Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition)
geglückt war? Und darüber, dass er offenkundig wieder einen landen wollte? Zum Kuckuck, warum stieß sie ihn nicht einfach in den See?
»Keine Sorge«, fuhr sie fort, bevor er noch etwas sagen konnte, obwohl er nicht zwei zusammenhängende Worte herausgebracht hätte, selbst wenn er gewollt hätte. »Meine Haut fühlt sich weich an, aber im Lauf der Jahre habe ich mir ein dickes Fell zugelegt. Keiner dieser Männer wollte mehr als ein erotisches Abenteuer. Ich habe bald erkannt, dass ein Körper wie der meine dafür geschaffen ist, Phantasien zu stillen – für die Ehe allerdings nicht.«
Es fehlten nur Sekunden, und Alex hätte sich in den See gestürzt.
Wieder lächelte sie, und ihr Gesicht war hinreißend schön im Mondschein, als sie zu ihm aufblickte. »Wenn es so wichtig ist, dass ich dir vergebe, was in der ersten Nacht geschehen ist, dann vergebe ich dir hiermit, Alex. Und ich werde Grady zuliebe so lange bleiben, dass unsere Ehe echt wirkt. Aber weiter wird es zwischen uns beiden nicht gehen. Für
eine Affäre bringe ich den Mut nicht auf, und eine zweite lieblose Ehe stehe ich nicht durch.«
Sie sah ihn erwartungsvoll an, aber verdammt noch mal, was hätte er sagen sollen? Dass er ein noch größerer Esel war als Roland?
Ihre Brust hob und senkte sich auf sein Schweigen hin. Sie zuckte resigniert eine zarte Schulter, dann drehte sie sich um und ging wortlos den Steg hinunter. Alex konnte nur zusehen, wie Sarah über den Rasen schritt, vom Mondschein umspielt, bis sie in den Schatten neben dem Haus verschwand.
Sie wollten ja nicht mehr als ein erotisches Abenteuer, hatte sie ganz nüchtern gesagt. Ein Körper zum Stillen von Phantasien? Verdammt, Sarah hatte seine Phantasie wahrhaftig beflügelt, seit er an jenem ersten Tag die Küche betreten hatte.
Alex drehte sich mit einem frustrierten Seufzer zum Wasser um. Von wegen sich wie ein Esel fühlen; sie hatte seine Absichten richtig durchschaut. Allerdings hatte diese Frau keine Ahnung von Männern, wenn sie es wagte zuzugeben, dass ihr der Mut zu einer Affäre fehlte.
Sie hatte nicht gesagt, dass sie nicht wollte, nur dass sie Angst davor hatte. Die meisten Männer hätten dies als direkte Herausforderung betrachtet. Aber wenn er es so auffasste, was war er dann?
Alex schnaubte. Dann war er nicht besser als diese verdammten Bastarde, die Sarah jahrelang mit ihren Anträgen verfolgt hatten.
9
S arah zwang sich, in aller Ruhe den weitläufigen Rasen vor dem Haus zu überqueren, bis sie die dunklen Schatten erreichte und somit in Sicherheit war. Dann lief sie los und behielt ihr Tempo bei, bis sie am vorderen Hof anlangte, wo sie mit der Hand auf ihrem rasenden Herzen endlich stehen blieb.
Alex Knight begehrte sie!
Nun, er würde sie nicht bekommen, verflixt. Sie war zu einer Ehe gedrängt worden, ohne sich über die Folgen im Klaren zu sein; sie würde sich nicht zu der Ansicht verleiten lassen, dass sich diese Ehe besser gestalten würde.
Sarah stand außerhalb des Lichtscheins der Verandalaterne und beobachtete durch die Küchenfenster Delaney und Paul beim Geschirrspülen. Alex hatte nicht gesagt, dass er diese Ehe zu einem Dauerzustand machen wollte; er hatte nur zugegeben, dass er sie begehrte.
Sarah steckte die Fäuste in die Taschen und schüttelte stumm den Kopf. Morgen würde sie diese ganzen verdammten Liebesromane in den Müll werfen und nie wieder so ein törichtes Traumgespinst kaufen. Sie verwandelten ihr Gehirn in Matsch und setzten ihr mit ihren Märchen Flausen in den Kopf, bis sie sich schließlich Dinge wünschte, die für sie unerreichbar waren. Diese Romanheldinnen waren
nicht klug und überlegen, sie waren vielmehr schön dumm, denn sie warfen sich immer dem erstbesten gutaussehenden Mann an den Hals, auf den ihr Blick fiel. Ein Happy End gab es nur in Büchern.
Sarah betrachtete Grady, der am Tisch saß und in aller Ruhe seinen Tee schlürfte. Morgen wollte sie dieses alte Schlitzohr zur Rede stellen und verlangen, er solle seinen Söhnen endlich reinen Wein einschenken und ihnen sagen, dass sie die Sport-Lodge wiedereröffnen wollte. Sie musste dieses Haus möglichst rasch verlassen, um von Alex Knight wegzukommen, bevor sie womöglich die Dummheit beging, sich tatsächlich in ihn zu verlieben.
Die Lodge war angeblich winterfest. Die Leute, die sie geleitet hatten, bevor Grady die Anlage erwarb, hatten die Hütten im Winter an Eisfischer und Schneemobilfahrer vermietet. Da sie ihr Unternehmen ganzjährig öffnen
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