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Mein wildes Herz

Mein wildes Herz

Titel: Mein wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kat
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gefesselten Hände des Mannes die Gitterstäbe umklammern, als wollte er sie durch bloße brutale Gewalt zerbrechen, und seine Augen versprachen Rache.
    War er wirklich so gefährlich, wie der Zirkusdirektor behauptete?
    „Mr. Leopold …?“, drängte ihr Vater.
    „Schon gut, schon gut. Sie haben gewonnen. Geben Sie mir das verdammte Geld. Nehmen Sie den verfluchten Bastard. Dann bin ich ihn Gott sei Dank los. Besser, wenn keiner von euch sich hier wieder blicken lässt.“
    Der Professor räusperte sich. „Ich befürchte, dass ich nicht so viel Geld bei mir trage. Wir werden hier warten müssen, bis meine Tochter mit der Summe zurückkehrt.“
    Leopold fluchte und stapfte davon.
    Krista eilte zur Kutsche. Eine halbe Stunde später kehrte sie mit einem Beutel voll goldener Sovereigns zum Zirkus zurück. Ihr Vater brachte das Geld zu Mr. Leopolds Wagen und kam dann mit dem dicken Mann, den Krista zuvor schon gesehen hatte, zum Käfig zurück. Es war der Mann mit der Narbe auf der Wange.
    Leise fluchend steckte der Kerl den rostigen Eisenschlüssel ins Schloss und öffnete die Tür, um Leif von der Insel Draugr freizulassen.
    Krista stand dabei, als die Käfigtür aufschwang und der blonde Riese die Holzstufen hinunterkletterte. Als er sich zu seiner vollen Größe aufrichtete, sah sie, dass er mindestens sechs Zoll größer war als sie. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlte sie sich wirklich klein.
    Ruhig stand er vor ihrem Vater, während der dicke Mann sich niederkniete, um die Fesseln an seinen Fußknöcheln und dann die an seinen Handgelenken zu lösen. Kaum war er frei, packte Leif knurrend den Mann am Hemd und hob ihn hoch. Er schüttelte den Burschen derart, dass Krista befürchtete, er würde ihm das Genick brechen.
    „Leif! Halt ein! Wenn du ihn verletzt, werden sie dich mit Sicherheit wieder in den Käfig stecken!“, schrie sie auf Altnordisch.
    Er sah sie an. In seinen Augen konnte sie den Sturm erkennen, der in seinem Innern tobte. Einen Augenblick später schienen ihre Worte seine Wut durchdrungen zu haben, und er warf den kräftigen Burschen fort wie einen Sack Müll.
    „Mein Freund“, sagte der Professor zu Leif. „Wenn du unter zivilisierten Menschen leben willst, musst du lernen, dieses ungezügelte Temperament zu beherrschen.“
    „Ich beherrsche mich bereits“, antwortete Leif. „Sonst wäre dieser Hurensohn jetzt tot.“
    Krista unterdrückte ein Schmunzeln.
    „Ich glaube, das ist jetzt der richtige Moment für uns zu gehen“, verkündete ihr Vater.
    „Ich gehe nicht ohne meine Sachen.“ Leif starrte Snively, der sich gerade wieder aus dem Schmutz aufrappelte, wütend an. „Sagt ihm, ich will mein Schwert und den Rest meines Besitzes, den sie mir gestohlen haben.“ Er warf einen Blick auf den winzigen Affen, der an den Gitterstäben hing. „Und sagt ihm, dass Alfinn mit mir kommt.“
    „Alfinn?“, wiederholte Krista.
    Er deutete auf das kleine Tier, das nicht viel größer war als seine Hand. „Alf ist der einzige Freund, den ich in den letzten sechs Monaten hatte. Ich werde ihn nicht hier lassen.“
    Krista seufzte. „Ich will sehen, was ich tun kann.“ Sie übersetzte die Worte des blonden Mannes und deutete dabei auf den Affen. Snively brummte etwas, was sie nicht ganz verstand.
    Als Leif einen drohenden Schritt auf Snively zumachte, wich der mit erhobenen Händen zurück. „Sagen Sie dem Kerl, er kann den verdammten Affen haben. Sagen Sie ihm, ich gehe jetzt seine Sachen holen.“
    Leif griff nach Alfinn. Der kletterte an seinem Arm hoch, setzte sich auf seine Schulter und sah dabei sehr erfreut aus, was äußerst komisch wirkte. Krista musste zugeben, dass er ein niedlicher kleiner Bursche war, auch wenn sie nicht wusste, was sie mit ihm anfangen sollten.
    Aber sie hatte auch keine Ahnung, was sie mit Leif anfangen sollten.
    Wenige Minuten später kam der bullige Mann zurück. Er legte Leifs schweres Schwert auf den Boden, das in einer dicken Lederscheide steckte, zusammen mit einem mit geschnitztem Hirschhorn verzierten Gehänge und einem Armband, das Leif offensichtlich ebenfalls gehörte.
    „Sagen Sie ihm, dass seine Kleider von den Felsen zerfetzt wurden.“
    Krista nickte, übersetzte für Leif, und der Mann eilte davon. Ihr Vater brach auf, und Leif folgte ihm, nachdem er seine Habseligkeiten eingesammelt hatte. Krista ignorierte die Leute, die sie anstarrten, als sie an ihnen vorbeigingen: zwei Männer, einer davon fast nackt und eine Frau, die so groß war wie

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