Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition)
Kopfschütteln. »Grady hat überall herumerzählt, dass du Sarah vergangenes Frühjahr kennengelernt hättest, als du auf Crag Island eine Bleibe für die Sommerferien gesucht hast. Und dass du nicht bis nach deiner Rückkehr aus Brasilien warten wolltest und sie letzten Montag per Ferntrauung geheiratet hättest.«
»Ich habe letztes Frühjahr zwei Wochen in Brasilien verbracht und habe diese verdammte Baustelle besichtigt«, erklärte Alex ruhig und warf Sarah einen finsteren Blick zu, ehe er sich wieder John zuwandte. »Ich hatte von Crag Island nie etwas gehört, bis ich irgendwann von Dad erfuhr, dass die Familie dort den Sommer verbringen sollte.«
John rieb sich den Nacken und zog die Stirn kraus. »Er muss versucht haben, Delaney und Tucker zu schützen«, dachte er laut nach. »Du sagtest, er hätte von deinem Tod am Samstag erfahren?«, fragte John, und Alex nickte. »Er hat also nichts verlauten lassen, bis Sarah dann schließlich mit dir verheiratet war, damit sie die Kinder adoptieren konnte. Dann hat er noch drei Tage abgewartet, bis er deinen Tod bekanntgab.«
»Er wollte die Kinder schützen? Ja wovor denn? Ich habe vor meiner Abreise ein Testament gemacht und Ethan zum Vormund meiner Kinder bestimmt, falls mir etwas zustoßen sollte.«
John legte nachdenklich den Kopf zur Seite. »Vielleicht
um sie vor deinen Schwiegereltern zu schützen?«, verlieh er seiner Vermutung Ausdruck. »Wir alle wissen, dass Charlottes Eltern dein Testament angefochten hätten, um sich die Kinder zu sichern. Sie haben ja bereits nach Charlottes Tod versucht, die Vormundschaft zu erkämpfen. Grady muss Rogers überredet haben, die Papiere zu frisieren, um dich mit Sarah verheiraten zu können, bevor die Nachricht von deinem Ableben bekannt wurde. Auf diese Weise verringerte er die Chancen deiner Schwiegereltern bei einem Streit um die Vormundschaft.«
Beide Männer sahen Sarah an, die ihre Hände auf den Magen drückte und vor Angst leichenblass geworden war.
»Mr. Tate, das dürfen Sie niemandem sagen«, gab sie gepresst von sich, während ihr Blick zwischen Alex und John hin und her wanderte. »Wenn die Wahrheit herauskommt, wird Grady große Schwierigkeiten bekommen, weil er die Papiere manipuliert hat. Und Richter Rogers müsste von seinem Amt zurücktreten.« Sie kam näher heran und schaute Alex in die Augen. »Wir dachten, Sie wären tot, und Sheriff Tate hat ganz recht. Grady befürchtete, die Eltern Ihrer verstorbenen Frau würden Ansprüche auf die Kinder erheben. Er wollte Delaney und Tucker weitere Aufregungen ersparen.«
»Und deshalb hat er Sie gedrängt, mich zu heiraten und dann die Kinder zu adoptieren?«, flüsterte Alex, der seinen Ohren nicht trauen wollte. Die Schrecken des Dschungels waren nichts gemessen an dem Schlamassel, in das er nun geraten war.
Sein Vater sowie ihr guter Freund, Richter Elroy Rogers, ganz zu schweigen von ihrer mitschuldigen Haushälterin,
würden vor Gericht landen, wenn er bei dieser wahnwitzigen, wenn auch erstaunlich gut ausgeklügelten Verschwörung nicht mitmachte. Und seine Kinder würden ein noch größeres Trauma durchstehen müssen.
»Grady war verzweifelt«, erklärte Sarah, wobei sie noch einen Schritt näher herantrat. »Er dachte dabei nur an die Kinder.«
»Und Sie?«, fragte Alex ganz leise, da seine aus Verzweiflung geborene Wut ihm die Brust einschnürte. »Haben Sie an meine Kinder gedacht, Sarah? Oder schwebte Ihnen eher eine angenehme Zukunft als meine Witwe vor?«
»Das ist unnötig, Alex«, schaltete sich John ein. »Sie ist ja nicht Charlotte.«
Alex drehte sich zu John um. »Nein? Aber wer ist sie denn eigentlich?«
»Deine Frau«, stieß John hervor. Er steckte die Daumen in seinen Gürtel und erwiderte den finsteren Blick seines Freundes. »Zumindest bis Grady wieder da ist und entscheiden kann, was man in dieser … dieser …« Johns Kampfgeist brach zusammen. Er warf Alex einen letzten ratlosen Blick zu, ehe er sich an Sarah wendete. »Ich werde niemandem gegenüber ein Wort verlauten lassen, das verspreche ich. In meinen Augen ist das eine persönliche Angelegenheit, die außerhalb der Familie keinen etwas angeht.«
»Danke«, sagte sie mit einem Nicken und drehte sich wieder zur Küchentheke um. »Ich gehe joggen«, erklärte sie plötzlich und nahm schon im Gehen die Schürze ab. Den Kopf hielt sie gesenkt, so dass ihr das Haar ins Gesicht fiel und es verdeckte, als sie an John und Alex vorüber hinaus auf die Veranda und weiter
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