Mein wildes Herz
hatte schwarze Haare und war in den Vierzigern. Er machte eine übertriebene Verbeugung. Als er sich wieder aufrichtete, lag ein schmieriges Lächeln auf seinem Gesicht. „Nigel Leopold, zu Ihren Diensten. Und Sie sind …?“
„Professor Paxton Hart.“
„ Sir Paxton Hart“, fügte Krista hinzu, in der Hoffnung, dass der Titel ihnen irgendwie helfen würde.
„Erfreut, Sie kennenzulernen, Sir Paxton.“ Leopold ließ wieder sein falsches Lächeln aufblitzen.
Krista empfand sofort Abneigung gegen den Mann. „Mr. Leopold“, sagte sie. „Sie halten einen Mann gegen seinen Willen fest. Er behauptet, Sie hätten ihn entführt. Das macht Sie eines entsetzlichen Verbrechens schuldig.“ Sie deutete auf den Käfig. „Lassen Sie ihn sofort frei.“
Leopold lachte. „Der Kerl floh aus Bedlam. Ich tue ihm nur einen Gefallen. Aber wenn Sie wünschen, dass er zurückgebracht wird …“
„Ihm fehlt überhaupt nichts“, erwiderte Kristas Vater. „Er spricht nur eine fremde Sprache.“
„Unsinn – das behauptet er nur. Der ist völlig verrückt. Hier verdient er sich wenigstens seinen Unterhalt. Wir füttern ihn drei Mal am Tag und geben ihm einen trockenen Schlafplatz.“
„Er ist kein Tier“, meinte Krista scharf. „Und er verdient nicht, wie eines behandelt zu werden.“
„Der Mann ist verrückt. Wie ich schon sagte, ich tue ihm nur einen Gefallen.“
Stirnrunzelnd betrachtete der Professor den Zirkusbesitzer. „Ich glaube, ich verstehe jetzt, wo das Problem liegt. Für wie viel würden Sie ihn freilassen?“ Immerhin war Leif eine einzigartige Attraktion. „Der letzte Barbar“ zog sehr viele Leute an, die einiges an Geld einbrachten. Leopold wollte ihn nicht verlieren. Leif die Freiheit zu erkaufen würde also nicht billig sein.
„Glauben Sie mir, mein Freund, den Preis können Sie nicht aufbringen“, sagte Leopold.
Krista blickte zu dem gefesselten blonden Mann, der in dem viel zu kleinen Käfig kauerte. Auch wenn es an diesem Tag recht warm war, blies doch ein scharfer Wind, und mit so wenig Kleidung am Körper musste er frieren. Einen Augenblick lang trafen sich ihre Blicke und hielten einander fest. In seinen Augen lag ein so verzweifelter, gequälter Ausdruck, dass Krista vor Mitleid das Herz schwer wurde. Ganz gleich, was es kostete, es kam nicht infrage, dass sie ein menschliches Wesen in diesem Käfig ließ.
Ihr Vater nannte eine mehr als angemessene Geldsumme, doch Leopold lächelte nur und schüttelte den Kopf. „Sie müssen keine Angst haben. Wie ich schon sagte, er verdient sich seinen Unterhalt.“
„Dann werden wir wohl andere Maßnahmen ergreifen müssen“, sagte Krista. „Erstens möchte ich Sie daran erinnern, dass mein Vater von der Königin zum Ritter geschlagen wurde. Zweitens, mein Name ist Krista Chapmann Hart. Mein Großvater ist der Earl of Hampton.“
Auch wenn er seine Gesichtszüge rasch wieder in der Gewalt hatte, schossen Leopolds schmale schwarze Augenbrauen doch für einen kurzen Moment nach oben.
„Außerdem“, fuhr Krista fort, „hat der Mann im Käfig Sie eines Verbrechens bezichtigt. Mein Vater und ich sprechen beide seine Sprache, und wir wären mehr als glücklich, wenn wir vor Gericht bezeugen dürften, dass Sie ihn entführt haben und ihn hier gegen seinen Willen festhalten. Und dass Sie ihn aus Selbstsucht zu Ihrem eigenen Profit versklaven. Wir werden der Obrigkeit unwiderruflich klarmachen, dass Sie , Mr. Leopold, der Mann sind, der hinter Gitter gehört.“
Leopolds Gesichtsfarbe wechselte zu einem lebhaften Rot. „Sie können mir nicht drohen!“
„Meine Tochter hat Ihnen nicht gedroht“, sagte der Professor. „Sie hat nur die Tatsachen festgestellt. Wenn Sie dem widersprechen wollen, so steht Ihr Wort gegen unseres.“
Ein schmieriger Zirkusbesitzer gegen einen Ritter des Königreichs und ein Mitglied der Aristokratie. Fast musste Krista lächeln.
„Sie haben die Wahl“, fuhr ihr Vater fort. „Entweder akzeptieren Sie einen vernünftigen Geldbetrag als Gegenleistung für die Auslagen, die Sie in den letzten sechs Monaten für Mr. Draugrs Wohlergehen hatten, oder Sie stellen sich dem Zorn der Obrigkeit. Wie entscheiden Sie sich?“
Leopold fluchte vor Wut. Er ballte die Hand zur Faust und schüttelte sie gegen Krista. Im Käfig hinter ihr hörte sie, wie Leif drohte, Leopold die Zunge herauszuschneiden, sollte er Hand an einen von ihnen legen.
Wieder hätte sie fast gelächelt. Doch als sie sich umdrehte, sah sie die großen,
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