Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein wildes Herz

Mein wildes Herz

Titel: Mein wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kat
Vom Netzwerk:
gebraucht hatte.
    Und es war die Angst, dass es ein Fehler gewesen sein könnte, sie nach Draugr zu bringen.
    Seine Gedanken wanderten zu dem Fest des vergangenen Abends zurück, zu dem ordinären Gelächter und der Trunkenheit. Sie hatte alles erduldet, obwohl es ihr nicht gefiel, wie er sehr wohl wusste. Vor seinem inneren Auge sah er sie beim Abendessen, sah, wie ihre zarten blassen Finger das schwere Hirschhornmesser umfasst hielten statt einer feinen Silbergabel. Und er erinnerte sich, dass ihm dies einen Stich versetzt hatte.
    Sie war eine Dame, eine Frau, die sich in Samt und Seide kleidete. Und wenn er auch das abscheuliche Korsett hasste, das sie trug, so gefiel ihm doch, wie weiblich sie in ihren Kleidern aussah. Er mochte die kleinen, mit Blumen besetzten Strumpfbänder, den Duft ihres teuren Parfüms, die weichen Schuhe aus Ziegenleder, die ihre schlanken Füße umhüllten. Er liebte sie so, wie sie war, und ihr Anblick gestern Abend in der Halle inmitten der betrunkenen Clansleute hatte ihm das Herz schwer gemacht.
    Und doch glaubte er immer noch in seinem Innersten, dass Krista für ihn bestimmt war.
    Er ignorierte eine neue Welle der Benommenheit und klopfte an Onkel Sigurds Tür. Einige Minuten später knarrten die Lederangeln, und die Tür öffnete sich.
    „Neffe. Du bist früh auf, wenn man die Ausschweifungen der vergangenen Nacht bedenkt.“
    Leif ging an ihm vorbei ins Haus. „Ich brauche deinen Rat, Onkel.“
    Sigurd nickte. Er war ein dünner Mann mit einem blassen Gesicht und fast völlig ergrauten Haaren. Doch Leif wusste, dass er der weiseste Mann der ganzen Siedlung war. Wenn ihm irgendjemand helfen konnte, dann Sigurd. Sie gingen zum Kamin und setzten sich auf dreibeinige Hocker, die um einen kleinen Holztisch standen.
    „Du siehst mitgenommen aus heute Morgen“, sagte Sigurd. „Zu viel Bier letzte Nacht?“
    „Viel zu viel.“
    „Das sieht dir nicht ähnlich.“ Prüfend sah er ihn an. „Du hast gestern Abend deine bevorstehende Hochzeit nicht verkündet, und du hast getrunken, als wäre der Strom ausgetrocknet. Habe ich Unrecht, wenn ich vermute, dass diese Frau die Quelle deiner Sorgen ist?“
    Leif fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. Er fühlte die morgendlichen Bartstoppeln, die er sich noch abrasieren musste. „Sie weigert sich, mich zu heiraten, Onkel. Ich habe versucht, sie zu überzeugen, doch nichts, was ich sage, scheint ihre Meinung ändern zu können.“
    „Wenn ich euch beide so beieinander sehe, würde ich vermuten, dass du das Mädchen bereits in deinem Bett gehabt hast.“
    Leif nickte.
    „Und, ist sie freiwillig mitgegangen?“
    Leif hob den Kopf. „Ich würde sie nie zwingen. Aus freiem Willen beschenkte sie mich mit ihrem jungfräulichen Blut.“
    „Doch seit deiner Rückkehr hast du sie nicht mehr in deinem Bett gehabt.“
    „Woher weißt du das?“
    Sigurd lächelte. „Du hast nicht den zufriedenen Blick eines Mannes, der kürzlich eine Frau besessen hat.“
    Leif schaute zur Seite. „Sie braucht Zeit, um die Dinge so zu akzeptieren, wie sie sind. Da wir noch nicht verheiratet sind, gebe ich ihr diese Zeit.“
    „Sie begehrt dich immer noch. Ich kann es in ihren Augen lesen, wann immer sie dich ansieht.“
    „Ich glaube, das stimmt. Und doch will sie mich nicht heiraten. Was soll ich nur tun?“
    „Du kannst sie nicht zwingen, dich zu heiraten. Das ist nicht deine Art. Aber vielleicht gibt es außer Worten noch einen anderen Weg.“
    „Ich wäre froh, wenn ich ihn wüsste.“
    „Deine Frau begehrt dich so sehr wie du sie. Nütze dieses Verlangen, um sie zurück in dein Bett zu holen. Hast du sie erst einmal dort, wird sie die Notwendigkeit einer Heirat schon verstehen. Es gibt keine Frau auf Erden, die nicht lieber die Gattin eines Mannes als nur seine Geliebte sein möchte.“
    Das machte Sinn.
    „Ich will darüber nachdenken.“ Und da sein Onkel üblicherweise recht hatte, würde er anfangen zu überlegen, wie er Krista zurück in sein Bett holen konnte. Leif lächelte, als er sich erinnerte, was er alles bei der Lektüre von Miss Boots Bekennt nisse und Die Perle der Leidenschaft gelernt hatte.
    „Es gibt noch etwas, das ich mit dir besprechen muss“, sagte er. „Es betrifft dich und die Mitglieder des Rats. Ich möchte den Ältesten vorschlagen, einen Handel mit der Welt da draußen zu eröffnen.“
    Leif beugte sich mit wachsender Erregung vor. „Ich habe viele erstaunliche Dinge gesehen, Onkel. Einige davon habe ich mitgebracht –

Weitere Kostenlose Bücher