Mein verführerischer Highlander: Roman (German Edition)
befehligt. Kaum haben sie den Rückzug angetreten, als er den See entlang geflüchtet ist.«
Arthur fluchte. Nach so langer Zeit sollte er im letzten Moment um die Chance gebracht werden, Vergeltung zu üben? Er wollte es nicht glauben.
»Wann?«
»Vor fünf Minuten, nicht länger.«
Dann hatte er noch eine Chance, wenn MacRuairis seemännisches Können ihm half, Lorn einzuholen. Lorn besaß drei Burgen am Loch Awe, doch die neueste und am stärksten befestigte war Innis Chonnel, die ehemalige Festung der Campbells. Dorthin würde er sich zurückziehen.
Arthur sah MacRuairi offen an.
»Na, habt Ihr Lust auf ein Rennen?«
Der Mann, der als einer der gefürchtetsten und bedrohlichsten Piraten galt, lächelte – zumindest sollte sein Mienenspiel ein Lächeln sein.
»Ich hole die Leute. Ihr sucht das Boot.«
Arthur lief schon den Fluss entlang zum Hafen. Dieses Rennen gedachte er nicht zu verlieren. Diesmal würde John of Lorn seinem Schicksal nicht entgehen.
Anna konnte nichts tun als warten. Aber dazusitzen und nicht zu wissen, was jenseits der dicken Steinmauern von Innis Chonnel vor sich ging, war die reinste Tortur. In ihrem Herzen zuckte es. Nein, keine Tortur. Es war nicht mit dem zu vergleichen, was Arthur durchmachte. Der Gedanke war ihr unerträglich, und doch konnte sie nichts anderes, als daran zu denken. Sich vorzustellen, was mit ihm geschah … Die Unsicherheit, ob er lebte oder nicht …
Es war Wahnsinn! Wie wollte ihr Onkel in die Festung gelangen, geschweige denn, ihn retten? Ich hätte mit ihnen gehen sollen. Dann würde sie wenigstens nicht im Ungewissen sein. Aber ihr Onkel hatte recht. Damit hätte sie nur ihren Bruder zurück zur Burg gelockt.
Die Stunden verstrichen allzu langsam. Wenn sie nicht in der kleinen Kapelle auf den Knien lag, versuchte sie sich zu beschäftigen.
Da die meisten der Krieger ihres Vaters im Kampf standen, war nur eine kleine Truppe von etwa zwanzig Mann als Burgbesatzung zurückgeblieben. Als ihre Gruppe am Abend zuvor (ohne vorgetäuschte Abstecher zum Bach) eingetroffen war, hatte Anna die Männer zu verschiedenen Arbeiten eingeteilt: zum Herrichten der Gemächer, zum Saubermachen in der Großen Halle und zur Bestandsaufnahme der Vorräte.
Innis Chonnel war etwa zur gleichen Zeit wie Dunstaffnage errichtet worden. Wenn auch nicht so groß, war es in der Anlage sehr ähnlich. Die viereckige Festung thronte auf einem Felsen am südwestlichen Ende der Insel. Hohe dicke Steinmauern umschlossen einen kleinen Hof. Zwei eckige Türme ragten an den Ecken auf. Der große diente als Wohnturm, der zweite beherbergte die Wachen. Zwischen ihnen stand die Große Halle. Kleinere Nebengebäude aus Holz – Mannschaftsquartiere, Waffenarsenal, Stallungen und Küchenräume – waren an die Mauer angebaut.
Sonderbar sich vorzustellen, dass dies einmal Arthurs Zuhause gewesen war. Sie hatte die Burg immer gern mit ihrem Vater besucht, nun aber fühlte sie sich hier fehl am Platz. So als sollte sie nicht hier sein. Als wäre sie ein Eindringling.
Lächerlich, wie sie wusste. Burgen gingen im Krieg oft in andere Hände über. Aber nach allem, was er ihr erzählt hatte …
Anna war hin- und hergerissen. Zwischen dem Vater, den sie noch immer liebte, aber nicht mehr als Idol anhimmelte, und dem Mann, den sie hassen sollte, aber nicht hassen konnte.
Sie wollte nicht verstehen, warum Arthur so gehandelt hatte, und doch verstand sie es irgendwie. Die Loyalität, die sein Handeln bestimmte, konnte sie nachfühlen, da sie auch ihr eigener Antrieb war. Loyalität König und Heimat gegenüber. Loyalität zu Clan und Familie.
Ja, diese im Besonderen verstand sie.
Arthur war Highlander. Blut um Blut, das war Highlander-Art. Er empfand es als Pflicht, den Tod seines Vaters zu rächen. Doch sie wusste auch, dass es mehr als Vergeltung war. Irgendwie war er noch immer der kleine Junge, der gesehen hatte, wie sein Vater starb, und glaubte, er hätte es verhindern können. Gerechtigkeit. Vergeltung. Es war auch eine Sühne.
Aber Verstehen brachte keine Antworten. Was konnte sie tun, wenn die Liebe zu dem einen Mann bedeutete, den anderen zu verlieren?
Nach einer unruhigen Nacht verbrachte sie den Tag nach der Ankunft so wie den ersten – sie betete und versuchte, sich zu beschäftigen, damit sie sich nicht den Kopf darüber zerbrechen konnte, was wohl jenseits der dicken Festungsmauern geschah. Als ob ihre Ängste um Arthur nicht ausgereicht hätten, fand auch noch eine Schlacht
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