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Mein Weg mit Buddha

Mein Weg mit Buddha

Titel: Mein Weg mit Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Kruse
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Ausland«, hieß es. »Danke, Nam Myoho Renge Kyo «, hätte ich am liebsten in den Abspann gesetzt.
    Auf der abenteuerlichen Reise meiner »menschlichen Revolution« passierte in den Jahren bis zur Jahrtausendwende wirklich einiges mit mir. Der kleine »Ich-bin-der-Größte-und-immer-mit-dem-Kopf-durch-die-Wand«-Löwe entwickelte sich weiter …
    Je mehr ich mit der buddhistischen Praxis mein Leben zu reinigen, zu polieren begann, umso größer wurde der innere Abstand zu meinem Leben im Scheinwerferlicht. Eine fast schon ironische Distanz, wie einer meiner Songtexte aus den Jahren 1997/98 deutlich zeigt:
Um jeden Preis

    Sie will das größte Stück vom Kuchen,
    Ein dickes Stück vom Großen Glück.
    Will weit hinaus über ihren Horizont,
    Sie will wissen, dass sich das Leben lohnt.

    Sie will nur die erste Reihe, das letzte Wort,
    Den letzten Tanz
    Jeden Tag den Blick nach oben,
    Nur wer siegt, hat ’ne Chance!
    Nur nicht mit dem kleinen Stück zufrieden sein,
    Das man ihr gibt, weil sie so brav.
    »Alles oder nichts« ist die Parole,
    Lang genug war sie ein blödes Schaf.

    Sie will das größte Stück vom Kuchen,
    Ein dickes Stück vom Großen Glück.
    Will weit hinaus über ihren Horizont,
    Sie will wissen, dass sich das Leben lohnt.

    Sie spielt niemals mit Verlierern,
    Gewinner vor, um jeden Preis.
    Immer nur die Stufen rauf, das Leben ist kein Kreis.
    Wenn andere von der Leiter ihr entgegenfall’n,
    Schaut sie nicht hin, hat keine Zeit.
    Geht es um den Platz im Licht,
    Verpasst sie niemals die Gelegenheit.

    Sie braucht das größte Stück vom Kuchen,
    Das dickste Stück vom Großen Glück,
    Für sie den allergrößten Raum!
    An ein Morgen – ja, da denkt sie kaum.

    Gnadenlos räumt sie die andern fort, so wie’s ihr passt,
    Jeden Tag den Blick nach oben, weg mit dem Ballast!
    Und oben an der Spitze ist sie dann endlich allein
    In ihrem Turm aus Eitelkeit –
    Statt Sonnenschein nur Einsamkeit.

    Sie hat das größte Stück vom Kuchen,
    Doch bitter schmeckt das Große Glück,
    Immer nur die Stufen rauf, es geht nicht mehr zurück.
    Da oben spürt sie erst die dunkle Einsamkeit,
    Und mit sich selbst sein kann sie nicht.
    Muss sie denn noch mehr riskier’n,
    Um endlich dann der Star zu sein im Licht?

    Sie will das größte Stück vom Kuchen,
    Ein dickes Stück vom Großen Glück.
    Will weit hinaus über ihren Horizont,
    Will wissen, dass sich das Leben lohnt.

    Sie will alles, was das Leben geben kann,
    An ein Morgen denkt sie kaum.
    Ihr gebührt der größte Raum.
    Sie ist sich selbst die Nächste –
    »Bescheidenheit ist eine Zier,
    Doch weiter kommt man ohne ihr!«
    Das Lied befindet sich auf einer CD, die wir anlässlich einer Tour mit dem Musical Ich steig aus und mach ’ne eigene Show produziert haben.
    Diese Tournee, so erfolgreich sie auch für mich persönlich war, gestaltete sich als das Gegenteil von »Viele Körper – ein Geist«. Es brodelte schon während der Proben gewaltig, die verschiedenen Egos gingen auf ihren eigenen Trip und nach einigen Wochen herrschte das Gesetz des Dschungels: Jeder gegen jeden. Verrückterweise war das auch das Thema des Stücks:
    Eine erfolgreiche Schmuse-Schlagersängerin (stellen Sie sich Hansi Hinterseer in weiblich vor) beschließt am Vorabend der Premiere ihrer Show in einer verdammt wichtigen Stadt, ihr bisheriges Programm über den Haufen zu schmeißen und durch ein neues, freches mit anspruchsvollen Liedern, Frauenpower, Sex und Rock ’n’ Roll zu ersetzen. Das Stück zeigt die Probe, die sie mit ihren Girls und den Musikern kurzfristig anberaumt hat, um ihrem Manager (Marke verklemmter Spießer) die neue Show vorzuführen. Das endet natürlich in einer Katastrophe, aber auch darin, dass die beiden Protagonisten ihr eigenes verkorkstes Leben aufarbeiten und versuchen, es in den Griff zu bekommen. Da sich mein Kollege F., der zu Wiener Zeiten ein guter Freund gewesen war, zu jener Zeit mit seinem persönlichen verfahrenen Leben konfrontiert sah, driftete das Stück auf gespenstische Art und Weise in eine gefährliche Wahrheitszone ab. Was wir spielten, war Untertext aus unserem eigenen Leben. Ich war schon lange nicht mehr das »süße Mädel«, das er angebetet hatte. Ich präsentierte mich erfolgreich, frech und mit meinen ledernen Hotpants, raspelkurzen Haaren und der E-Gitarre aggressiv sexy. Er war oberflächlich (leider auch als Schauspieler), beziehungslos, dem Alkohol verfallen und frustriert – ihm schwammen die Felle davon.
    Heute weiß

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