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Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition)

Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition)

Titel: Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Chapman
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und ich möchte dabei mit ihm allein sein.«
    »Aber Delaney und Tucker. Sie werden es nicht verstehen!«
    Er deutete mit einem ihrer Kleidungsstücke auf sie. »Lassen Sie meine Kinder aus dem Spiel oder Sie werden es bereuen, dass Sie je geboren wurden.«
    Sarah drehte sich zur Kommode um. Heiliger Himmel, er war übergeschnappt! Aus persönlicher Erfahrung wusste sie, wie wütend Männer werden konnten, wenn sie meinten, manipuliert worden zu sein – besonders von einer Frau. Und sie würde lieber den Rest der Nacht damit verbringen, den kalten, dunklen Wäldern zu trotzen, als dem Zorn dieses Mannes ausgesetzt zu sein.
    Sarah zog also einen Großteil ihrer Unterwäsche und Socken heraus, ging ans Bett und ließ sie in den Koffer fallen, ohne ihn dabei eines Blickes zu würdigen. Sie lief noch einige Male hin und her und stopfte alles, was sie nur unterbringen konnte, in den Koffer und in den Rucksack, der neben der Kommode gelegen hatte.
    Die ganze Zeit über spürte sie Alex’ dunkle, anklagende Augen auf sich, und erst als sie den Koffer zuschnappen ließ und den Reißverschluss des Rucksacks zuzog, griff er sich die zwei Gepäckstücke und ging damit zur Tür hinaus. »Sie haben zwei Minuten Zeit«, sagte er und stakste in die Küche. »Dann verpasse ich Ihnen einen Tritt, dass Sie hier rausfliegen, und zwar egal, was Sie am Leibe tragen.«
    Sarah nahm die Sachen, die sie beiseitegelegt hatte, lief zur Badezimmertür und schloss sie. Doch das Anziehen erwies sich als schwierig, da sie heftig zitterte. Als sie sich vorbeugte
und versuchte, in ihr Höschen zu schlüpfen, bemerkte sie das Blut an ihrem Schenkel. In dem Moment verlor sie den spärlichen Rest ihrer Fassung, und sie fing lautlos an zu weinen.
    Wie hatte alles nur so schrecklich, so grässlich schiefgehen können? Vor noch nicht einmal zwölf Stunden hatte sie sich emsig in der Küche zu schaffen gemacht und Vorbereitungen für das Thanksgiving-Essen getroffen; es sollte für die Familie zu einem besonderen Erlebnis werden.
    Nun ja, es handelte sich ja nicht wirklich um ihre Familie, oder?
    Sarah fuhr in ihre Jeans und zog den Reißverschluss hoch, dann ging sie ans Bett und setzte sich, um sich die Socken anzuziehen. Ihr Buch lag auf dem Nachttisch, und sie griff danach, um es mit aller Kraft an die Wand zu werfen. »Alles deine Schuld, Rachel Foster!«, zischte sie. »Du hast mir diesen Blödsinn in den Kopf gesetzt. In der realen Welt gibt es keine Helden; und Klugheit und Selbstsicherheit bringen eine Frau bloß in Schwierigkeiten!«
    »Die Zeit ist um«, brüllte Alex durch die Tür.
    »Sofort!«, rief Sarah zurück und wischte sich mit dem Handrücken das Gesicht ab. »Ich ziehe gerade meine Socken an!«
    Sie stand auf, atmete tief durch, öffnete hoch erhobenen Hauptes die Tür und durchschritt die Küche. An der bereits geöffneten Hintertür hielt sie inne, zog Jacke und Stiefel an, nahm Rucksack und Koffer und schob die Drahtgittertür auf, ohne sich umzublicken. Die Tür fiel hinter ihr zu, als die Innentür geschlossen wurde, und Sarah überlief es eiskalt, als sie hörte, wie der Riegel vorgeschoben wurde.
    Sie stand da und blinzelte in die schwarze Nacht, bis sich ihre Augen allmählich an die Dunkelheit gewöhnt hatten und sie die Umzäunung des Hofes ausmachen konnte. Sie sah die vier Pick-ups, die neben dem Maschinenschuppen parkten, dann stieg sie die Verandastufen hinunter und ging in Richtung Zufahrt. Am Waldrand blieb sie stehen, zog den Reißverschluss ihrer Jacke bis ans Kinn hinauf, schulterte den Rucksack und hob den Koffer hoch, bevor sie dann die acht Meilen nach Oak Grove in Angriff nahm.

5
    E s war das Wasser, das ihn weckte. Kaltes Novemberwasser direkt aus dem See, wie Alex sofort erkannte, als er mit einem lauten Schrei auffuhr; Gradys bevorzugte Waffe, wenn er auf einen seiner Söhne wütend war. Heute verriet die Miene seines Vaters, dass er vor Wut raste, so sah es jedenfalls aus. Seine Augen fühlten sich an, als wären sie voller Sand, und die helle Morgensonne erschwerte es ihm, seinen Blick zu fokussieren. Und der Vorschlaghammer, der in seinem Kopf dröhnte, war auch keine Hilfe.
    »Schön, dich zu sehen, Dad«, krächzte Alex, dessen Kehle nach dem Wasser lechzte, das ihm in die Augen floss.
    »Was zum Teufel hast du angerichtet?«, brüllte Grady. »Vor nicht mal zehn Stunden habe ich mit dir geredet, und da hast du gesagt, alles wäre in Butter und du würdest Sarah gegenüber deine besten Manieren an

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