Mein Weg mit Buddha
lassen und Mitgefühl, Mut, Weisheit und Lebenskraft schaffen. Das fängt im Kleinen an (zum Beispiel in der Beziehung zwischen mir und meiner vermeintlich schrecklichen Pariser Vermieterin) und wächst bis hinauf bis zur großen Bühne einer UN-Vollversammlung.
Das ist mehr als nur »Glaube«. Der Glaube unterstützt mich auf diesem Weg, ebenso wie das Chanten, bei dem ich überprüfen kann, ob meine persönlichen Bedürfnisse mit dem »großen Ganzen« übereinstimmen. Letztendlich geht es aber darum, allen Menschen diese Möglichkeit der Entfaltung nahezubringen und damit einen Beitrag zum Weltfrieden zu leisten. Diese Handlung, das Gesetz des Universums zu verbreiten, um allen Menschen zu ermöglichen, dauerhaft glücklich zu werden und somit den Weltfrieden zu verwirklichen, nennen wir »Kosen-rufu«, was wörtlich übersetzt »nahebringen, lehren, das Gesetz (des Universums) verbreiten« bedeutet.
So spricht der eine vielleicht seinen Nachbarn darauf an. Tina Turner erfährt davon durch eine Freundin am Telefon. Eine Schauspielerin gibt einen Crashkurs in der Theaterkantine. Ein berühmter italienischer Fußballer spricht in einem Interview im Corriere della Sera darüber. Ein junges Mädchen erzählt ein paar halbstarken Jungs in der Pariser Métro vom Gesetz des Universums und von Nam Myoho Renge Kyo , und das eigentlich nur, weil sie sich fürchtet. Und auf einer langen Autofahrt tröstet mit diesem einen Satz mein praktizierender Freund L. aus Wien den Requisiteur, der gerade seine Frau verloren hat. Es gibt so viele Wege auf dem Weg zu dauerhaftem Glück, Frieden und Harmonie. Und ich schreibe dieses Buch.
Wie Sie sehen, kommt es nicht nur darauf an, still und einsam vor sich hin zu praktizieren, seinen Glauben zu haben und mehr oder weniger brav zu chanten, aber ansonsten das Ganze eher »solistisch« zu betreiben. Denn Buddhismus heißt aktiv im Leben stehen, heißt Gemeinsamkeit und Dialog. Miteinander und auf gar keinen Fall gegeneinander. Es gilt, die Kluft und die Unterschiede zwischen den Menschen zu überwinden, um ein geistiges Band zu schaffen.
In den ersten Jahren meiner buddhistischen Praxis war ich hoch motiviert und glücklich angesichts der »Geschenke«, des positiven Nutzens, der wie von Zauberhand erschien. Ja, ich erwartete diesen Effekt sogar! Heute bin ich klüger und weiß, wie fatal es war, darauf zu vertrauen, dass der Buddhismus nach dem Prinzip »fleißig chanten, großer Nutzen« funktioniert. Im Grunde genommen ist das zwar richtig, doch die Gefahr liegt darin, sich zu sehr auf seine persönlichen Wünsche zu kaprizieren und die Verwirklichung der Buddhaschaft, also des universellen unzerstörbaren Glücks, darüber zu vergessen. Wenn man also die Erfüllung seiner Wünsche weiterhin eher als »Belohnung« anstatt als »Ermutigung« sieht, bringt man es in seiner menschlichen Entwicklung nicht sehr weit. Glauben Sie mir, da kenne ich mich inzwischen so richtig gut aus. Wie dem auch sei, das Jahr 1995 sollte eines der besten meines Lebens werden. Ich drehte vier wunderbare Filme, zwei davon mit internationaler Besetzung in solch traumhaften Ländern wie Indien und Südafrika. Das größte Ereignis, das alles überstrahlte, war jedoch meine Hochzeit in Salzburg, der unbestritten aufregendste und glücklichste Tag in meinem Leben. Es war wie im Märchen: Blumenkinder, Pferdekutsche für die Eltern, Bodyguards wie in einem Hollywoodfilm und mittendrin der Prinz und die Prinzessin (in einem Traum aus bestickter Seide) hoch zu Ross, eskortiert von der Reitergarde aus der Winnetou -Produktion. Und an diesem Tag gehörte das Max Reinhardtsche Schloss Leopoldskron, wie es in einem Märchen so ist, uns ganz allein.
Dort fand am Nachmittag auch eine buddhistische Zeremonie statt, geleitet von unserer Freundin M., die es trotz ihrer vielen Verpflichtungen in Paris ermöglicht hatte, an diesem wichtigen Tag bei uns in Salzburg zu sein. Mein Freund L. hatte seinen Gohonson aus Wien mitgebracht. Zusammen mit einem kleinen Grüppchen buddhistischer Freunde aus Frankreich, Deutschland und Österreich zelebrierten die frischgebackenen Eheleute ihr allererstes gemeinsames Gongyo.
Der positive Nutzen riss nicht ab: Im darauffolgenden Jahr kam noch mehr Bewegung in mein Leben und ich wurde wieder steil nach oben in den Fernsehhimmel katapultiert.
Ich bekam eine Hauptrolle in einer großen internationalen Fernsehserie. Eine Wahnsinnsrolle mit allen Facetten eines Menschenlebens: von himmelhoch
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