Mein verräterisches Herz: Roman (German Edition)
einem Neugeborenen umgehen sollte. Sie würde sich im Fernsehen mehr Sendungen zum Thema Gesundheit anschauen müssen. Sie hatte zwar ein paar Beiträge über Geburten gesehen, allerdings immer mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass diese Themen erst irgendwann später für sie von Interesse sein würden.
Nun, irgendwann war jetzt.
Sarah legte die gesunde Hand auf ihren Leib und unterbrach ihr Selbstmitleid mit einem breiten Lächeln. Ein Wunder geschah in ihr. Im Moment war es vermutlich nur so groß wie eine Rosine, und doch war es schon ihr und Alex’ Baby.
Also, welche Gefühle hegte sie nun wirklich hinsichtlich Alex und seinem Beitrag dazu?
Tja … wenn sie ihr Kind schon mit jemandem teilen musste, so war Alex Knight der beste Vater, den Sarah sich erhoffen konnte. Das Baby würde in eine wundervolle Familie hineingeboren und an einem interessanten, schönen Ort aufwachsen. Sie konnte ihr Kind großziehen und gleichzeitig auch ihre Sport-Lodge betreiben, oder nicht?
Warum also dieser schreckliche Schmerz in ihrer Brust? Sie kam zu dem Schluss, dass es nicht Angst war, die ihr die Brust eng machte, sondern … Bewusstheit. Vielleicht sogar Vorfreude, die schmerzhaftes Verlangen in ihr weckte. Sie
sehnte sich danach, mit Alex wirklich Sex zu haben: bewusst und mit Lust.
Sarah rührte sich ruhelos. Es würde geschehen; sie hatte seine Absicht in der schier vibrierenden Luft gespürt, als Alex sie auf den Kotflügel ihres Wagens gehoben und sie geküsst hatte, als wäre es ihm ernst – als küsste er nicht nur ein hübsches Gesicht, das zu einem phantastischen Körper gehörte, sondern als küsste er sie selbst.
»Musst du Pipi machen?«, fragte Delaney gähnend.
»Ich denke schon«, antwortete Sarah lächelnd. »Ist die Sonne schon aufgegangen? Wie spät ist es?«
Die Matratze geriet in Bewegung. »Halb sieben«, verkündete Delaney. Auf Sarah landete eine zweite Decke, als ihre kleine Pflegerin aufstand. »Und es schneit schon wieder. Ich höre Daddy in der Küche. Ich werde dir beim Anziehen helfen, dann gehe ich hinauf und mache mich für die Schule fertig.«
»Ich habe dich lieb, Delaney«, flüsterte Sarah. »Danke, dass du bei mir geschlafen hast.«
Die Reaktion auf ihre Äußerung war Schweigen. »Darf ich dich Mom nennen, Sarah?«, flüsterte Delaney unsicher.
Sarah spürte, wie ihr wieder Tränen in die Augen stiegen. »Aber sicher, Süße«, sagte sie mit belegter Stimme. »Das wäre mir sehr lieb.«
»Ich weiß, dass deine Heirat mit Daddy nicht echt war«, sagte Delaney. »Aber auch wenn ihr euch scheiden lasst, bleibst du meine Mom. Ja?«
»Ja«, stimmte Sarah leise zu. »Dein Dad kann die Adoption nicht anfechten, ohne deinen Großvater in Schwierigkeiten zu bringen.«
Das war das zweite Schlamassel, das sie mit der Zeit in Ordnung bringen mussten; aber Sarah hatte das Gefühl, dass Delaney reif genug war, um damit umgehen zu können. Tucker würde nicht so viel Verständnis aufbringen. Für die Kinder war das alles sehr verwirrend.
»Also komm, Mom«, sagte Delaney, deren Schritte Sarah nun um das Bett tappen hörte. »Jetzt heißt es aufstehen, und du musst dich anziehen, damit ich in der Küche dafür sorgen kann, dass Dad den Toast nicht verbrennt. Ein Wunder, dass wir die Zeiten zwischen den einzelnen Haushälterinnen überlebt haben.«
Sarah lachte leise, runzelte aber plötzlich die Stirn, als sie merkte, dass sie nicht verbrannten Toast roch, sondern – ach du liebe Güte! – sie roch Zwiebeln, die bei großer Hitze anbrannten. Was wollte Alex zubereiten? Sie musste wirklich an sich halten, um nicht zu fluchen. Sarah schaffte es dann ins Bad, indem sie sich auf Delaney stützte. Sie wusch sich und humpelte zurück ins Schlafzimmer, wieder mit Delaney als Stütze. Als sie es schließlich mit vereinten Kräften geschafft hatten, Sarah anzukleiden, hätte sie am liebsten laut geschrien, doch brachte sie es noch zuwege, bis in die Küche zu humpeln.
Plötzlich wurde sie hochgehoben und zu einem Stuhl am Tisch getragen. »Guten Morgen, Sonnenschein«, sagte Alex, als er sie auf dem Stuhl absetzte. »Wie fühlst du dich heute?«
»Wahrscheinlich besser als meine Bratpfanne«, schoss sie zurück. »Um diesen Zwiebelgeruch wegzukriegen, werde ich sie eine Woche lang in Natriumbikarbonat einweichen müssen.«
»Huch, da braucht jemand eine Glückspille«, erwiderte er mit einem Lachen, und eine winzige Pille wurde an ihre Lippen geführt und ihr ein Glas in die heile Hand
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