Mein wildes Herz
verkniff. Bis jetzt wusste Corrie nicht, dass dieser Mann im Haus ihrer besten Freundin wohnte – zumindest vorerst. Wenn sie es erst einmal erfuhr, würde sie verstehen, wie wichtig es war, sein Privatleben zu schützen.
„Ich freue mich über die Einladung, Matthew, wirklich, aber ich habe so viel zu tun und …“
„Und was? Wie es scheint, gibt es für Sie immer etwas zu tun, das wichtiger ist als ich.“
„Das ist nicht wahr. Ich bin nur sehr beschäftigt. Ein etwas unerwarteter … Gast … ist angekommen. Das hat meinen Arbeitsplan ein wenig durcheinandergebracht.“
In diesem Moment blickte sie auf und stöhnte innerlich. Leif schritt in seinem lächerlich engen Hemd und der engen Hose die Treppe herunter und durchbohrte Matthew geradezu mit seinem Blick.
Matthew starrte ebenso gebannt auf Leif. „Wer … ist … das ?“ Ihm fielen fast die Augen aus dem Kopf. „Das ist doch sicher nicht Ihr Gast?“
Krista gefiel sein Ton nicht. Und wie es schien, ging es Leif ebenso. Auch wenn er kein Wort verstand, sah man es seinem Gesicht an.
„Das ist eine sehr lange Geschichte, Matthew. Gerade jetzt habe ich keine Zeit, sie zu erklären.“
Matthew betrachtete den großen blonden Mann, der selbst in seinen schlecht sitzenden Kleidern unglaublich gut und überwältigend männlich aussah. „Sollten Sie sich eine mögliche gemeinsame Zukunft für uns beide vorstellen können, werden Sie sich die Zeit für eine Erklärung nehmen müssen.“
Er war doch wohl nicht eifersüchtig. Leif mochte gut aussehen, doch er war unerträglich grob und ein Barbar. Also ganz bestimmt keine Bedrohung für einen Gentleman wie Matthew.
Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Also gut, wir werden in die Oper gehen. Ich werde Ihnen heute Abend alles erklären.“
„Nein, ich wünsche jetzt eine Erklärung. Und ich denke, dass Sie mir eine schulden.“
Glücklicherweise erschien in diesem Augenblick ihr Vater in der Halle. „Ich glaubte, Stimmen zu hören …“
Erleichtert seufzte Krista auf. „Vater, Matthew hat einige Fragen zu unserem … Hausgast. Würden Sie sich einen Moment Zeit nehmen, um ihm alles zu erklären?“
Leif hatte die letzte Stufe erreicht und trat näher. „Wer ist dieser Mann?“, fragte er, als hätte er ein Recht dazu, es zu wissen.
„Er ist ein Freund“, antwortete Krista und sah, wie Matthew wegen der Sprache, in der sie sich unterhielten, die Augenbrauen hob.
„Seine Name ist Leif Draugr“, sagte ihr Vater zu Matthew. „Er ist Wikinger und spricht deren Sprache. Ich werde Ihnen gerne alles erklären, doch im Gegenzug rechne ich in dieser Angelegenheit auf Ihre Diskretion. Das hier ist eine großartige Chance für uns, Matthew! Die Chance, eine Kultur zu studieren, die man seit Langem für ausgestorben hält.“
Neugierig betrachtete Matthew den Wikinger, und der sah ihn an, als wäre er der fette Mann mit dem Stock draußen vor seinem Käfig.
„Sie haben mein Wort“, entgegnete Matthew, sichtlich fasziniert. „Worüber wir auch sprechen werden, es bleibt absolut unter uns.“
Ihr Vater nickte und sagte an Leif gewandt: „Du musst mich entschuldigen. Ich muss ein Wort mit meinem Kollegen sprechen. Sobald ich fertig bin, können wir mit unserem Unterricht beginnen.“ Dann sah er seine Tochter an. „Unser Gast braucht dringend passende Kleidung. Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich mich freuen, wenn du mir in dieser Angelegenheit hilfst. Ich könnte dich am Nachmittag von der Redaktion abholen, wenn du etwas Zeit erübrigen kannst.“
Krista seufzte innerlich. Ihre Mutter hatte ihrem Vater immer bei der Auswahl seiner Anzüge geholfen. Danach hatte sie selbst erfolgreich diese Aufgabe übernommen. Sie würde den großen Wikinger viel besser beraten können als der Professor.
„Gut, ich gehe mit. Bis zum Nachmittag müsste ich alles unter Kontrolle haben.“
„So um zwei Uhr dann?“
Sie nickte und schenkte Matthew ein Lächeln. „Wenn die Herren mich dann entschuldigen würden …“
Matthew und ihr Vater verbeugten sich leicht. Zu Leif sagte Krista nichts, aber sie konnte seinen Blick spüren, während sie durch die Tür ging. Doch sie ignorierte das seltsame kleine Flattern im Magen und ging die Eingangstufen hinunter zu ihrer Kutsche.
Die Arbeit in der Redaktion verlief wie immer. Kürzlich hatte Krista sich nach einem billigeren Papierhändler umgeschaut, und jetzt verbrachte sie den Morgen damit, die verschiedenen Angebote zu studieren. Sie saß an ihrem
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