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Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition)

Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition)

Titel: Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Chapman
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»Also los, jetzt geh schon!«
    Er sah zu, wie sie sich zwischen zwei dicke Wurzelstränge des Baumes drückte und ein paar gebrochene Zweige als Sichtschutz um sich aufhäufte, dann ging er in die Hocke und umfasste ihre Wange. »Ich verspreche dir, dass ich komme, Sarah«, sagte er leise. »Wir sind mit dem Roman noch nicht zu Ende. Ich weiß noch immer nicht, ob Willow ihren Duncan heiraten wird.«
    »Aber natürlich«, flüsterte Sarah und schmiegte sich in seine Hand. »Es ist ja ein Liebesroman, da sind alle glücklich  – für immer und ewig.«
    Alex schüttelte den Kopf und sah sie eindringlich an. »Da wäre ich mir nicht so sicher. Es ist immerhin möglich, dass Willow nicht wagt, ihr Herz aufs Spiel zu setzen.«
    »Das tut sie bestimmt. Sie liebt ihn.«
    »Bist du dir da so sicher?«
    Sarah fasste nach seiner Hand. »Ganz sicher.«
    Alex strich ihr mit dem Daumen über die Lippen, küsste sie auf die Stirn, dann stand er auf und ging um den Baum herum. Sarah neigte sich vor und sah, wie er mit einem Zweig ihre Fußspuren verwischte, bis er bei seinen Schneeschuhen angelangt war. Dann blickte er zu ihr. »Ich baue darauf, dass dir nichts zustößt, Sarah.«
    »Das gilt auch für dich«, sagte sie und winkte ihn fort.
    Alex nahm seine Schneeschuhe und machte sich auf den Weg, den Schmugglern entgegen. Sarah sah ihm nach, bis er außer Sichtweite war, dann saß sie da, mit geschlossenen Augen an den Baum gelehnt, die Knie angezogen, damit sie aufhörte zu zittern. Ja, sie würde hier ausharren – aber nur, weil sie Alex Rückendeckung geben musste. Der Mann aus den Höhlen würde an ihr nicht vorbeikommen, keinesfalls!
    Eine Handvoll Schnee fiel von einem Ast herunter und landete in ihrem Kragen, der Wind wehte ihr den scharfen Geruch des Feuers zu, das Haus der Knights schien bis auf die Grundmauern abzubrennen. Sarah schlug die Hände vors Gesicht. Sie hatte ihr Ziel erreicht, sie hatte Alex warnen können, aber wenn sie darauf bestanden hätte, ihn zu begleiten, wäre sie ihm womöglich tatsächlich im Weg gestanden. Sie verharrte also zusammengekauert unter dem Baum und betete um die sichere Rückkehr ihres Mannes, während sie den Pfad zu den Höhlen hinauf im Auge behielt.
    Keine zehn Minuten später ließ ein Schuss sie zusammenzucken, ein scharfer Knall, der von den umliegenden Hängen widerhallte. Knapp fünf Minuten später ertönte wieder ein Schuss, dann vernahm sie zwei weitere in rascher Folge. Dem durchdringenden Echo folgte ominöse Stille. Der kalte
Wind, der in den Baumwipfeln heulte, ließ Sarah angstvoll erschaudern. War Alex angeschossen worden? War er gezwungen gewesen, auf die Männer zu schießen?
    Wenig später wurde sie gewahr, dass sie nicht nur den Wind, sondern von Weitem das Motorengeräusch eines Schneemobils hörte. Nur kam es nicht von unten, sondern von oben. Sarah duckte sich in das Wurzelgeflecht der Fichte, als das Gefährt sich näherte. Beklommen sah sie, dass das Schneemobil keinen Meter von ihrem Versteck entfernt anhielt.
    Da der laufende Motor mit seinem Dröhnen alle Geräusche übertönte, die sie womöglich verursachte, wagte Sarah, sich umzudrehen; nun sah sie, dass der Mann absaß und an den Rand der Felsklippe trat.
    So, jetzt oder nie, lautete ihre Losung. Sie konnte es schaffen. Ja, das konnte sie! Sarah wagte sich hinter dem Baum hervor, schlich sich hinterrücks an den Mann an und erreichte ihn, als er einen Schritt nach vorn machte, um über die Kante zu spähen. Sie stieß mit aller Kraft zu.
    Mit einem erschrockenen Aufschrei drehte sich der Mann um. Er rang um sein Gleichgewicht, die Arme wie Windmühlenflügel schwenkend, dann stürzte er rücklings ins Leere. Sarah, die so entsetzt war wie er, blickte ihm nach, als er den Steilhang hinunterkullerte, von Gestrüpp und schneebedeckten steinigen Erhebungen abprallte, bis der zerschmetterte Skidder ihn schließlich aufhielt. Mit einem geradezu surrealen Gefühl der Teilnahmslosigkeit und beträchtlichem Schuldbewusstsein beobachtete sie, wie er sich langsam aufsetzte und aufzustehen versuchte, ehe er umfiel und nach seinem verrenkten Bein fasste.
    Erleichtert, dass sie ihn nicht getötet hatte, warf Sarah einen Blick auf das mitten auf dem gespurten Pfad stehende Schneemobil, dessen Motor noch immer lief. Dann blickte sie den Weg hinunter und versuchte abzuschätzen, wie viel Zeit vergangen sein mochte, als ein vereinzelter, von unten kommender Schuss sie zusammenzucken ließ.
    Sollte sie Alex folgen

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