Mein Weg mit Buddha
mich des Eindrucks nicht erwehren, dass MM sicherstellen wollte, dass ich in jenen düsteren Zeiten etwas aß. Wie süß! Auch mein Freund J., der als Arzt zwar eher für nachlassende Schönheit denn für lädierte Seelen zuständig war, lud mich immer wieder nach Feierabend in seine Praxis ein, hörte mir geduldig stundenlang zu und ermutigte mich auf sehr profunde Weise. J. wurde in diesen Monaten zu meinem ganz privaten Seelenklempner.
Es ist schon erstaunlich: Menschen stehen schützend hinter uns, das Leben könnte sofort neu beginnen, aber wir halten krampfhaft und wider besseres Wissen an alten Mustern fest. Die Freunde geben jegliche Unterstützung auf dem Weg. Der Informationsfluss ist lückenlos und zeigt uns die Wahrheit über unseren Expartner, sodass wir uns vor Ekel schütteln. Und was tut man? Man kann nicht loslassen. Ich chantete doch tatsächlich dafür, dass alles wieder in Ordnung kommen möge. Etwas hielt mich fest, wie beim Stockholm-Syndrom. Heute sehe ich das glasklar: Ich war über eine viel zu lange Zeit so etwas wie eine »Geisel«, ein »Privateigentum« gewesen, abgetrennt von meinem eigenen Ich, der »wahren Natur« meines Lebens. »Beute-Österreicherin« nannte TF mich in der Öffentlichkeit gerne. Mir war nie in den Sinn gekommen, dass das sehr persönlich und ohne Scherz gemeint war. Nun hatte ich ganz einfach Angst, wieder ich selbst zu sein und die Verantwortung für mein Leben zu übernehmen. »Verantwortung« – mein karmisches Thema, meine große, fette Lern-Aufgabe. Doch Aufgaben haben die besonders ausgeprägte Eigenschaft, dass man sich gern vor ihnen drückt. Die Tsunamiwelle hatte mein bisheriges Leben weggespült. Und was tat ich? Ich stand am Strand und suchte die Trümmer zusammen. Warum wollte ich die Welt der Illusion nicht verlassen? Warum fehlte es mir an Entschlossenheit, mich von den destruktiven Kräften zu verabschieden? Weil ich sie immer noch nicht erkannt hatte! Das war der springende Punkt. Folglich blieb ich nach der offiziellen Trennung mit TF in »good-speaking terms«, schließlich wohnten wir in gewisser Weise ja auch noch zusammen. Und noch immer verschloss ich die Augen vor der Wahrheit, vor der Erkenntnis, dass der Weg mit TF nicht mein Weg war und mich nur noch tiefer in die fundamentale Dunkelheit der Welt der Hölle ziehen würde. Die teuflischen Funktionen pusteten mir weiterhin Sand in die Augen, übertönten die warnende Stimme in meinem Ohr mit lauter Partymusik und hinderten mich so daran loszulassen. Immerhin gab es auf meine Gebete schon bald konkrete Antworten vom Universum. Es war nicht unbedingt das, was ich mir gewünscht hatte, aber rückblickend betrachtet genau das Richtige im richtigen Augenblick, um nachhaltiges Glück in meinem Leben zu schaffen. Und nur darum geht’s. Alles andere ist irrelevant.
Der erste positive Nutzen stellte sich ein, als mein Theaterfreund R., der auf die Schnelle ein Stück für mich geschrieben hatte, mich mit den Worten »Komm sofort her. Du musst raus aus deinem Schlamassel und wir brauchen dich hier!« für ein paar Monate nach Düsseldorf holte. Die neue Aufgabe brachte eine Menge Lebensfreude mit sich. Eine gigantische Schutzfunktion! Überdies befand ich mich aufgrund dieses Engagements zur richtigen Zeit am richtigen Ort (in der Nähe meines Elternhauses), um für das Glück eines anderen Menschen da zu sein, dem es wichtig war, sich von mir verabschieden zu können: meine Mutter. In der Folge wurde ich wiederum selbst zu einer »Schutzfunktion«, indem ich in einer schwierigen Zeit für meinen Vater da sein konnte.
Der zweite Nutzen bestand aus einer Tür, die aufging, als die andere in meinem Leben sich schloss: Eine meiner liebsten Freundinnen, MC, eine Komplizin und Gefährtin aus der guten alten Zeit, war mir vor vielen Jahren irgendwo auf dem Weg durchs Leben abhandengekommen. Zufällig geriet der Bunte -Artikel über meine Trennung in ihre Hände und sie spürte mich auf. Sie wollte Trost spenden, eine Hand reichen und falls nötig eine Schulter zum Ausheulen bieten. Hallo, »Schutzfunktion«! Überglücklich über das Wiedersehen erneuerten und vertieften wir unsere Freundschaft. Und da MC, welch wunderbare Fügung, in Südfrankreich unweit von Cap Ferrat wohnt, half sie mir beim Umzug und bot mir eine leer stehende Wohnung in ihrem Haus an. Auch das hat mich sehr glücklich gemacht. Und endlich – zumindest räumlich – von TF befreit. Den Wohnungsschlüssel haben wir, nachdem wir
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