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Mein Weg mit Buddha

Mein Weg mit Buddha

Titel: Mein Weg mit Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Kruse
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Niveau. Diese Haltung führt uns schwups zurück in die niedere Welt des Ärgers, sprich der Arroganz. Bei Ärzten lässt sich dies zuweilen beobachten – die Bezeichnung »Halbgott in Weiß« kommt nicht von ungefähr. Auch der allseits bekannte »zerstreute Professor« ist ein Paradebeispiel für diesen fehlgelaufenen Zustand – eine Intelligenzbestie, ein »wandelndes Lexikon«, ein Mensch, der alles weiß und der sich selbst genügt. Nicht die beste Ursache für ein erfülltes Leben: Unser Herr Professor führt wahrscheinlich ein einsames Eremitendasein, abgeschottet in seinen vier Wänden. Wen wundert’s?
    Ein wirklich weiser Mensch vertritt nicht nur seine Meinung, die er aus seiner Erfahrung heraus gebildet hat, sondern er ist offen für jede Situation, deren Wahrheit vielleicht ein kleines bisschen anders ist als seine eigene.
    Ich selbst sollte einige Jahre später genau an diesem Punkt meiner persönlichen Entwicklung stecken bleiben. Ich besaß die ausgeprägte Zuversicht, dass mir nichts passieren könne, weil ich so viel über das Leben gelernt und so viel Weisheit angesammelt hatte, dass ich anderen spirituell weit voraus war. Ich war fest davon überzeugt, dass mich als praktizierende Buddhistin das universelle Gesetz beschützte. Was für eine Arroganz! Die Bauchlandung stellte sich wenig später als Auswirkung darauf ein. Aber so weit sind wir noch nicht. Noch befinden wir uns auf meinem Weg im Jahr 1995 und damit ganz am Anfang.
    Die Teilerleuchtung, die ich durch das Gespräch mit Dr. Yamasaki erlangt hatte, die Erfahrung, dem Sinn und Hintergrund der buddhistischen Praxis ein bisschen nähergekommen zu sein, wollte ich nun mit vielen anderen Menschen in meiner Heimat teilen. Der wahre Sinn der beiden Welten »Lernen« und »Teilerleuchtung« liegt nämlich darin, das, was wir gelernt und verstanden haben, in den Dienst der Menschheit zu stellen, unsere Erkenntnisse weiterzugeben, um andere Menschen auf ihrem Weg zu ermutigen. In den Welten des Lernens und der Teilerleuchtung findet im Übrigen die ewige und allumfassende Frage »Was ist der Sinn des Lebens?« ihren perfekten Platz.
    Hierzu möchte ich Daisaku Ikeda zitieren, der die Antwort mit folgenden Worten genau auf den Punkt bringt: »Der Sinn des Lebens aller Menschen besteht darin, die Erkenntnisse und Erfahrungen der Vergangenheit zum Wohle der Zukunft fassbar zu machen und zu nutzen.«
    Bodhisattva
    Am Abend des 17. Februar gab es für eine nach so viel Führung schon ziemlich »teilerleuchtete« Anja auf der Bühne des NDR-Fernsehstudios einen Auftritt der besonderen Art. Mit einer Lastwagenladung voll Hummeln im Magen und ordentlich zitternden Knien war mein Lampenfieber genauso groß wie bei meiner allerersten Theater-Premiere. In gewisser Weise war es ja auch eine Premiere …
    Am Nachmittag hatte ich eine ganze Stunde lang gechantet und mir Klarheit in meinen Gedanken gewünscht. Meine Fähigkeiten im Bereich der »freien Rede« waren zu jener Zeit durchaus noch ausbaufähig. Als Schauspieler ist man es gewohnt, von anderen einen Text geschrieben zu bekommen, den man dann lernt und vorträgt. Aus dem Stegreif sprechen zu müssen, noch dazu über ein so komplexes Thema, das fühlte sich an wie ein Hochseilakt ohne Netz und doppelten Boden. Ich hatte den Moderator Roger Willemsen darum gebeten, mich nur dann zu unterbrechen, wenn ich feststecken sollte, hatte ich doch Angst, ansonsten den Faden zu verlieren. Er hielt sich daran und führte mich – kaum merklich – wunderbar durch diese für mich nicht einfache Aufgabe.
    Wenn ich mir diese Sendung heute – viele, viele Jahre später – ansehe, bemerke ich zwar meine Unsicherheiten, spüre aber auch die ungeheure Entschlossenheit, die ich mitbrachte, und das Feuer, das vom Bildschirm direkt auf die Zuschauer übersprang.
    Ich hatte nicht damit gerechnet, welchen Effekt diese Talkshow auslösen würde. Ich bekam waschkörbeweise Post und unglaublich viele Menschen sprachen mich in den Wochen nach der Sendung an. Die Sehbeteiligung muss offenbar astronomisch gewesen sein. Irgendwie muss ich eine ganz besondere Aufmerksamkeit erregt haben. Man teilte mir mit, ich hätte »wunderbar ausgesehen, ja, richtig geleuchtet«. Ich gab das Kompliment dankend an den Gohonson weiter, (den von meinem Mann, ich hatte ja (noch) keinen eigenen) und freute mich, über meine Worte hinaus auch optisch die Botschaft rübergebracht zu haben: Es passiert etwas in dir, wenn du dein Leben »polierst«,

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