Mein verruchter Marquess
sie schon geahnt hatte, aber nicht hatte benennen können - dass Max keinesfalls offen zu ihr gewesen war.
Daphne kam sich so dumm vor! Sie hatte mit ihm gelebt, hatte gewacht, geschlafen, gegessen und gebadet mit ihm, hatte Tag und Nacht mit ihm verbracht, und doch hatte sie einen verdammten langen Monat gebraucht, um zu merken, dass ihr Mann noch eine ganz andere Seite hatte, von der sie noch nichts geahnt hatte!
Sein Vertrauensmissbrauch traf sie wie ein Stich ins Herz. Sie hatte ihm alles gegeben, und er hatte ihr Vertrauen verspottet. Daphne zitterte vor Wut und vor Angst. In welche dunklen Machenschaften war er verwickelt, dass er so geheimnisvoll tun musste? Es musste etwas Schlimmes sein - warum sonst sollte er versuchen, es zu verbergen?
Panik stieg in ihr auf, als sie das Gefühl bekam, die Kontrolle über ihr Leben verloren zu haben, ja, schlimmer noch, ganz unter seiner Kontrolle zu stehen. Doch sie rang die Angst nieder und klammerte sich stattdessen an die Kraft, die der Zorn ihr verlieh.
Ein Pferd von dem verdammten Tattersall? Am liebsten hätte sie ihn gepackt, ihn geschüttelt, den Lügner. Sie blickte in den Schlafraum und überlegte, ob sie gleich hingehen, das Versteck öffnen und nachsehen sollte, um was es tatsächlich ging.
Sie hielt inne, lauschte darauf, ob er vielleicht zurückkam. Stattdessen hörte sie jemand anderen kommen, und das konnte nicht Max sein. Dazu waren die Schritte zu leicht und zu schnell. In diesem Moment klopfte es an ihrer Schlafzimmertür, die ohnehin nur angelehnt war.
„Ja?", stieß sie hervor.
Ein Hausmädchen spähte hinein. „Mylady, der Küchenchef Joseph bittet Sie, herunterzukommen und Ihre Meinung zu der Mandelsuppe zu äußern."
Obwohl sie es kaum fertigbrachte, sich auf die Vorbereitungen für die Gesellschaft an diesem Abend zu konzentrieren, zwang sie sich zu nicken. Dann stieß sie sich von der Wand ab, steckte Carissas Brief in ihre Rocktasche und folgte dem Mädchen zurück in die Küche. Während der ganzen Zeit dachte sie darüber nach, was sie als Nächstes tun sollte.
Vielleicht hat es gar nichts zu bedeuten, versuchte sie sich einzureden. Er war ihr Herr und Gemahl, und war es daher nicht seine Aufgabe, wichtige Informationen zurückzuhalten, die für sie als Frau nicht bestimmt waren?
Aber alles in ihr wehrte sich dagegen, das Gesehene einfach so abzuschütteln. Tief in ihrem Innern wusste sie, dass es sich um etwas Wichtiges handelte, und vermutlich um etwas Böses, in Anbetracht der Umstände, die er auf sich nehmen musste, um sie im Dunkeln zu lassen.
Abscheu stieg in ihr auf, umso heftiger, als sie sich daran erinnerte, wie gründlich er in ihrem Leben nachgeforscht hatte, ehe er beschloss, sie zu umwerben. Er hatte versucht, alles über sie in Erfahrung zu bringen, ehe er entschied, dass sie die Richtige für ihn war. Und als Gegenleistung hatte sie nur Geheimnisse und Betrug bekommen. Sie schüttelte den Kopf über sich selbst.
Dieser verlogene, doppelgesichtige Teufel.
Nun, offenbar hatte es keinen Sinn, Max auf seine Lügen anzusprechen, bis sie herausgefunden hatte, was genau er vor ihr verbarg. Sie konnte nicht glauben, dass er ihr so etwas antat, aber warum sollte sie ihren Atem damit vergeuden, Antworten oder Erklärungen zu verlangen?
Geschickt wie er war, würde der Teufelsmarquess sie nur belügen, bis sie ihm die Beweise vorlegte. Dieser gerissene Bursche konnte sich aus allem herausreden. Aber diesmal war er zu weit gegangen.
Sie hatte dazugelernt. Wenn er Heimlichtuereien mochte, bitte, dann sollte er sie bekommen.
Es war weitaus klüger, auf einen passenden Moment zu warten und selbst in dem kleinen Versteck nachzusehen.
Sie wagte kaum darüber nachzudenken, was sie dort finden könnte, aber für den Augenblick entschied sie, kein Wort darüber zu verlieren und durch nichts zu verraten, dass sie ihm auf die Schliche gekommen war, bis sie die Gelegenheit bekam, selbst herauszufinden, was vor sich ging.
17. Kapitel
Virgil hatte keine Details genannt, aber offensichtlich war Drake noch einmal gesehen worden. Als Verbindungsmann seiner Gruppe hatte Max den Befehl erhalten, sich umgehend zum Anwesen der Westwoods zu begeben und Lady Westwood, Drakes lieber alter Mutter, alles an Informationen zu entlocken, was er nur konnte.
Sein besonderes Ziel bestand darin zu erfahren, ob die Countess irgendeinen Kontakt zu ihrem Sohn hatte, der für tot gehalten wurde. Schließlich war es durchaus denkbar, dass Drake seiner
Weitere Kostenlose Bücher