Mein verruchter Marquess
aber nicht zurück. Er sah das als einen ersten Sieg an. Als er sich vorbeugte, konnte er die Wärme zwischen ihnen spüren. Ohne ein weiteres Wort zeigte er ihr dann das Geschenk, das er mitgebracht hatte.
Sie betrachtete die kleine Schachtel, sah ihn dann aber misstrauisch an, ohne Anstalten zu machen, seine zugegebenermaßen extravagante Gabe zu nehmen.
Obwohl er für einen Moment abgelenkt war von der Sonne, die hinter ihr durch das Fenster fiel und ihrem Haar und ihren Schultern einen goldenen Schein verlieh, ließ der Blick, mit dem sie ihn bedachte, keinen Zweifel daran, dass seine diplomatischen Fähigkeiten in diesem Fall noch gefragt waren.
Egal. Er hatte mit Metternich verhandelt. Und er war überzeugt, dass er mit einer hübschen jungen Dame ebenfalls fertig wurde.
Max trat ein Stück zurück, dann drehte er sich um und stellte das Schmuckkästchen zur Seite.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust und beobachtete jede seiner Bewegungen. „Ich hörte, Sie waren beschäftigt, Mylord", bemerkte sie, und ihre leisen Worte klangen scharf.
Er lächelte, als er sich wieder zu ihr umdrehte. „Habe ich Ihnen nicht versprochen, dass wir uns wiedersehen?"
Sie errötete. „Wohl kaum auf diese Art."
„Meine liebe Miss Starling." Max trat näher und nahm ihre beiden Hände in seine. Dabei sah er sie sehr ernst an.
„Würden Sie mir die Ehre erweisen, meine Frau zu werden?"
Entgeistert starrte sie ihn an.
Er wartete. Im Grunde hatte sie ja keine Wahl.
„Lord Rotherstone", stieß sie schließlich hervor. „Sie erstaunen mich." Sie schien nach den richtigen Worten zu suchen. „Ich fühle mich natürlich geehrt. Aber - wir kennen einander kaum."
„Nun, das lässt sich schnell ändern", versicherte er ihr mit beruhigendem Lächeln.
„Aber wie können Sie mich nach nur einem kurzen Gespräch heiraten wollen? Ich kenne nicht einmal ihren Namen - Ihren ganzen Namen -, nur Ihren Titel."
„Ich heiße Max", sagte er abrupt. „Max St. Alban. Nun, es gibt noch einiges mehr darüber zu wissen. Ich habe mehrere Vornamen und Titel, sodass ich sie mir kaum selbst alle merken kann. Aber zwischen uns beiden wird Max genügen. Was möchten Sie sonst noch wissen?"
„Alles!" Sie entzog ihm ihre Hände.
Wachsam sah er sie an. „Nun, das ist ziemlich viel", antwortete er ausweichend. Obwohl er darin geübt war, den Informationsfluss gering zu halten, war er gern bereit, seiner zukünftigen Braut ein paar wesentliche Fakten zu verraten.
Er konnte kaum leugnen, dass sie ein Anrecht darauf hatte. Nicht einmal ein Geheimagent sollte die zukünftige Mutter seiner Kinder belügen, wenn es sich irgendwie vermeiden ließ.
Zum Glück wurde von einer jungen Braut nicht erwartet, dass sie ihrem Herrn und Meister allzu viele Fragen stellte.
Vor allem nicht, wenn besagter Gemahl ihr ein Leben in beinahe königlichem Rahmen ermöglichen konnte. Nur ein sehr dummes Mädchen würde so einen Gewinn riskieren, indem sie dem sprichwörtlichen geschenkten Gaul ins Maul schaute.
Daphne würde gut versorgt und geschätzt werden, und das sollte genügen, fand Max, für eine kluge junge Dame.
Als sie ihn erwartungsvoll ansah, erkannte er, dass es Zeit war, seine wichtigsten Gründe aufzuzählen.
„Ich stamme aus Worcestershire", begann er. „Ich glaube, das sagte ich bereits. Meine Eltern sind tot. Ich habe eine Schwester, die einige Jahre jünger ist als ich. Wir sehen uns nicht oft - ich war in den vergangenen Jahren viel auf Reisen." Er zögerte, war nicht sicher, wie er fortfahren sollte. „Ich bin dreiunddreißig Jahre alt. Und ich brauche eine Ehefrau." Er zuckte die Achseln. „Sie scheinen reizend zu sein", sprach er weiter, „und all das zu haben, was ein Mann sich bei einer Frau wünscht. Aus Ihrer Arbeit mit dem Waisenhaus schließe ich, dass Sie Kinder mögen, und hier liegt natürlich mein Hauptinteresse. Ich kann Ihnen sehr viel bieten, und alles in allem, Miss Starling", schloss er, „glaube ich, dass Sie und ich ein angenehmes Leben zusammen haben können."
Er blickte auf und wartete auf ihre begeisterte Zustimmimg.
Ihre kobaltblauen Augen waren, während er sprach, immer größer geworden, und ihr Gesicht immer bleicher. Er musste noch etwas länger warten, ehe sie antwortete.
Langsam hob sie die Hand an die Stirn. „Ich glaube, ich werde ohnmächtig."
Max runzelte die Stirn und trat vor, entschlossen zu zeigen, dass er ein perfekter Ehemann sein würde. „Kommen Sie, setzen Sie sich, meine Liebe",
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