Mein verruchter Marquess
einen strafenden Blick zu.
„Diese Art von Benehmen widerspricht Ihrem Plan. Und als Ihre Gemahlin würde ich das niemals dulden. Ein Gentleman nimmt nicht teil an der Ausbeutung von Frauen."
Bei ihrem strengen Tonfall sah Max sie ein wenig erstaunt an, obwohl er geahnt hatte, dass das kommen würde.
Hm. Er senkte den Kopf, um betreten zu wirken und seine Belustigung zu verbergen. Sie war eine perfekte Dame, und die Sache mit dem Bordell konnte ihnen zum Problem werden. Ihr missbilligender Blick ließ daran jedenfalls keinen Zweifel.
Wenn er ihr aber den wahren Grund nannte, warum er an jenem Tag dort gewesen war, dann würde es alles nur noch schlimmer machen. Was für ihn eine normale Vorgehensweise war, musste jedem Zivilisten bizarr erscheinen. Außerdem, hätte er sie nicht überwacht, dann wäre sie der Bucket-Lane-Gang in die Hände gefallen.
Max bedauerte nichts. Stattdessen seufzte er und wählte von zwei Möglichkeiten die weniger schlechte. „Wissen Sie, meine Liebe, ich habe nie behauptet, ein Heiliger zu sein. Ich gestehe, ich habe meine Junggesellenzeit ausgekostet. Ebenso will ich mein Eheleben auskosten."
„Sie wollen sich also ändern?"
„Jawohl. Und ich denke, Sie könnten einen guten Einfluss auf mich haben", sagte er mit bezaubernder Ernsthaftigkeit.
„Tatsächlich", gab sie zurück.
„Ich schwöre Ihnen, wenn wir erst verheiratet sind, werde ich solche Orte nie wieder aufsuchen. Ich gebe Ihnen mein Wort darauf."
„Das werden Sie bestimmt nicht", meinte sie. „Und was ist mit dem Club, dem Sie angehören - wie heißt er gleich? Der Inferno Club? Werden Sie den aufgeben, wenn ich Sie heirate?"
Verblüfft sah er sie an, dann schüttelte er den Kopf und schob eigensinnig das Kinn vor. „Das kann ich nicht."
„Warum nicht?"
„Daphne, diese Männer sind wie Brüder für mich. Sie sind die einzigen wahren Freunde, die ich habe." Er spürte einen Anflug von Schuldgefühl, doch er hatte nicht vor, seine Tarnung aufzugeben.
Nicht einmal seine Schwester kannte die Wahrheit. Max begriff, dass er viel von Daphne verlangte, aber es kam nicht infrage, ihr von dem Orden zu erzählen. Sie musste seine Besuche in Dante House akzeptieren und es dabei belassen.
„Ich bitte Sie, mir zu vertrauen." Er wählte seine Worte sorgfältig, doch die Ironie, die darin lag, sie um so etwas zu bitten inmitten all der Lügen, die zu erzählen er gezwungen war, lastete schwer auf seinem Gewissen. „Die Dinge sind nicht... nicht immer so, wie sie scheinen, Miss Starling."
Etwas in seinem Blick musste ihr gezeigt haben, ihn nicht weiter zu drängen, oder vielleicht erinnerte sie sich auch daran, dass er die Befragung durch ihren Vater bestanden hatte.
Max hatte Lord Starling nur einen Ausschnitt der Wahrheit gestanden, nämlich dass seine Reisen und sein geheimes Wirken dem Wohle Englands dienten.
Er hatte dem Viscount untersagt, irgendeiner lebenden Seele davon zu erzählen, auch nicht Daphne, zu ihrer eigenen Sicherheit.
Sie sah ihn eine Weile an, versuchte, ihn zu durchschauen, so gut sie es vermochte, aber dann schüttelte sie den Kopf und wandte sich ab. „Ich weiß nicht."
„Daphne." Er sehnte sich danach, sie zu berühren, nur ihre Wange zu streicheln und sie wissen zu lassen, dass er sie wirklich begehrte, auch wenn er ihr nicht alles versprechen konnte. Doch er streckte nicht die Hand aus. Er durfte sie nicht erschrecken.
Sie hielt den Kopf gesenkt, verschränkte die Finger auf dem Schoß, als müsste sie jedes Wort genau abwägen, das sie sagte. „Ich versichere Ihnen, Mylord, dass ich häufig an Sie gedacht habe, seit Sie mir in der Bucket Lane das Leben gerettet haben. Aber die Art, wie sie damit umgingen, kann ich nicht gutheißen."
„Warum nicht?", fragte er.
„Es fühlt sich alles ein wenig zu heimlich an." Bekümmert sah sie ihn an. „Ich war Zeugin, wie Sie Albert und seine Brüder auf dem Ball unter Ihre Gewalt brachten, und jetzt haben Sie offenbar Ihren Einfluss auch auf meinen Vater ausgeübt. Wenn Sie die Fähigkeit besitzen, die ganze ton zu beeinflussen, dann frage ich mich, was Sie mit mir machen werden, wenn ich erst Ihnen gehöre."
„Miss Starling, ich benutze meine Fähigkeiten niemals, um Böses zu tun", erklärte er mit leiser Ironie.
„Das behaupten Sie, aber dennoch nennt man Sie den Teufelsmarquess. Ich möchte glücklich werden in meiner Ehe, Mylord, mit jemandem, der mich respektiert und dem ich vertrauen kann. Wenn Sie schon den Antrag planen und
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