Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition)
denen zwei neben ihren Fahrzeugen standen und sie erschrocken anstarrten, während der dritte sich auf dem Schneewall über Alex’ Schneemobil beugte und sich am Motor zu schaffen machte.
Sarah zielte mit ihrem Skidder direkt auf die Schneemobile der drei Schmuggler und schloss die Augen erst, als sie mit explosivem Knallen Metall auf Metall prallen hörte. Der Skidder bäumte sich auf, als seine massiven Räder die Schneemobile überrollten. Gefährlich schwankend zermalmte er sie mit schauderhaftem Gekreische. Als Sarah die Augen wieder öffnete, sah sie, dass sie auf den gefrorenen Bach zuhielt, unvermindert schnell, da der Zusammenstoß dem Skidder nichts hatte anhaben können.
Laute Rufe hinter ihr ließen vermuten, dass die Männer rechtzeitig ausgewichen waren. Sarah schrie auf und duckte sich instinktiv, als plötzlich etwas die Heckscheibe über ihrem Kopf zerschmetterte. Wieder ertönte ein scharfer Knall, etwas prallte vom Metallgestänge links von ihr ab; die Glassplitter der Seitenscheibe rieselten in die Kabine.
Allmächtiger, diese Typen schossen auf sie!
Sarah hatte gute Lust, zu wenden und die Schurken noch einmal anzugreifen. Stattdessen drehte sie das Lenkrad nach rechts und pflügte in den Wald, als erneut eine Kugel den Metallrahmen traf. Sarah zog die Handbremse, sobald sie im Wald war, doch raste der Skidder mit unvermindertem Tempo weiter.
Er wollte einfach nicht langsamer werden. Sie fuhr über
kleine Bäume, schaffte es, größeren auszuweichen, und prallte von jenen ab, denen sie nicht ausweichen konnte, bis sich der Wald dann auf einen kleinen Pfad öffnete, der sich die Bergflanke entlang in die Höhe wand.
Der Weg war nicht viel breiter als ihr gelbes Monstrum, doch sie fühlte sich mittlerweile beim Lenken verdammt sicher. Ihr Herz machte einen Satz, als sie Alex’ Schneeschuhspuren entdeckte.
»Okay, mein Held«, sang sie, als sie wie ein geübter Waldarbeiter über den schmalen Weg holperte. »Mal sehen, ob ich dich nicht vor den bösen …« Das Dach der Fahrerkabine prallte plötzlich gegen einen dicken, über den Weg ragenden Ast.
Unbeirrt und dröhnend rumpelte ihr Gefährt weiter, offensichtlich intakt bis auf ein paar spinnwebartige Risse in der Windschutzscheibe. »Hurra!«, rief Sarah frohgemut. »Wer behauptet, dass Heldinnen nicht ihre Helden retten können?«
Alex blieb in der Mitte der vereinzelten Schneemobilspur stehen, der er gefolgt war, und zog den Reißverschluss seiner Jacke auf; der Aufstieg hatte ihm tüchtig eingeheizt. Nachdenklich schaute er sich um, da er den Geruch von Rauch wahrzunehmen glaubte. Er war zu weit von zu Hause entfernt, um den Rauch des Brennholzes von ihrem Kamin riechen zu können, selbst wenn der Wind aus dieser Richtung gekommen wäre. Und ein Waldbrand war mitten im Winter praktisch ausgeschlossen, wenn … ja, wenn er nicht absichtlich gelegt worden war.
Alex ging in seiner Spur ein Stück zu einer Anhöhe hinunter,
von der aus er den Wald unter sich überblickte. Der See war unter der tief hängenden Wolkendecke kaum auszumachen, und das Stück Wald, das er einsehen konnte, bot sich dar wie immer. In diesem Moment nahm er wieder den Rauch wahr und hörte zugleich von Weitem das gedämpfte Motorengeräusch eines schweren Fahrzeugs irgendwo am Hauptforstweg.
Hatte Grady sich entschlossen, ihre Arbeitsgeräte schon heute fortzuschaffen? Aber erst mussten sie ihren alten Einschlagplatz in Ordnung bringen, was den ganzen Tag in Anspruch nehmen würde. Das tiefe, schwere Geräusch kam näher, und Alex identifizierte es als einen Skidder-Motor, der auf der Zufahrt zu ihrem neuen Einschlaggelände unterwegs war. Da stimmte etwas nicht. Es war nicht das gewohnte gleichmäßig an- und abschwellende Geräusch eines Skidders beim Arbeitseinsatz, sondern es klang, als würde jemand mit Vollgas ohne Schlepplast daherbrausen. Tatsächlich wurde Alex an seine haarsträubende Fahrt mit Sarah erinnert – an jenem Tag, als er entdeckte, dass sie vom Autofahren keine Ahnung hatte.
Seine Nackenhaut spannte sich.
Nein. Das konnte nicht sein. Sarah saß wohlbehalten zu Hause, die Arme vermutlich bis zu den Ellbogen in einer Teigschüssel, während sie im Fernsehen eine ihrer Koch-Shows verfolgte. Sie bretterte nicht den Whistler’s Mountain mit einem Skidder hinauf. Das Vehikel im Schuppen hatte ein Problem mit der Batterie und sprang wahrscheinlich gar nicht an.
Ein lautes Krachen rollte den Hang wie gedämpftes Donnergrollen herauf,
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