Mein Weg mit Buddha
verstehen, liebe Leser: Es sind meine eigenen »Dämonen«, die sich in anderen Menschen manifestieren, um mich zu behindern. Fremdschuldzuweisungen gibt es bei mir nicht. Das ist ein Grundprinzip im Buddhismus, nachzulesen im Kapitel »Ursache und Wirkung«.
Angesichts des Tempos, in dem mich das Leben durch diese seltsame, fast ausschließlich öffentliche Beziehung jagte, könnte der Film meiner Rückblende in 24-Stunden-Echtzeit gedreht werden, die Telenovela unseres gemeinsamen Lebens, nichts als eine einzige Illusion: ein einziger langer Albtraum von halsbrecherisch rasanten Skitagen in TFs heiß geliebtem Kitzbühel, von nicht enden wollenden Nächten vor laufendem Fernseher in charmanter Unterkunft über einer Autowerkstatt im 16. Wiener Bezirk, von endlos langen Autofahrten in rasendem Tempo Richtung Süden, von exzessivem Schaulaufen bei den Filmfestspielen in Cannes inklusive stundenlanger Bootsbesichtigungen und Partys, inmitten der Lemuren der Bussi-Bussi-Gesellschaft. Es war ein Leben für die Kameras und Fotografen. Das war und ist TFs Leben. Ein Tanz auf dem Vulkan. Und dieses Leben sog mich vollkommen auf. Je weiter ich in diesen Strudel geriet, umso mehr blieb meine buddhistische Praxis auf der Strecke und ich entfernte mich immer weiter von meinem wahren Selbst. Es war ein Teufelskreis.
Ich drehe die Zeit zurück und versuche zu verstehen, wie das alles anfing …
TF war seit einigen Jahren mein Produzent bei einer jährlichen Reihe von Heimatfilmen, auf die ich mich leichtsinnigerweise eingelassen hatte. Somit brach er in mein Leben ein, zunächst in mein berufliches. Ungebremst, mit Vollgas. Für ihn gab es überhaupt nur »Vollgas«. Ich hätte niemals die komplette Reihe mit acht Filmen drehen dürfen. Ein oder zwei wären in Ordnung gewesen, eine nette Facette in meiner Filmografie, aber nicht mehr. Meine lange Verbundenheit mit diesem Projekt und die Tatsache, dass die gesamte Branche mich fortan nur über TF, den »Heimatfilmer«, definierte, stellten für meine Karriere eine absolute Sackgasse dar und ich muss heute mit den Wirkungen der Ursachen fertigwerden, die ich in jener Zeit gesetzt habe. Damals befand ich mich jedoch in einer Art »Zwischenwelt«, jenseits von Zeit und Raum, und viel zu atemlos, um zu bemerken, was da mit meinem Leben passierte. TF hatte sich über mein Leben gestülpt und war omnipräsent. Eine Weile hatten mich meine inneren Stimmen und der Lebenszustand des Buddha noch beschützt und ließen mich TFs unzählige Einladungen auf »sein« Boot oder in dieses Promihotel in Going kategorisch ablehnen. Nach der Trennung von meinem Ehemann war mein Leben jedoch eine Zeit lang nicht besonders stabil. TF sah seine Chance, preschte in die Lücke und fand Raum und Nahrung. Er spielte den Gentleman und überschüttete mich mit perfekt inszenierter Liebe und grenzenloser Bewunderung. Ich fühlte mich seltsamerweise sicher in seiner Gegenwart. Nun ja, ich hatte mich – ungewollt – einfangen lassen von dem ungelenken Charme eines Arbeiterkindes, dem rüden Sex-Appeal eines Kerls, der Stanley Kowalski in Tennessee Williams’ Endstation Sehnsucht glich. Ich war gebannt und fasziniert, die scheinbare Leichtigkeit seines Seins zog mich an wie die Motte das Licht. Ebenso wie Tennessee Williams’ Blanche DuBois – sollte ich sie jemals spielen, habe ich dafür einiges an Erfahrung gesammelt – hätte ich erkennen müssen, dass ich viel zu zerbrechlich und schöngeistig für diesen Typen war und dass es mit uns beiden niemals gut gehen konnte.
Die Leichtigkeit des Seins, TFs überschwänglicher Optimismus, seine ansteckende Fröhlichkeit … Er sagte oft zu mir, ich sei so »negativ«, obwohl ich »Buddhismus mache«. Bei ihm käme die gute Laune von ganz allein. Ich war damals nicht in der Spur, sonst hätte ich ihm gesagt, dass eine positive Lebenseinstellung allein nicht ausreicht, denn damit ist man sein eigenes Universum und somit weit entfernt von der buddhistischen Lebensweise »Viele Körper – ein Geist«, die Basis für Glück und Frieden, nicht nur auf der Welt, sondern auch zwischen den Geschlechtern. Ein Mensch wie TF ist sein eigenes Universum. In den wenigen Atempausen, die ich in dieser temporeichen Zeit hatte, habe ich mich wirklich bemüht, dieses buddhistische Grundprinzip in unserer Beziehung zu realisieren. Ich hatte keine Chance. Meine teuflischen Funktionen wussten anscheinend genau, in was sie mich da hineinritten. Sie umnebelten meinen Verstand mit
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