Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition)
den Tag legen.« Er deutete mit dem Finger auf Alex. »Wo ist sie? Und was tust du in ihrem Bett?«
Alex zog eine Braue hoch. »Ich bin am Leben und unversehrt.«
»Das sehe ich. Wo ist Sarah?«
Alex zog die andere Braue hoch. »Meine Frau, meinst du?«
»Ja, deine Frau, du Esel! Sie ist fort, und ein Großteil ihrer
Sachen auch.« Er deutete auf den Schrank und beugte sich dann über ihn. »Wo ist sie?«
Alex schloss die Augen. »Ich habe sie hinausgeworfen«, flüsterte er. »Ich habe ihr gesagt, sie soll im Hotel in Greenville bleiben, bis sie von dir hört.«
Sein Vater erwiderte nichts, doch als Grady sich umdrehte und hinausmarschierte, sah Alex eine Zornesader an seiner Schläfe hervortreten. Er setzte sich im durchweichten Bett auf. Sein Körper war so schlaff wie die Laken. Das war noch immer nicht die Heimkehr, wie er sie sich erwartet hatte. »Wo sind Delaney und Tucker?«, fragte er, nachdem er endlich ächzend aufgestanden und in die Küche gegangen war.
»In Oak Grove bei Ethan«, antwortete Grady, der an der Spüle stand und aus dem Fenster starrte.
»Aber warum denn das? Du weißt doch, dass ich es kaum abwarten kann, sie wiederzusehen.«
Grady warf einen finsteren Blick über die Schulter. »Ich mag ja alt sein, aber bei Verstand bin ich schon noch.« Er drehte sich um und sah Alex aus zusammengekniffenen Augen an. »Nach unserem gestrigen Gespräch ging es mir durch den Kopf, dass du mit Sarah hier die ganze Nacht über allein sein würdest, und ich habe befürchtet, du würdest womöglich etwas sagen oder tun, das sie aus der Fassung bringen könnte.« Er nickte, als Alex ihn gekränkt anschaute. »Ich habe Ethan deshalb die Anweisung erteilt, in Oak Grove zu landen, und habe mir Marys Kombi für die Fahrt hierher geborgt.« Er trat einen Schritt näher heran. »Hast du nicht bis zu unserer Ankunft abwarten können, damit wir alles besprechen? Wohin hast du sie gebracht?«
»Nirgendwohin. Ich sagte, sie solle ihre Sachen packen und nach Greenville verschwinden.«
Grady erbleichte. »Wann war das?«, flüsterte er. »Wann ist sie gegangen?«
»So um drei Uhr morgens«, erwiderte Alex mit verwirrtem Stirnrunzeln. »Ich sagte, sie solle einen der Wagen nehmen. Du würdest sie dann am Samstag in ihrem Hotel in Greenville aufsuchen.«
Gradys aschfahles Gesicht wandte sich dem Fenster zu, dann sah er wieder Alex an. »Sie hat keines unserer Fahrzeuge genommen, mein Sohn«, sagte er leise. »Sarah kann nämlich nicht Auto fahren.«
»Wie bitte?« Alex warf einen Blick hinaus. Alle vier Pick-ups standen neben dem Maschinenschuppen. Er sah seinen Vater an. »Was soll das heißen: Sie kann nicht fahren?«
»Sie hat ihr ganzes Leben auf Crag Island verbracht. Die Insel ist zwei Meilen lang und eine Meile breit, sie hat nie lernen müssen, ein Auto zu steuern.« Grady kam noch näher und stieß Alex mit dem Finger gegen die Brust. »Du hast vor drei Stunden eine wehrlose Frau acht Meilen fern der Zivilisation hinaus in die Nacht getrieben. Du gehst jetzt los und suchst sie, verstanden?«
Alex wich zurück und rieb sich die Brust. »Diese Frau ist nicht wehrlos. Die hat mehr Schneid als ein Kerl. Gestern hat sie mich betrunken gemacht und dann verführt, damit sie ihr lukratives kleines Geschäft hier nicht verliert.«
Grady warf einen Blick auf die Schlafzimmertür, bevor er wieder Alex ansah. Sein Gesicht ließ ein tiefes Rot sehen. »Sarah ist ja nicht mal Pauls Flirtversuchen gewachsen. Sie hat ganz sicher nicht den Mumm, eine Verführung zu inszenieren.
Sie war acht Jahre lang mit einem tyrannischen Monstrum verheiratet, ich kann mir also nicht vorstellen, dass sie sich allzu viel aus Männern macht.«
»Verheiratet?«, wiederholte Alex. »Das hat sie dir eingeredet? Sie soll Witwe sein?« Er kniff die Augen zusammen. »Sie war, verdammt noch mal, Jungfrau! Und wenn das nicht beweist, wie weit sie geht, um meine Ehefrau zu bleiben, dann bist du wahrhaftig ein alter Mann.«
Grady erbleichte wieder. »Sie war Jungfrau? O Gott«, flüsterte er. »Was hast du da angestellt?« Er schüttelte den Kopf. »Sarah hat keinen einzigen berechnenden Knochen in ihrem Leib. Sie hat sich so heftig in Delaney und Tucker verliebt, dass sie gewillt war, einen Toten zu heiraten, um diesen Kindern Schutz zu gewähren.«
Alex massierte seine dröhnenden Schläfen. Verdammt. Was hatte er tatsächlich angestellt? Und warum hatte die Frau nicht gesagt, dass sie keinen Führerschein besaß?
Weil sie Todesangst
Weitere Kostenlose Bücher