Mein verführerischer Highlander: Roman (German Edition)
Als dritter Sohn wäre er vor Kriegsdienst eigentlich sicher gewesen. Doch nach dem Tod seiner zwei älteren Brüder – einer fiel bei Falkirk, der andere erlag einem Fieber – hatte Roger pflichtgemäß zum Schwert gegriffen. Anna war das Herz gebrochen, als er nach einer scheinbar leichten, bei Methven erlittenen Verwundung, die zu schwären begonnen hatte, gestorben war.
Anders als ihre Schwestern musste Mary sich erst für einen Ehemann entscheiden. Dass ihr Vater sie nicht drängte, war nach Annas Vermutung darin begründet, dass er sich von ihrer schönen Schwester eine vorteilhafte – vorzugsweise englische – Verbindung erhoffte. War Bruce erst bezwungen, würde ihr Vater für sie alle Ehemänner finden.
Sie spürte eine Enge in der Brust. Wenn der Krieg beendet war.
»Ich dachte, Vater würde eine Verbindung mit Sir Thomas oder einem netten, soliden englischen Baron für dich arrangieren, sobald der Kapuzenkönig unterworfen wurde«, sagte ihre Schwester nachdenklich.
»Verflixt, Juliana, das hat doch nichts mit einer Heirat zu tun. Ich kenne den Mann ja kaum«, erwiderte Anna wahrheitsgemäß. Sie fühlte sich zu ihm hingezogen – ihre Neugierde war durch seine Gleichgültigkeit über die Maßen gereizt worden –, doch war ein Highland-Krieger kein Mann für sie. Ein Leben in Ruhe und Frieden, einen Vater, der seine Kinder aufwachsen sah, das war es, was sie wollte.
Aber warum kam ihr Thomas MacNabs Gesicht plötzlich … weiblich vor? Hübsch hatte Alan ihn genannt. Sie biss sich auf die Unterlippe. Plötzlich musste sie ihm recht geben.
Sie war versucht, ihren Schwestern anzuvertrauen, worum es wirklich ging, ihr Vater aber wollte, dass sie über die Aufgaben, die sie für ihn übernahm, den Mund hielt – damit ihre Mutter es nicht erfuhr, wie sie vermutete.
Ob ihre Schwestern ihrer Erklärung Glauben schenkten oder ihrer Neckereien überdrüssig waren, weil die Wettbewerbe begannen, wusste sie nicht, doch sie war froh, als sie sich nun dem Feld unter ihnen zuwandten. Ihre Position am Rand eines felsigen Hügels ermöglichte ihnen einen perfekten Blick auf das gesamte darunter liegende Gelände.
Es war Sir Arthurs Idee gewesen, die Kämpfer nicht einfach ihre Speere auf verschiedene Ziele schleudern zu lassen, sie sollten es in voller Rüstung hoch zu Ross in gestrecktem Galopp tun.
In seinem knappen, sachlichen Ton hatte er rasch und effizient mitgeholfen, die verschiedenen Wettbewerbe zu organisieren. Sie argwöhnte, dass es teils dem Bemühen entsprang, mit ihr so rasch als möglich fertig zu werden. Was den ganzen Tag hätte dauern sollen, wie sie hoffte, war in nur wenigen Stunden erledigt. Außerdem hatte er sich der Hilfe vieler anderer Bewaffneter versichert, wohl um das Alleinsein mit ihr zu vermeiden.
Seufzend wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder der Kampfstätte zu. Nacheinander trieben die Männer ihre Pferde zum Galopp an und sprengten den Weg entlang, um ihre Speere auf die an Pfählen befestigten Zielscheiben aus Stroh zu schleudern. Bei echten Highland-Wettspielen hätte man mit Speeren Wurf- und Stoßkämpfe abgehalten. Für Letztere benutzte man einen längeren Speer, den der Reiter wie bei einem Turnier unter dem Arm festhielt.
Der Wettkampf war härter, als es aussah, da viele Speere zu weit oder zu kurz geworfen wurden. Aber einige der Wettkämpfer, darunter ihr Bruder, waren sehr gut. Sie jubelte ihm mit ihren Schwestern zu, als sein Speer genau in der Mitte der Zielscheibe landete. Allein Alexander MacNaughton, Burgvogt des königlichen Frechelan Castle am Loch Awe, tat es ihm gleich.
Sir Arthur wendete sein Pferd, um loszusprengen, und Anna rückte auf ihrem steinigen Sitz vor. Wie die anderen Kämpfer trug er einen stählernen Helm, sein Kettenhemd und einen Wappenrock mit seinen Insignien, die auch seinen Schild zierten. Sämtliche Wappen der Campbells wiesen acht Felder auf – eine Anordnung von abwechselnd schwarzen und goldenen Dreiecken – sein persönliches Wappen aber war durch den Bären in der Mitte hervorgehoben, zweifellos ein Hinweis auf das gaelische artos, von dem sein Name abgeleitet wurde.
Den Speer in der Linken, die Zügel in der Rechten, so sprengte er los. Als Linkshänder war er im Nachteil. Anders als die anderen Kämpfer musste er den Speer quer über seinen Körper ins Ziel schleudern.
Annas Puls schlug höher, als er seinem Tier die Sporen gab. Selbst begeisterte Reiterin, sah sie sofort, dass er famos im Sattel saß. Stark und
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