Mein Weg mit Buddha
wahren Natur des Lebens »erweckt« (erleuchtet) wurde, eine Person, die sich von den »Illusionen« der anderen neun Welten befreit hat. Durch richtiges Handeln und so weiter (Sie erinnern sich?) setzt dieser Mensch die richtigen Ursachen, zum Beispiel, indem er – salopp formuliert – als Bodhisattva einen guten Job macht.
Ein Buddha ist ein lebendiger Mensch, der im Hier und Jetzt existiert, auf der Erde. Ein Buddha wird man nicht erst nach dem Tod, es ist kein Ehrentitel, den man als »Member of Paradise« verliehen bekommt. Auch wenn Sie sich das nur schwer vorstellen können, es ist einfach so. »Schön«, werden Sie jetzt sagen, »Sie können das jetzt einfach so behaupten! Doch wo ist der Beweis?« Nun, beweisen lässt sich das nicht, man muss es erfahren.
Haben Sie schon einmal eine Durian-Frucht gesehen? Oder gegessen? Nein? Das bedeutet aber nicht, dass es das Ding nicht gibt oder dass man es nicht essen kann. Googeln Sie’s doch mal. Es ist eine Frucht fast so groß wie eine Wassermelone. Ich habe einmal in Singapur auf der Straße so eine Durian gekauft. Dort sollte man sie am besten auch gleich essen, denn es ist verboten, sie mit ins Hotel zu nehmen. Wenn man die Frucht aufschneidet, verbreitet sie einen unerträglichen Gestank. Das Fruchtfleisch aber entschädigt die beleidigte Nase mit dem feinen Aroma von Vanillepudding.
Mit dieser Geschichte will ich sagen, dass man manche Dinge erst ausprobiert und erlebt haben muss, um den Beweis zu erhalten, dass sie wirklich existieren.
Daisaku Ikeda schreibt über den Buddhazustand: »Der Lebensraum des Buddha wird eins mit dem Universum und verschmilzt mit ihm. Das Ich wird zum Kosmos, und in einem einzigen Augenblick streckt sich der Fluss des Lebens aus, um alles, was vergangen ist, und alles, was in Zukunft sein wird, zu umfangen. In jedem Moment der Gegenwart ergießt sich die ewige Lebenskraft des Kosmos wie ein gigantischer Brunnen der Energie.« 13 In einfachen Worten bedeutet das, dass der Buddhazustand nicht von allen anderen Lebenszuständen getrennt zu betrachten ist. Er umfasst die anderen neun Welten, ist damit also kein eigenständiger Lebenszustand, in dem man grundlos »dauerglücklich« ist. Im Lebenszustand der Buddhaschaft haben wir die Natur des Lebens verstanden und besitzen Weisheit, Mut, Mitgefühl und Lebenskraft. Das heißt, wir empfinden Freude, sind glücklich, weil das Problem nicht mehr das Problem ist, auch wenn es immer noch in unserem Leben existiert. Wir gehen nur anders damit um. Sagen wir mal so: im Zustand der Buddhaschaft ändert sich unser Blickwinkel, unsere Einstellung zu den Dingen des täglichen Lebens. Die Vier Leiden (Geburt, Alter, Krankheit und Tod) machen uns nichts mehr aus, denn wir erkennen sie schlichtweg als Tatsachen des Lebens an. In dem Moment, in dem wir unseren Buddhazustand manifestieren, sind wir in der Lage, die positiven Seiten aller anderen Welten, auch die der »Sechs bösen Pfade«, hervorzubringen, in unserem Leben anzuwenden und damit positiven Nutzen für uns selbst und für andere zu schaffen. Je mehr wir »Buddha« sind, desto selbstverständlicher geht das vonstatten und wir handeln in jedem Fall »moralisch richtig«. Das beantwortet auch die mir häufig gestellte Frage, welche Vorschriften und Regeln es denn in dieser Form des Buddhismus, den ich praktiziere, gibt. Es gibt nur eine: Entfalten Sie Ihre Buddhanatur, und Sie werden erkennen, welche Ihrer Handlungen gut und nutzbringend sind. Wie Sie mit dieser Erkenntnis umgehen, ist natürlich Ihre Sache, aber im Lebenszustand des Buddha werden Sie intuitiv richtig handeln.
Kants kategorischen Imperativ kann man auf jeden Fall der Welt der Buddhaschaft zuordnen. Wenn jeder Mensch nach dieser Maxime leben würde, gäbe es auf dieser Welt keinen Hunger und keine Kriege mehr.
Was für die Welt des Bodhisattva gilt, gilt natürlich auch für den Buddhazustand: Jeder, wirklich absolut jeder, trägt ihn in sich, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Alter, Rasse, Intelligenzgrad und Bildung. Die Buddhaschaft wartet darauf, von der jeweiligen Person entfaltet zu werden. Sie ist nicht außerhalb von uns selbst zu suchen, in unseren Lebensumständen oder in anderen Wesen, sie liegt in uns und nur wir selbst können sie erwecken. Diese Aufgabe kann niemand für uns übernehmen, keine Kirche, kein Priester, keine Institution und auch kein Freund.
Nichiren Daishonin verwendet das Bild des Spiegels, das ich schon zu Beginn erwähnte: »Solange
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