Mein verführerischer Highlander: Roman (German Edition)
ihr Vater hervor, sichtlich verärgert über ihre Frage, die er für töricht hielt. »Die Engländer rücken nur ganz langsam vor. Mit ihrem Haushaltssilber und den Möbeln würden sie Wochen brauchen, um so weit nach Norden zu gelangen. Selbst wenn Edward seinen Sinn ändert, würde es lange dauern, die Truppen um sich zu scharen. Der Kapuzenkönig und seine Banditen würden hier sein, ehe die Engländer Zeit haben, ihre Karren mit ihrem Luxuskram zu beladen.«
Anna bemühte sich, den Zorn ihres Vaters nicht persönlich zu nehmen. Er hatte allen Grund zornig zu sein. Ihr Gegner rückte gegen sie vor, und niemand kam ihnen zu Hilfe. Wie König Edward hatte auch der Earl of Ross noch nicht auf ihre Bitte um Verstärkung reagiert.
Es wurde allmählich schmerzlich klar, dass sie sich Bruce allein würden stellen müssen – achthundert Mann gegen die gemeldeten dreitausend des Usurpators.
Angst schnürte ihr die Kehle zu. Die MacDougalls waren tapfere Kämpfer und ihr Vater einer der besten Militärstrategen Schottlands, aber konnten sie es mit dieser Übermacht aufnehmen? Ihr Vater hatte schon zuvor Bruce beinahe besiegt, aber damals hatte der geächtete König mit nur ein paar hundert Mann vor der viel größeren Streitmacht ihres Vaters die Flucht ergriffen. Diesmal waren die MacDougalls die zahlenmäßig Unterlegenen.
Einerlei, dachte sie wütend. Ihr Vater würde siegen. Ein MacDougall wog fünf Rebellen auf.
Aber auch wenn sie sich noch so oft sagte, John of Lorn könne es mit der größten Übermacht aufnehmen, konnte sie die leiseste, winzigste, in ihrem loyalen Herzen aufkeimende Möglichkeit einer … Niederlage nicht ausschließen.
Niederlage.
Ein Schauer überlief sie. Daran nur zu denken, erschien ihr als Verrat. Sie durfte es nicht zulassen. Die mit einer Niederlage verbundenen Folgen waren zu schrecklich. Alles, was ihr teuer war, alle ihre Träume von einer glücklichen Zukunft schienen nun auf einer Nadelspitze – oder in diesem Fall auf einer Schwertspitze zu balancieren. Der winzigste Anstoß konnte alles zu Fall bringen.
Die dicken Steinmauern der Burg erschienen ihr plötzlich wie fragile Glasscheiben, von Zerbrechen bedroht.
Ihre Lage war düster – sogar verzweifelt. Aber es gab einen Weg, wie sie zur Verbesserung beitragen konnte.
Die Zeit schien stillzustehen. Geballte Angst zog ihren Magen zusammen. Das nervöse Flattern in ihrer Brust verstärkte sich, als ihr klar wurde, was sie tun musste. Die Antwort hatte schon seit Monaten im Hintergrund ihrs Bewusstseins gelauert, sie hatte sich aber geweigert, sie in Betracht zu ziehen.
Ihre Finger umklammerten die Falten ihres Mantels, als suche sie Halt an einem Tau.
»Was ist mit Ross?«, fragte sie leise. »Er hätte noch Zeit zu kommen.«
Ihr Vater warf ihr einen scharfen Blick zu.
»Ja, aber wie ich schon gesagt habe, wird er es nicht tun.«
Lag in seinem Blick Zurechtweisung? Bereute er jetzt, dass er ihr die Wahl gelassen hatte?
Anna holte tief und bebend Luft, bemüht, das Rasen ihres Pulses zu dämpfen. Eine dünne Schweißschicht bildete sich auf ihrer eiskalten Haut. Ihre Brust war so eng, dass sie kaum atmen konnte. Alle Instinkte wehrten sich gegen das, was sie vorschlagen wollte. Aber sie hatte keine andere Wahl. Ein Ehemann war für das Überleben des Clans ein geringer Preis. Wenn nötig würde sie auch den Teufel zum Mann nehmen.
»Wie wäre es, wenn ich ihm Grund gäbe, alles noch einmal zu überdenken?«
Der Blick ihres Vaters hielt ihren fest. Der nachdenkliche Ausdruck in seinen Augen verriet ihr, dass er ahnte, was sie vorschlagen würde – vielleicht hatte er es sogar selbst schon erwogen.
»Wie wäre es, wenn ich mich mit einer persönlichen Bitte an den Earl wende?« Sie hielt inne. Mit blutleeren Fingern hielt sie den Wollstoff des Mantels fest im Griff. Das wahnsinnige Hämmern ihres Herzschlags dröhnte ihr in den Ohren. Ihr Magen revoltierte. Es ist in Ordnung. Ich werde dafür sorgen, dass es funktioniert. So schrecklich ist er nicht. Sir Arthur war groß, muskulös, dunkel und gut aussehend, und in seiner Nähe war sie nicht nervös. Vielleicht hatte sie ihr Unbehagen gegenüber Kriegern überwunden.
Sir Arthur. Sie spürte ein Ziehen im Herzen. Vor ihren Augen blitzte sein Antlitz auf, sie verdrängte es. Er bedeutete ihr nichts. Hatte ihr Herz auch kurzzeitig für ihn geschlagen, so war es nun nicht mehr von Bedeutung. Auch wenn es anders gewesen wäre, hatte er ihr seine Gefühle – oder ihr
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