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Mein Weg - Ein politisches Bekenntnis

Mein Weg - Ein politisches Bekenntnis

Titel: Mein Weg - Ein politisches Bekenntnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michail Chodorkowski
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gegenüber Yukos den Kürzeren gezogen.
    Mit dem dramatischen Anstieg des Ölpreises ließ das Interesse an der geologischen Erkundung von Gebieten in Ostsibirien nach. 2008 wurden sechs Mal weniger geologische Erkundungen vorgenommen als noch 1990. Geld wurde nicht mehr für die Erkundung und Aufbereitung der Vorkommen ausgegeben, sondern für die immer weiter steigenden Kosten eben jener Pipeline nach Nachodka, die sich bereits auf 16 Milliarden beliefen und aus Steuergeldern beglichen wurden. Mit der Aufgabe, gleichzeitig noch darüber nachzudenken, womit sich diese kostbare Leitung befüllen ließe, war der Staat offensichtlich überfordert. Laut Forbes würde man »mit den Lagerstätten Ostsibiriens, die nach der Variante der ›Befürworter eines starken Staates‹ erschlossen werden, in den nächsten Jahren nicht imstande sein, die ›goldene‹ Pipeline zu befüllen. Den fossilen Brennstoff aus Westsibirien durch eine Leitung dorthin zu transportieren, wäre angesichts der aktuellen Durchleitungstarife nicht rentabel. Würde der Tarif für die Durchleitung aus dem Westen aber aufgehoben, dann würde der Staat zusammen mit der abgeschafften Exportgebühr jährlich 13 Milliarden Verluste machen«. 173
    Die Pipeline nach China wurde schließlich doch noch gebaut, und zwar nach Dàqìng. Allerdings von Skoworodino aus, als Zweigleitung von der Pipeline Ostsibirien – Pazifik, eben jener Leitung, die in Richtung Nachodka führt. Die Vereinbarung mit China wurde 2009 von der staatlichen Rosneft und dem Monopolisten Transneft geschlossen – mit einem 25-Milliarden-Dollar-Kredit von den Chinesen. Zehn Milliarden erhielt die Transneft, die für den Bau der Leitung zuständig war; der Kredit war in erster Linie für die Zweigleitung nach China bestimmt. Die Rückzahlung des Kredits soll durch Lieferung von 300 Millionen Tonnen Erdöl innerhalb von 20 Jahren, also bis 2030, erfolgen. Rosneft muss somit jährlich 15 Millionen Tonnen (oder etwa 100 Millionen Barrel) Erdöl liefern. Der Preis sollte geheim gehalten werden. Laut Kommersant beträgt er jedoch 60 Dollar pro Barrel bei einem damals (der Kommersant brachte die Meldung im März 2011) aktuellen Marktpreis von etwa 110 Dollar pro Barrel. Folglich machte Rosneft, und damit der Staat, beim Verkauf von einem Barrel Erdöl 50 Dollar Verlust, oder 350 Dollar auf jede verkaufte Tonne Erdöl. Der jährliche Schaden für das russische Staatsunternehmen, der sich aus dem Deal mit den Chinesen ergibt, beträgt fünf Milliarden Dollar. Diese Berechnungen stammen von einem früheren Vizepremier der russischen Regierung, dem heutigen Oppositionspolitiker Boris Nemzow.
    Zu viel Yukos
    Im Juni 2002 konnte jeder, der wollte, in Erfahrung bringen, wie viel Michail Chodorkowski wert war. 61 Prozent der Yukos-Aktien gehörten zu diesem Zeitpunkt der Group Menatep Limited in Gibraltar, der größte Anteilseigner war Michail Chodorkowski, der persönlich 9,5 Prozent der Aktien hielt und zudem der einzige Begünstigte der Treuhandgesellschaft war, der 50 Prozent der Aktien der Gruppe gehörten. Ausgehend davon, dass der Börsenwert der NKYukos zum damaligen Zeitpunkt rund 21 Milliarden Dollar betrug, belief sich Michail Chodorkowskis Vermögen (die Treuhand eingerechnet) auf 7,63 Milliarden. Newslin hielt acht Prozent der Aktien, Lebedew, Dubow, Brudno und Schachnowski jeweils sieben Prozent und Golubowitsch (dessen Namen in der Liste der Begünstigten auf seinen Wunsch hin nicht genannt wurde) 4,5 Prozent.
    Wie Finanzanalysten feststellten, war dies der erste Fall in Russland, in dem eine Person den Umfang ihres Privatvermögens öffentlich machte. Als diese Zahlen publiziert wurden, befand Chodorkowski sich gerade irgendwo zwischen Tomsk und den USA, mit einem kurzen Zwischenstopp in Moskau. Er schaffte es dennoch, der Zeitung Wedomosti gegenüber einen kurzen Kommentar abzugeben: »Wie Sie verstehen werden, handelt es sich hierbei um eine Bewertung anhand der aktuellen Börsenkapitalisierung eines russischen Unternehmens, und dabei muss man einerseits die generelle Unterbewertung des Sektors, aber auch die russischen Risiken mit in Betracht ziehen. Insofern sehe ich mich als Besitzer eines großen, aber auch sehr risikobehafteten Vermögens. Ein wesentlicher Teil dieser Aktien der Menatep-Gruppe gehört mir nicht direkt, sondern nur als wirtschaftliches Eigentum. Ich kann über diesen Anteil verfügen, erhalte Dividenden darauf, wenn mir aber etwas zustoßen sollte, geht der

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