sie deutete auf einen Punkt hinter den Schiffen. »Dahinter?«
Aber Ewen brüllte schon Befehle.
»Angriff! Auf die Positionen!«
Die Männer rasten los, während Anna, die den Blick nicht abzuwenden vermochte, in benommenem Entsetzen die näher kommenden Schiffe beobachtete. Die Besatzung ihres Vaters schien nicht zu bemerken, dass sie verfolgt wurden.
»Hinter euch!«, rief sie laut, um sie zu warnen. Der Wind verwehte ihre Stimme.
Ewen rief zu ihr hoch:
»Anna, in Deckung! Es ist zu gefährlich. Lauf in den Turm und verriegele die Tür.«
Stumm nickte sie und tat, wie ihr geheißen. Im Inneren rannte sie in ihr Gemach im ersten Stock und direkt an das kleine Fenster. Da der Wohnturm an der südlichen Ecke der Burg stand, konnte sie die Schiffe erst sehen, als sie den Landeplatz fast erreicht hatten.
Das Herz schlug ihr bis zum Hals, während sie den Kampf verfolgte, der nun unter ihr ausgefochten wurde.
Sie konnte ihren Vater hinter seinen Männern sehen. Er schrie Befehle, als das Schiff der feindlichen Krieger …
Sie hielt inne, als ihr Herz jäh einen wilden, dumpfen Schlag tat. Dann blinzelte sie. Nein, es war kein Traum. Erleichterung erfasste sie und ließ ihr Herz wieder höher schlagen.
Arthur war am Leben.
Er steckte in fremder Kampfkleidung, Haar und Gesicht schützte ein Nasenhelm. Äußerlich war er von den anderen Kriegern um ihn herum nicht zu unterscheiden. Und doch wusste sie, dass er es war.
Gott sei Dank!
Dann traf sie plötzlich die volle Bedeutung seiner Anwesenheit. Entsetzen erfasste sie gleich einer eisigen Umarmung. Wenn er hier war, dann nur aus einem Grund.
Sie lief zur Tür. Sie musste etwas tun. Sie musste ihn aufhalten. Sie konnte nicht zulassen, dass er ihren Vater tötete.
Für Arthur war der lang erwartete Moment gekommen. Irgendwie erschien es ihm als sehr passend, dass die endgültige Abrechnung auf der kleinen Insel Innis Chonnel stattfinden sollte, im dräuenden Schatten der Burg, die einst sein Zuhause gewesen war.
Das Rennen war knapp gewesen, am Ende aber hatte Lachlan MacRuairi bewiesen, dass sein Ruhm wohl verdient war. Gegen das grelle Sonnenlicht nicht auszumachen, steuerte er unentdeckt auf Lorns zurückweichende Schiffe zu und holte die drei birlinns ein, als diese sich dem Anlegeplatz näherten.
Nun erst schoss Arthur ein Sperrfeuer an Pfeilen auf die arglosen MacDougalls ab.
MacRuairi hatte vierzig seiner Clan-Piraten um sich geschart, angesichts der dreifachen
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