Mein Weg mit Buddha
mit der die meisten von uns aufgewachsen sind, sowie die Paradiesvorstellung im Islam wollen uns weismachen, dass wir eines Tages, nach unserem Tod, alles haben werden, was uns Freude macht. Das bedeutet, dass all jene Dinge, die bislang ziemlich vergänglich waren, dann als dauerhaftes, »ewiges Glück« erscheinen. Finden Sie das logisch? Ich nicht. Der Buddhismus will uns sicher nicht den Spaß hier auf Erden verderben, schon gar nicht mit der Vision, dass Freude erst in irgendeinem fernen »Jenseits« zu finden ist. Er lehrt uns jedoch, das gegenwärtige Glück als eine vorübergehende Tatsache des Lebens zu betrachten. Ganz einfach. Nein, für uns »Normalo«-Menschen ist das eigentlich richtig schwer. Wir wollen immer an allem festhalten. »Werd’ ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! Du bist so schön!«, hat Goethe es in seinem Faust genau auf den Punkt gebracht. Wir wollen uns unser Paradies auf Erden schaffen und nehmen an, dass wir ein Recht darauf haben, dass es nie verschwindet. Das betrifft ganz besonders das Thema Liebe und Partnerschaft, in dem die Denkweise vorherrscht: Ich bin verliebt, also bin ich »im Himmel« – die Liebe erlöst mich, ja, sie wird sozusagen zu meiner Religion – und mein Partner ist dazu da, mich glücklich zu machen. Der Arme! Kommt wie die Jungfrau zum Kind zu dieser immensen Verantwortung. Das kann ja nicht gut gehen. Ich kann ein Lied davon singen: Seit 18 Jahren schraube ich nun an diesem meinem ganz speziellen Lieblingskarma-Thema herum. Ich passe in jedes Klischee, habe alle Fehler gemacht, die man machen kann, und bin in jede Falle gerast. Das Schicksal ist so lange gnädig mit mir umgegangen, bis es ihm zu bunt wurde und mir mit Brachialgewalt gezeigt hat, was ich in meinem Leben dringend ändern muss. Aber davon später …
Zum Abschluss dieser Erläuterungen zu der äußerst komplizierten und komplexen Welt der vorübergehenden Freude ein keines Gedicht von mir, das sich, wie sollte es anders sein, dem Thema Liebe widmet:
schmetterlinge
wider jede vernunft versinke ich
in deinem lächeln
lasse mich von deinem blick bezaubern
hülle mich
in den zärtlichen mantel deiner worte
begebe mich
freiwillig
in die gefangenschaft deiner umarmung
um die schmetterlinge in meinem herzen wieder zu spür’n.
So, liebe Leser, nun haben wir also die sogenannten Sechs Pfade erkundet, in denen wir Menschen uns abhängig von unseren Wünschen und Begierden und den Situationen in unserer Umgebung um unsere eigene Achse drehen. Nun also Vorhang auf für die »Vier edlen Pfade«.
Lernen
Meine Jahre in Paris waren für mich eine Zeit des Lernens – und der einen oder anderen kleinen Teilerleuchtung. Unter das Lernen fiel zum einen mein Französisch, das innerhalb von drei Jahren nahezu perfekt wurde. Haushalt, Strom, Wasser, Telefon und Handwerksarbeiten gehörten in mein Ressort, beinhalteten also Besuche von Ämtern, Supermärkten und Baumärkten. Das trainiert. Mein Mann (eher der Typ zwei linke Hände und Füße) kümmerte sich um den Rest. Vor Kurzem begegnete ich einem deutschen Ehepaar in einem Baumarkt in Cannes. Ich übersetzte und beriet. Die beiden waren ganz schön perplex, vor allem als sie realisierten, mit wem sie da sprachen. Das war superlustig!
Auch die monatlichen buddhistischen Versammlungen waren ein Lerntraining. Nach einiger Zeit konnte ich sogar die Japaner einigermaßen verstehen und mich aktiv an den Diskussionen beteiligen.
Es war ziemlich aufregend, als ich im Winter 1995 zum ersten Mal von einer Talkshow, Willemsens Woche , aufgefordert wurde, mit dem Thema Buddhismus an die Öffentlichkeit zu treten, mich sozusagen als Praktizierende des Buddhismus des Nichiren Daishonin und als Mitglied der Soka Gakkai zu »outen«. Dabei hatte ich doch noch so wenig Erfahrung und gerade einmal für mich selbst ein kleines bisschen verstanden, worum es bei dieser Lehre ging. Wie sollte ich das also einer ganzen Nation von Laien verständlich machen, geschweige denn näherbringen? Ich begab mich also ganz tief in die Welt des Lernens und wandte mich an den damaligen Hauptverantwortlichen der Soka Gakkai in Frankreich, den inzwischen leider verstorbenen wunderbaren Dr. Yamasaki.
Ein ganz wichtiger Grundpfeiler der buddhistischen Lehre ist das Prinzip von Meister und Schüler. Deren Verbundenheit entspricht der Maxime von Ursache und Wirkung des Mystischen Gesetzes. Die innere Haltung des Schülers, also sein Wissensdurst, sein Verantwortungsgefühl und
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