Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition)
und Magazine, in denen sie inserieren konnte. Die letzte Liste – die mit dem Startkapital – machte ihr als Einzige noch immer Sorgen. Sie brauchte viel mehr als diese schäbigen achttausend zusammengesparten Dollar, von denen tausend bereits investiert waren – in Material für Quilts, für Tischwäsche und für Vorhänge, die sie schon fix und fertig genäht hatte.
In dem kleinen Boot der Knights war sie im Frühherbst etliche Male das Seeufer hinaufgefahren, während die Männer bei der Arbeit und die Kinder in der Schule waren, um dann die Fenster abzumessen und eine Aufstellung der noch brauchbaren Möbel und Ausrüstungsgegenstände vorzunehmen. Die Hütten waren gut ausgestattet, meist mit alten Stücken, was Sarah auf die Idee gebracht hatte, sie in der Werbung als nostalgisch angehauchte einsame Waldhütten anzupreisen. Bis jetzt hatte sie drei Quilts, einige Tischtücher und Vorhänge für zwei Hütten gefertigt.
Aber es war gar nicht so einfach, ein Unternehmen heimlich, still und leise zu planen. Sie musste Handtücher, Bettwäsche und neue Matratzen bestellen, und sie hätte viel mehr Zeit fürs Saubermachen und Streichen der Wände aufwenden müssen. Ja, morgen wollte sie sich Grady vorknöpfen und ihn …
»Sarah! Sarah, wo bist du?«
Sarah fuhr so erschrocken auf, als sie Alex rufen hörte, dass sie den Mund voll Wasser bekam, als sie prustend untertauchte. Verflixt! Ständig war er auf der Suche nach ihr!
Sie wollte auf keinen Fall, dass er sie hier im Whirlpool fand. Nicht nackt. Nicht mit Brüsten, die ihr um die Ohren trieben.
»Ich komme gleich!«, rief sie und drehte sich um, denn sie wollte aus dem Whirlpool in die Finsternis flüchten.
»Vielleicht sollte ich stattdessen kommen«, sagte er leise. Seine amüsierte Stimme kam aus knapp drei Metern Entfernung.
Rasch ließ Sarah sich zurück ins Wasser plumpsen und verschränkte in einer Art Fötushaltung die Arme über den Brüsten, obwohl es rundum stockfinster war und sie die Unterwasserbeleuchtung nicht eingeschaltet hatte. »Verschwinde«, stieß sie zähneknirschend hervor. Der an einem nahen Baum lehnende Alex war als Silhouette kaum zu erkennen.
»Das war aber ein hurtiger Abstecher ins Haus, um deinen Badeanzug zu holen.«
»Verschwinde!«, wiederholte sie und ließ sich noch tiefer ins Wasser sinken, als er das Deck betrat. »Ich habe nichts an.«
»Wirklich?«, flüsterte er.
Als Sarah sah, dass er an die Schalter fassen wollte, wölbte sie die Hände und ließ eine Welle gegen seine Brust und sein Gesicht spritzen – just in dem Moment, als die Düsen ansprangen und sie plötzlich durch die Wanne schoss. Sie streckte die Hände aus und schlug auf die Schalter ein, bis
das Gewoge abflaute und nur blubbernde Bläschen übrig blieben.
»Warum tust du das?«, prustete sie und klammerte sich an den Rand des Whirlpools.
»Weil du mich unten am Steg wahnsinnig gemacht hast«, brummte er, zog sein Hemd aus der Hose und bückte sich, um sich das Gesicht mit dem Hemdzipfel abzuwischen.
»Welch eine Neuigkeit!«, sagte Sarah mit einem Blick zu ihren Sachen auf der Bank hinüber; sie schätzte ihre Chancen ab, sie zu erreichen, ohne sich nackt präsentieren zu müssen. »Ich habe dich von Anfang an wahnsinnig gemacht.«
Er richtete sich auf und sah sie so finster an, dass seine markanten Gesichtszüge im unregelmäßig einfallenden Mondlicht etwas Drohendes hatten. »Ich bin kein Lustmolch und möchte nicht mit deinem übrigen Fanclub in einen Topf geworfen werden.«
»Ach, dann entschuldige mich bitte«, sagte sie liebreizend und rutschte unauffällig näher zur Bank, »wenn ich dich missverstanden habe, als du mich gefragt hast, was falsch daran sei, wenn zwei Erwachsene, die sich einig sind, sich im Mondschein küssen; und dann hast du noch gesagt, dass du mich begehrst.«
Sarah war sich nicht sicher, aber sie glaubte, zwei rote Flecken auf seinen Wangen zu erkennen. »Das war als Kompliment gedacht«, murmelte er und strich sich durch sein nasses Haar.
Als Sarah eine Handvoll von ihren Kleidungsstücken erwischte, wollte Alex sie mit einem Satz daran hindern, sie aber hastete durch den Whirlpool, wobei sie ihre Sachen
durchs Wasser mit sich zog – den Rücken ihm zugekehrt. »Verzeih, dass ich dich falsch eingeschätzt habe«, sagte sie und fand in dem nassen Bündel ihren durchweichten Pulli. »Ich habe Mühe, Ordnung in meine Gedanken zu bringen.«
Sie zerrte sich ihren klitschnassen Pulli über den Kopf, zog
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