Mein verführerischer Highlander: Roman (German Edition)
letzter Beweis des Geschehenen.
O Gott. Ungläubigkeit vermengte sich mit Fassungslosigkeit. Was zum Teufel war eben passiert? Noch nie hatte er so die Beherrschung verloren … niemals.
Ein simpler Kuss, als Lektion für sie gedacht. Er bedeutete gar nichts. Er hatte Dutzende Frauen geküsst. Es war nichts, was ihm so hätte zusetzen sollen, nichts, das ihn so … hätte durcheinanderbringen dürfen.
Und das war er. Durcheinander. Mehr als er sich eingestehen wollte. Sie zu berühren, war ein Fehler gewesen. Was zum Teufel hatte er sich dabei gedacht?
Er hatte gar nicht gedacht. Er war wütend gewesen. Gequält. Von ihrem Flirten und Necken bis an die Grenze seiner Fassung getrieben.
Doch noch während er sich als Narren verdammte, genügte ein Blick auf ihre aufgeworfenen Lippen und geröteten Wangen, und er wünschte sich, es wieder zu tun.
Und das brachte ihn noch mehr durcheinander. So sehr, dass er sich schwor, es nie wieder zu tun.
»Nun, hat das gereicht, um Eure Neugierde zu befriedigen, Mylady?«
Sie blinzelte verwirrt.
»Was … was meint Ihr?«
Er holte tief und bebend Luft, um das wilde Hämmern in seiner Brust zu dämpfen.
»Ich meine, dass Ihr Eurem Hund zu verdanken habt, dass Eure Tugend intakt geblieben ist.« Er hielt hart und gnadenlos ihren Blick fest. »Aber seid versichert, dass Ihr nächstes Mal nicht so billig davonkommt, wenn Ihr Euer Spiel fortsetzt.«
Sie zuckte wie unter einem Schlag zusammen.
»Wie könnt Ihr das sagen? Wie könnt Ihr mich so küssen und dann tun, als bedeute es nichts? Als würdet Ihr nichts fühlen …«
»Was ich empfand, war Lust. Macht ja nicht den Fehler, mehr dahinter zu vermuten.«
Er würde nicht …
Er konnte nicht … Sie wich einen Schritt zurück. Tränen stiegen ihr in die Augen. In seiner Brust hämmerte und brannte es.
»Warum tut Ihr das? Warum wollt Ihr mit Absicht grausam sein?«
Der nahezu unwiderstehliche Drang, sie zu trösten, ließ ihn die Fäuste ballen. Er tat es ihr zuliebe – ihnen beiden zuliebe – und schützte sie vor einer unmöglichen Situation.
»Es war als Warnung gemeint. Euer kleines Spiel ist aus. Was immer Ihr hier getan habt, hat jetzt ein Ende.«
Stumm schaute sie zu ihm auf, suchte in seinem Antlitz nach etwas, das sie nie finden würde.
»Nehmt den Hund und geht«, stieß er sonderbar rau hervor.
Wortlos hob sie das Hündchen hoch und ergriff die Flucht. Er sah ihr nach, von dem Gefühl erfüllt, der Raum sei plötzlich dunkler geworden.
Erst nach einer Weile fiel ihm die Landkarte wieder ein. Er blickte zu Boden. Da lag sie, zu seinen Füßen, mit der Rückseite nach oben. Hätte sie hingesehen, wären ihr die Notizen nicht entgangen. Aber irgendwie erschien ihm die vermiedene Katastrophe geringfügiger als jene, die er nicht vermieden hatte.
Anna hatte es kaum aus dem Raum geschafft, als auch schon Tränen der Kränkung und Demütigung den Damm ihres Stolzes durchbrachen. Völlig gebrochen – nicht nur von dem Kuss, sondern auch von der darauf folgenden grausamen Zurückweisung suchte sie Zuflucht in ihrem Gemach. Er sollte nicht sehen, wie sehr er sie gekränkt hatte. Zum Glück waren alle bei der Abendtafel, denn sie wollte niemanden um sich haben.
Nachdem sie sich bei ihrer Zofe mit Kopfschmerzen herausgeredet hatte – vergebens, da diese mit einem Blick die Wahrheit erfasste, sich aber als gute Freundin mit dem Vorwand abspeisen ließ –, stellte Anna sich schlafend, als ihre Schwestern kamen. Fragen zu beantworten oder über das Geschehene zu sprechen, war das Allerletzte, was sie wollte. Sie wollte daran nicht einmal denken. O Gott, wie recht er gehabt hatte. Entsetzlich recht. Sie war eine Haaresbreite – oder in diesem Fall ein Hundejaulen – von einer Katastrophe entfernt gewesen.
Sein Kuss. Seine Zunge. Lieber Gott, die unglaublichen Empfindungen seiner Hände auf ihren Brüsten. Sie hatten sich zu gut angefühlt. Sie hatte gewollt, es solle nie ein Ende nehmen. Ihr Verlangen hatte sie mitgerissen, weit über ihre Widerstandskraft hinaus. Instinkt hatte über Vorsicht gesiegt, Lust über Verstand. Der Urdrang, sich mit ihm zu vereinen, hatte alles andere hinweggespült.
Ihr Körper hatte nach ihm gekribbelt. Hatte voll heißer Begierde seine Berührung ersehnt. Die Stelle zwischen ihren Beinen war – ihre Wangen wurden heiß – feucht.
Er hätte ihr die Unschuld rauben können und wäre auf wenig Widerstand gestoßen. Tränen flossen aus ihren Augen, ein raues Schluchzen kam aus
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