Mein Weg mit Buddha
Angst, die ich zum »Honson«, zum Zentrum meines Lebens gemacht hatte. Immer weiter entfernte sich der Gohonson von meinem Herzen. Als hätten sie es gespürt, traten die Mitglieder meiner buddhistischen Organisation wie ein Notarzt-Rettungsteam auf den Plan, ohne dass ich um Hilfe gerufen hatte. Sie erinnerten mich an eines: den »Fallschirm«, den ich immer noch trug! Lieber Himmel, ja! Es war höchste Zeit, die Leine zu ziehen, denn ich befand mich im freien Fall. Endlich machte es Sinn, dass ich ihn all die Jahre bei mir hatte. Die »Rettungsaktion« bestand darin, mich wieder auf meinen buddhistischen Weg zurückzubringen, wieder ganz viel zu chanten. Und die Mitglieder der Organisation waren für mich da, genau in dem Moment, als ich sie brauchte. Sie unterstützten mich tatkräftig – auch ungebeten – und bewahrten mich davor, in meinem karmischen Morast unterzugehen. Ich bekam von ihnen jede Menge Ermutigungen, sie kamen zu mir, chanteten stundenlang mit mir, riefen 20-mal an, um mich an die nächste Versammlung zu erinnern, schickten mir Texte und sogar ganze Bücher von Ikeda. Ich bin unendlich dankbar, dass ich in diesem meinem ganz persönlichen Tsunami daran erinnert wurde, dass es immer einen Weg der Hoffnung und des Sieges gibt. Es war dringend notwendig, mein »Bankkonto« wieder mit Lebenskraft zu füllen und durch Chanten und die tägliche Zeremonie des Gongyo die Schutzfunktionen des Universums wieder zu aktivieren, die sich in den vergangenen Jahren offenbar komplett aus meinem Leben herausgehalten hatten.
Damit Sie das richtig verstehen: Die »Schutzfunktionen« im Buddhismus sind keine Schutzengel im christlichen Sinn, die irgendwo im Himmel herumfliegen. Diesen Job übernehmen ganz normale Menschen in unserem Umfeld. Das bedeutet: Wenn ich chante, aktiviere ich die Schutzfunktion, die anderen Menschen innewohnt, von denen ich dann beschützt werde. Ich selbst kann mir dafür nicht einen bestimmten Menschen aussuchen, sondern das Universum wählt ihn für mich aus, und zwar genau die Person, die zum gegebenen Zeitpunkt am gegebenen Ort am besten für diese Aufgabe geeignet ist. Mein Job ist es, die »universellen Schutzfunktionen« mit meinen Gebeten zu unterstützen, und zwar mit großer Entschlossenheit und ohne Zweifel, ansonsten gewinnen die negativen Kräfte im täglichen Konflikt »Buddha gegen teuflische Funktionen« wieder die Oberhand. Oft beginnt dann ein Tag schon mit zehn linken Füßen und es ist weit und breit keine »Schutzfunktion« zu erspähen. Es liegt also an unserer persönlichen Einstellung, dies zu ändern. Verpassen wir der Negativität in unserem Leben den K.-o.-Schlag! Das ist die Strategie des Lotos-Sutra.
Also chantete ich in diesem nie enden wollenden Winter gemeinsam mit den Mitgliedern der Soka Gakkai aus Salzburg und Wien, entschlossen, energisch, verzweifelt. Und ich erwartete positiven Nutzen, sofort, wenigstens »zum Trost« eine Filmrolle. Doch es tat sich gar nichts – im Gegenteil, es wurde immer schlimmer. Tag für Tag erfuhr ich neue widerliche Tatsachen, die sogar die schönen Momente aus der vergangenen Beziehung radikal vernichteten, bis nichts mehr blieb als ein Haufen grauer Asche. Immerhin hatte es die beste Freundin von allen und persönliche PR-Frau geschafft, den Ball in den Medien einigermaßen flach zu halten, und mir somit einen vorprogrammierten »Rosenkrieg« erspart. Apropos Freunde: Die paar, die ich habe, waren da, sie waren in jener Zeit beständig an meiner Seite. Sie waren die »Schutzfunktionen«, mein »positiver Nutzen«: wertvolle Menschen, die mich daran erinnerten, worum es im Leben wirklich geht, nämlich um Loyalität, Zusammenhalt, Respekt und Empathie. All diese Dinge hatte ich bei meinem Partner vermisst. »Wie kannst du so etwas wie Empathie von jemandem erwarten, der nicht einmal weiß, wie man das buchstabiert, der das Gewissen eines Turnschuhs und die emotionale Intelligenz eines Plastik-Dinos besitzt?«, bemerkte meine langjährige Salzburger Freundin A., meine Frau »Doppeldoktor«, sehr scharfsinnig. A., dieser liebe, hingebungsvolle, witzige und intelligente Mensch, war Tag und Nacht für mich da, obwohl sie selbst zu dieser Zeit eine ziemlich eklige Borderline-Beziehung verarbeiten musste. MM traf sich mit mir, so oft es ihr knallvoller Terminkalender zuließ. Merkwürdigerweise hatte sie jedoch nur mittags oder abends für mich Zeit und bestellte mich stets zu ihrem Lieblingsitaliener »Prosecco«. Ich konnte
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