Mein verführerischer Highlander: Roman (German Edition)
ihm ein wenig Zeit zur Entspannung. Nach dem halsbrecherischen Ritt nach Norden tat das Sitzen gut. Obwohl er den Boten nur identifizieren sollte und nicht einschreiten durfte – damit MacDougall nichts merkte und Bruce künftige Nachrichten abfangen konnte –, musste er auf alles gefasst sein.
Aufgezogen wie eine Feder, war es ihm unmöglich, sich zu entspannen. Daran war nicht nur die Falle schuld, die er dem Boten stellte, sondern die Aussicht, zur Burg zurückzukehren.
Er würde sie wiedersehen.
Die Aufwallung in seiner Brust verriet ihn. Er redete sich ein, dass er diese nur verspürte, weil er sicher sein wollte, dass das Mädchen wohlauf war – und nicht, weil er sie sehen wollte. Nicht, weil er nicht aufhören konnte, an sie zu denken. Und ganz sicher nicht, weil sie ihm fehlte.
So dumm konnte er nicht sein.
Noch einen Monat, sagte er sich. Halte dich ein paar Wochen von ihr fern, und alles ist vorbei. Sobald die Identität des Boten enthüllt war, würde er versuchen, etwas über den Schlachtplan der MacDougalls in Erfahrung zu bringen. Und wenn die Schlacht begann, war seine Mission beendet. Er würde ohne einen Blick zurück gehen.
Als ihm bewusst wurde, dass er seit dem Morgen nichts gegessen hatte, holte er ein Stück Trockenfleisch und einen Hafermehlfladen hervor und sättigte sich. Mit Wasser aus dem Bach, das er in seinen Schlauch füllte, spülte er seinen Imbiss hinunter. Gedankenverloren ließ er den Blick über das Grasland schweifen.
Sein Herz tat einen heftigen Sprung. Einen Augenblick lang stand er wie angewurzelt da. Verlangen wuchs heiß in ihm, ein Sehnen, so heftig, dass es ihm den Atem raubte. Wie ein Verhungernder sah er, wie das Mädchen, das seine Gedanken die ganze Woche beherrscht hatte, Gestalt annahm und kein Traum mehr war. Sie war noch ein gutes Stück entfernt, die Kapuze ihres Mantels verhüllte ihr goldenes Haar, und doch wusste er, dass sie es war. Er spürte ihre Nähe in seinen Knochen. In seinem Blut.
Mit angespannten Nerven sah er, wie sie einem kleinen Boot entstieg und den Pfad vom kleinen Pier zum Klostergebäude entlangging.
Er bemühte sich, ihr Gesicht im schwindenden Tageslicht auszumachen. Das Verlangen, sie zu sehen und sich zu vergewissern, dass ihr nichts zugestoßen war, ließ ihn beinahe vergessen, wo er sich befand. Er trat einen Schritt vor, ehe ihm bewusst wurde, was er getan hatte.
Fluchend glitt er wieder hinter den Baum, ehe jemand bemerkte, dass er wie ein liebeskranker Idiot dastand.
Was zum Teufel hatte sie hier zu suchen?
Sie hatte ihren Korb bei sich, und wieder befand sie sich in Begleitung nur eines Bewachers. Das Mädchen besaß das einzigartige Talent, zur falschen Zeit am falschen Ort aufzutauchen. So wie vor der Kirche von Ayr …
Er erstarrte. Die Wahrheit traf ihn wie ein Keulenhieb.
Nein, ausgeschlossen.
Aber er glaubte nicht an Zufälle. Entweder besaß Anna MacDougall die unheimliche Neigung dort aufzukreuzen, wo sie nicht hätte sein sollen, oder sie war die Überbringerin der Nachrichten.
Sie ist die Botin.
Die Nachrichten waren im Korb versteckt, begraben unter Backwerk oder was immer sie mit sich führte. Ihm fiel ein, wie zappelig sie im Dorf gewesen war. Wie sie ihm das Baby aufgedrängt hatte und mit dem Korb in die Küche gegangen war. Wie sie erbleichte, als er äußerte, dass der Geruch ihrer Küchlein seinen Appetit weckte.
Und sie war es gewesen, die in Ayr das Geld hätte abholen sollen.
Er hatte die Wahrheit die ganze Zeit über vor seiner Nase gehabt. Wie hatte er nur so blind sein können?
Um seinen Mund erschien ein harter Zug. Er kannte den Grund: Er hatte sie unterschätzt. Zweimal. Weil sie hübsch, jung und unschuldig war, weil sie so verletzlich und süß wirkte, weil sie ein Mädchen war, hatte er ihre Anwesenheit in jener Nacht nie hinterfragt – auch nicht, als er erfuhr, dass sie ihn ausspionierte. Verdammt, einfach brillant. Frauen als Kuriere zu verwenden. Er dachte an die Frauen, die er in die Kirchen gehen und wieder herauskommen gesehen hatte. Er hatte ihnen keinen zweiten Gedanken geschenkt. Sie waren ihm durchs Netz geschlüpft.
Er hätte Bewunderung empfinden können, wäre er nicht von einer weit größeren Erkenntnis verzehrt worden. Sein Blut gefror, und es lief ihm kalt über den Rücken.
Beim Kreuz Christi, wie konnte ihr Vater sie derart benutzen? Hätte Arthur es nicht ohnehin geplant, hätte er MacDougall dafür töten können, weil dieser sie in so große Gefahr
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