Mein verruchter Marquess
bis zu einem der Schlafzimmer im oberen Stockwerk, und als sie ihn endlich fand, verführte er sie.
Das wurde zu einem Spiel zwischen ihnen, doch es gab noch vieles andere zu tun. Während Max das Haus verließ, um ein wenig zu jagen, schrieb sie ihrer Familie, die sie zu Weihnachten besuchen würde.
Vor allem freute sie sich darauf, dass ihre beiden kleinen Stiefschwestern das Landleben kennenlernten.
Sie schrieb auch an Carissa und berichtete ihr heiter davon, wie ihr die Hofkleidung angemessen wurde, roter Samt mit Borten und einem zierlichen Diadem, das für sie gearbeitet wurde mit den Silberkugeln und Erdbeerblättern, die ihrem neuen Rang entsprachen.
Schließlich war König George sehr krank, sodass jederzeit damit gerechnet werden musste, dass er tot umfiel. In diesem Fall würde sie die vollständigen Insignien ihres neuen Ranges für die Krönung des neuen Herrschers brauchen, wann immer Gott es für passend hielt, den armen verrückten König zu sich zu rufen.
An jenem Tag in der traditionellen Garderobe zu erscheinen war natürlich Pflicht für die gesamte Aristokratie, und Max wäre nicht Max gewesen, hätte er nicht darauf bestanden, dass für diesen unvermeidlichen Tag alles vorbereitet war.
Er hatte auch mit dem berühmten Porträtmaler Sir Thomas Lawrence eine Vereinbarung getroffen, der Anfang des Jahres kommen und sie malen sollte. Wenn ihr Porträt fertig war, dann würde es über dem Kamin im Speiseraum hängen, und, wie sie vermutete, irgendwann in die Galerie der Familienahnen aufgenommen werden.
Mit jedem Tag wuchs ihr Stolz, zu dieser Linie zu gehören. Natürlich wusste sie, dass sein Vater und sein Großvater eine ungesunde Neigung zu Karten und Würfeln gehabt hatten.
Aber was immer die Leute in London über ihren sogenannten Teufelsmarquess denken mochten, hier auf dem Land sahen die Menschen das vollkommen anders.
Vielleicht wussten sie hier nicht, dass er ein führendes Mitglied des Inferno Clubs war. Oder vielleicht war er hier entspannter und mehr er selbst. Daphne wusste nur, dass die Menschen im Umkreis von mehreren Meilen ihn liebten und wertschätzten.
Was neue Fragen in ihr aufwarf. Das Rätsel, das ihn umgab, schien noch undurchdringlicher zu werden, und je mehr sie ihn mit jedem Tag lieb gewann, desto fester wurde ihr Entschluss, dieses Rätsel zu lösen.
Als der Oktober in den November überging, stellte sie fest, dass sie immer noch nicht mehr über ihn wusste. Und je angestrengter sie darüber nachdachte, desto mehr beunruhigte sie das.
Sie wusste, sie hatte das ganze Leben Zeit, um ihn kennenzulernen. Zweifellos würde in einigen Jahren jeder von ihnen den Satz des jeweils anderen beenden können. Aber im Moment fühlte sie sich, als würde sie - so glücklich sie auch miteinander waren - immer wieder gegen die unsichtbare Barriere stoßen, die ihn umgab. Als würde er sie in seinem Herzen willkommen heißen - aber nur bis zu einem gewissen Punkt.
Daphne wusste nicht, was hinter dieser Barriere lag. Sie wusste nur, dass sie sich nicht gern aussperren ließ. Das gab ihr ein unbehagliches Gefühl, denn vielleicht erwartete sie schon ein Kind von ihm, auch wenn es noch zu früh war, um dies mit Gewissheit sagen zu können.
Jedenfalls war es Zeit für eine Gegeneinladung, nachdem sie alle Nachbarn in der Umgebung besucht hatten.
Daphne plante ihre erste Dinnerparty als verheiratete Frau, und zwar für Anfang Dezember. Ehe sie die Einladungen verschickte, begann sie, mit dem Chefkoch des Hauses über das Menü zu sprechen.
Als sie das Reich des Kochs besuchte, bemerkte sie, dass Wilhelmina und der junge Mann nicht aufhören konnten, einander anzusehen, während sie über die besten Speisen der Saison für dieses große Ereignis sprachen. Sie unterdrückte ein Lächeln. Wie es schien, bahnte sich da ein wenig Zuneigung an.
Manche Herrin wäre vielleicht ärgerlich geworden, doch Daphne freute sich. Jetzt, da sie selbst die Liebe kennengelernt hatte, wollte sie, dass jeder sie erlebte, vor allem eine junge Frau, die ein so gutes Herz hatte wie ihre treue Zofe. Der Koch schien ein solider junger Mann zu sein, und eine Frau, die einen Koch heiratete, würde wenigstens niemals hungern müssen.
Als sie Willie ein paar Tage später dabei ertappte, wie sie einen Kuchen probierte, den der junge Mann nur für sie gebacken hatte, neckte sie sie deswegen, und Willie gestand schüchtern die erblühende Freundschaft.
Die Zwillinge waren herzlich aufgenommen worden. Beide
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