Mein verruchter Marquess
stundenlangen, schweigend verbrachten Reise.
Daphne war nicht sicher, welche Anweisungen Max dem Fährer gegeben hatte, aber er brachte sie zu einem einsamen Kai nur einen Steinwurf von Strand entfernt. Dort hielten sie an und stiegen von der Kutsche in ein kleines Ruderboot um, das auf sie wartete.
„Setz dich vorn hin", sagte Max.
Dann stieg der stämmige Kutscher von seinem Bock herunter und half, den gefesselten Gefangenen in das schaukelnde Boot zu bringen. Max schob ihn in die Mitte des Bootes.
„Ruhig bleiben." Er selbst setzte sich ans Heck und nickte Daphne kurz zu.
Dann stieß er das Boot mit einem Ruder von der Anlegestelle ab, während der Kutscher ihnen nachsah.
Daphnes Herz schlug viel zu schnell, als sie stromabwärts trieben, immer schneller auf die Themse zu. Die Brise wehte ihr das Haar aus dem Gesicht. Sie umklammerte den Rand des Bootes, blickte nach hinten und sah Max'
entschlossenes Gesicht.
Er tauchte die Ruder ins Wasser und ließ das Boot ungefähr eine halbe Meile stromabwärts fahren. Dann lenkte er sie zu der Rückseite eines alten Gebäudes am Flussufer. Sie fuhren unter einer niedrigen Brücke hindurch, bis sie ein schweres, hölzernes Tor erreichten.
Das Boot schaukelte, als Max sie zu einem dicken Strick lenkte, der mit einem Gewicht beschwert war. John stöhnte inzwischen. Es klang, als wäre er seekrank. Daphne warf einen besorgten Blick zurück, doch Max beachtete das Leid des anderen gar nicht.
Er zog ein paarmal an dem Strick. Daphne begriff, dass es sich um eine Art Signal handeln musste, damit jemand auf der Innenseite das Tor öffnete.
Die Antwort erfolgte schnell. Ein lautes Geräusch ließ sie erschrocken zusammenfahren, dann erfolgten ein Schlag und ein Knarren, ehe sich das hölzerne Tor zu öffnen begann.
Schnell ruderte Max darunter hindurch, zu einer dunklen Höhle, die unterhalb des Gebäudes lag. Gleich darauf schloss sich das Tor hinter ihnen. Staunend sah Daphne sich um.
Wo bin ich hier?
Das Wasser wurde jetzt nicht mehr von der Strömung bewegt, sondern lag ruhig da, als Max weiterruderte, bis sie einen kleinen steinernen Bootsanleger erreichten, an dem eine einzelne Fackel brannte.
„Wo sind wir?", setzte sie an, doch gleich darauf ertönte lautstarkes Gebell. Eine Kette klirrte vernehmlich, als ein großer schwarzer Hund, der aus Leibeskräften bellte, hervorsprang, als wäre er verwandt mit Zerberus, dem dreiköpfigen Hund, der den Hades bewachte.
Max rief dem schwarzen Ungeheuer etwas in einer fremden Sprache zu, und es verstummte sofort. Dann sagte er noch etwas, und das Tier änderte sein Verhalten vollkommen.
Mit großen Augen sah Daphne zu, wie der Hund sich schüttelte und dann schwanzwedelnd auf Max zusprang. Ihr Herz klopfte noch immer wie rasend, als das Tier sich setzte, wie es ihm befohlen wurde, und nur noch mit dem Schwanz wedelte.
Noch einmal sah Max sie ernst an. „Bleib hier, während ich mich um ihn kümmere. Geh nirgendwo hin. Beweg dich nicht von der Stelle."
Daphne warf einen unbehaglichen Blick zu dem Hund; sie hatte nicht vor, den Weg des Tieres zu kreuzen. „Keine Sorge. Ich gehe nirgends hin."
Nun wandte Max sich an John. „Aufstehen." Er löste die Augenbinde des Mannes, damit der sehen konnte, wohin er trat, ohne ins Wasser zu fallen, löste aber nicht die Fesseln um dessen Hände.
Daphne versuchte ihr Möglichstes, das Boot ruhig am Dock zu halten, als die beiden Männer ausstiegen. Der Hund knurrte den Fremden an, doch nach einem weiteren Befehl von Max legte das Tier sich wieder hin und hechelte nur.
Max führte den Diener John über den Anlegesteg und einen steinernen Tunnel hinauf, der unter dem Haus entlangführte oder was immer sich darüber befinden mochte. Daphne sah ihnen nach in die Dunkelheit und bekam eine Gänsehaut. Noch immer hatte sie keine Ahnung, was hier vor sich ging. Sie bemühte sich nach Kräften, ihre Angst im Zaum zu halten, aber sie begann sich ernsthaft zu fragen, wer der Mann eigentlich war, den sie geheiratet hatte.
Als aus der Dunkelheit ein metallischer Laut zu hören war, stellte der Hund die Ohren auf. Daphne schluckte schwer, doch gleich darauf erschien Max wieder, ganz in Schwarz gekleidet. Der Schein der Fackel betonte seine kantigen Züge.
Er erteilte dem Hund einen Befehl und zeigte auf die Wand. Das Tier erhob sich und trottete dorthin. Dann trat er ans Boot und streckte ihr die Hand entgegen.
Daphne ergriff sie und stieg aus.
„Was hast du mit dem Diener
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