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Mein Weg mit Buddha

Mein Weg mit Buddha

Titel: Mein Weg mit Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Kruse
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sein Respekt dem Lehrer gegenüber bildet die Ursache, die alles in Gang setzt. Der Meister hingegen verkörpert die Wirkung, indem er zum Beispiel die Fragen des Schülers beantwortet. Unter dem Aspekt der Gleichzeitigkeit von Ursache und Wirkung ist der Erfolg des Lehrers oder Meisters auch der Erfolg des Schülers. Es heißt: »Die geistige Grundlage des Meisters ist der fruchtbare Boden für den Schüler, der aus dieser Erde die Blumen seiner Erfolge hervorbringt.« Doch ebenso im umgekehrten Fall profitiert der Meister von seinem Schüler. Ohne Schüler ist der Meister nichts. Und ziemlich einsam mit seinem Wissen.
    Mit Dr. Yamasaki als Meister erhielt ich also als Schülerin in einem zweistündigen Gespräch (wir nennen das in der Organisation passenderweise »Führung«) tatkräftige Hilfe und liebevolle Unterstützung. Dr. Yamasaki beantwortete mir – zumindest mit einer beredten Gegenfrage – auch endlich meine brennende Frage, warum man nicht in seiner Muttersprache chanten kann. Schließlich wäre das doch viel einfacher. Er lächelte und sagte: »Denken Sie an Musik! Die Noten sind immer gleich, aber sie sind nicht das Wesentliche. Jemand muss sie mit seiner Stimme singen oder mit einem Instrument spielen. Dann kann jeder sie hören. Nam Myoho Renge Kyo ist die Musik und die Sprache des Universums. Es geht um den Klang, nicht um das, was auf dem Papier steht. Und Sie als Schauspielerin können mir doch sicher sagen, in welcher Sprache sich die emotionale und literarische Kraft Shakespeares und die Musik seiner Worte am besten entfaltet – sicherlich nicht in Japanisch, Russisch oder Deutsch. Oder?« Seine schmalen Augen hinter der randlosen Brille sahen mich verschmitzt an. Mir war klar, dass er wusste, dass ich die Antwort natürlich kannte: Shakespeares Stücke besitzen die größte Kraft in der Sprache, in der sie geschrieben wurden, also auf Englisch. Bingo, das war überzeugend!
    Das zweite wichtige Thema in meinem Gespräch mit Dr. Yamasaki war der Umgang mit dem Thema Negativität, genauer gesagt mit unserer persönlichen negativen Einstellung zu den Dingen des Lebens. Mir war dieses Thema sehr wichtig, da es vielen Menschen vertraut ist, unabhängig davon, ob sie sich im Buddhismus auskennen oder irgendeinen anderen Glauben praktizieren.
    Dr. Yamasaki sagte: »Sie müssen den Menschen in Deutschland, die zu Hause vor ihren Fernsehern sitzen, zeigen, dass Sie glücklich sind und dass Sie sich niemals besiegen lassen. Buddhismus ist Sieg oder Niederlage, ohne Kompromisse. Kompromisse haben wir unser Leben lang gemacht. Und darum chanten wir Nam Myoho Renge Kyo , um uns gegen die negativen Stimmen zu verteidigen, die in uns eindringen und uns zuflüstern: ›Nichts wird sich jemals ändern, es klappt sowieso nicht, ich werde niemals Glück haben‹ und so weiter.«
    »Dann wird man mir entgegnen: Das ist doch nichts anderes als ›positives Denken‹. Das kann man sich aneignen, viele Menschen praktizieren es und kommen gut damit klar – ohne Buddhismus«, wagte ich einzuwenden.
    »Eine sehr intelligente Bemerkung«, entgegnete mein »Meister« und ein feines Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit. »Dieser Ansatz ist gut, es ist gut, das Leben positiv zu betrachten. Aber zum einen nützt man mit dem reinen positiven Denken nur sich selbst …«
    »Somit ist es ein rein egoistischer Akt?«, wagte ich dazwischenzufragen.
    »Ganz richtig. Denn das ›positive Denken‹ richtet sich ausschließlich auf Ihr eigenes Leben beziehungsweise ein persönliches Problem darin. Sie dürfen nicht vergessen, dass Sie mit all den anderen Menschen, ja, mit dem ganzen Universum verbunden sind, deswegen müssen Sie Ihre Negativität von Grund auf bekämpfen. Für sich und für andere. Wenn Sie dafür chanten, ändern Sie ihr gesamtes Umfeld, und das geht viel tiefer. Zum anderen darf man auch nicht vergessen, dass das ›positive Denken‹ das Problem nur äußerlich beiseiteschafft, indem man es nicht zur Kenntnis nimmt oder hofft, dass es von selbst wieder verschwindet. Man legt in gewisser Weise einen Deckel darauf, doch in der Tiefe ändert sich nichts, weil wir uns nicht verändern. Wir können ein Problem oder ein Hindernis nicht ›wegdenken‹. Wir müssen erkennen, dass eine Schwierigkeit Teil unseres Karmas und damit wichtig für uns ist, weil sie uns befähigt, uns zu entwickeln. Ansonsten leben wir weiterhin in der Welt der Illusion und es ändert sich gar nichts. Ich hoffe, Sie haben diesen

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