Mein Weg mit Buddha
durchs Leben laviert.
Wenn ich jetzt manchen von Ihnen mit dieser Diagnose ein blaues Auge verpasst habe, nehmen Sie’s mir nicht übel. Es ist einfach wahr. Ich habe es ganz genauso erlebt. Im Fach »Ruhe« habe ich ein Hochschuldiplom.
Zum versöhnlichen Abschluss ein Gedicht, das ich in einem typischen Lebenszustand der Ruhe verfasst habe:
heimweg
apfelbäume
säumen wegesrand
fachwerk und spalierobst gleiten sanft
an mir vorüber
nebelgrüne
herbstvisionen mischwaldfarben
zwischen gelben feldern sonnenstrahlentanz
treibt mich zur eile
ferne kindertage
einzuholen
dem duft von pflaumenkuchen folge ich
nach haus
Vorübergehende Freude
»Das kann ich mir gut vorstellen«, bemerkt die beste Freundin von allen, nachdem ich ihr die letzten Seiten zu lesen gegeben und ihr die Welt der vorübergehenden Freude erklärt habe. »So ist es doch in jeder Partnerschaft. Erst ist man total verliebt, schwebt auf Wolke sieben und hat jeden Tag Sex. Aber das hört irgendwann auf – spätestens nach ein paar Jahren. Meine Hochzeit war ein Freudentag, aber dann ging’s eben vorüber.«
»Du meinst«, grinse ich, »die Ehe ist ›ein Jahr Feuer und Flamme, 30 Jahre Asche‹?«
So kann man »vorübergehende Freude« natürlich auch beschreiben. Aber mal im Ernst: Wer von uns kann wirklich behaupten, dass Glück und Freude in seinem Leben dauerhaft angehalten haben? Zumindest schießen die anderen, niederen Welten doch immer wieder einmal quer.
Also, wie ist das? Wir sind glücklich, wenn sich unsere Wünsche erfüllt haben. Es geht demnach primär um die Befriedigung von Begierden. Oder wenn Dinge passieren, die wir uns zwar nicht gewünscht haben, weil sie (noch) nicht auf dem Merkzettel standen, die für uns aber der absolute Wahnsinn sind. Wir erleben einen Zustand voller Lebensfreude, übergossen mit dem goldenen, warmen Schein der Glückseligkeit. Es geht uns suuuuuuuuupergut! Unsere Lebenskraft saust wie beim »Hau den Lukas« auf dem Jahrmarkt bis zur Spitze der Stange hinauf: »Dzing!!«
Sie möchten sicher erfahren, welche Momente des Glücks respektive der »vorübergehenden Freude« es im Leben der Anja Kruse bisher gab. Also dann, hier ein paar persönliche »Highlights«:
Der Tag der bestandenen Aufnahmeprüfung an der Folkwangschule in Essen: Mein größter Wunsch im Hinblick auf meinen Beruf als Schauspielerin war in Erfüllung gegangen. Es war ein Rosenmontag und am Abend traf ich mich mit meiner Essen-Heisinger Clique zur Karnevalsfeier. Vor lauter Glück habe ich mich mit der Kombi Pils und einem damals angesagten grauenvollen Gesöff namens »Persico« selbst unter den Tisch getrunken und nicht mehr gewusst, wo ich aufgewacht bin. Wochenlang schwebte ich auf Wolke sieben. Das Abi machte ich im Flug so »nebenbei«, denn ich war ja schon längst auf der Schauspielschule.
Einige Jahre später stand ich im Theater in Münster in dem Musical Anatevka auf der Bühne. Mein damaliger Freund spielte den Schneider Mottel, ich Tevjes älteste Tochter Zeitel. Eines Abends schob mir mein Schneider Mottel bei der Trauungsszene einen Ring über den Finger und flüsterte die privaten, nicht im Textbuch stehenden Worte: »Das ist kein Requisit!« Was für eine Liebeserklärung! Auf einer Bühne!
Ja, Sie haben es sicher richtig erraten, Die schöne Wilhelmine gehört zu den großartigsten Momenten meines Lebens. Trotz des damals in der Tschechoslowakei herrschenden »realen Sozialismus«, sprich der extrem schwierigen Lebensbedingungen im ganzen Land, war der Film für mich Glück pur! Es war die Rolle meines Lebens und ich schwebte wieder einmal auf Wolke sieben. Der Moment, in dem ich für diese Rolle mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet wurde, sprengte jede Definition von Freude. Ich war so glücklich, dass es mir im wahrsten Sinne des Wortes die Sprache verschlug: Tränen und eine Dankesrede, die aus beliebig zusammengewürfelten Wort-Dominosteinen bestand. Das ZDF übertrug die Preisverleihung auch noch live! Du lieber Himmel!
Meinen 30. Geburtstag verbrachte ich im Schwarzwald. Wieder mal an einem Set. Ich hatte gerade eine sehr schwierige und emotionale Szene abgedreht – ohne an so etwas Banales wie Geburtstag zu denken. Als dann das gesamte Team »Happy Birthday« sang und Produzent Wolfgang Rademann mir mit 30 Rosen zum Geburtstag gratulierte, hat mich das unendlich berührt und glücklich gemacht. Ich war soeben gerade als Claudia in der Schwarzwaldklinik gestorben …
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