Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein wildes Herz

Mein wildes Herz

Titel: Mein wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kat
Vom Netzwerk:
folgte ihrem Beispiel.„Mein Vater befürchtete, dass so etwas passieren würde. Als sein ältester Sohn bin ich dazu bestimmt, an seiner Stelle zu regieren, wenn seine Zeit auf Erden vorüber ist. Er verbot mir wegzugehen, aber ich wollte nicht auf ihn hören.“
    Seine Miene ließ erkennen, wie sehr ihn dieser Gedanke bedrückte. Wie es aussah, hatte er Verpflichtungen seinem Vater und seinem Clan gegenüber. Und wenn er nicht zurückkehrte, konnte er sie nicht erfüllen.
    Zwei Diener erschienen mit Platten voll Fleisch und Gemüse. Leif beobachtete den Professor, der ihm genau erklärte, wie er eine Portion gebratenes Lamm von der Platte nehmen konnte, die man ihm hinhielt. Leif nahm sich eine gewaltige Portion, dann noch eine und versorgte sich dann gleich noch mit ausreichend gekochter Makrele, um seinen Teller bis zum Rand zu füllen.
    Kaum hatte er ihn auf den Tisch gestellt, nahm er sein Messer, spießte damit einen Brocken Fleisch auf und schob ihn in den Mund.
    Krista machte große Augen, als er vor Vergnügen grinste und sich mit dem Handrücken das Fett vom Mund wischte.
    „Das schmeckt sehr gut“, meinte er.
    Sie wollte schon sagen, dass man hierzulande mit der Gabel aß und auch keine zu großen Bissen in den Mund nahm, aber ihr Vater schüttelte den Kopf.
    „Wir fangen morgen damit an“, meinte er leise auf Englisch zu ihr.
    Leif nahm einen großen Schluck Wein aus seinem Kristallkelch und erstarrte. Ihre Blicke trafen sich und Krista sah, dass der Geschmack ihm völlig fremd war und ihm auch nicht zusagte. Er blickte zu Boden. Es war ihm anzusehen, dass er daran dachte, alles wieder auszuspucken.
    Schnell schüttelte Krista den Kopf. „Wir spucken hier nicht.“
    Leif sah sie einen Moment lang an, dann schluckte er. „Was ist das?“, fragte er und verzog angewidert die Lippen, als hätte er Gift zu sich genommen.
    „Wein“, antwortete ihr Vater. „Wenn ich mich recht erinnere, trinkt dein Volk gewöhnlich Bier. Vermutlich hat er dir nicht geschmeckt.“
    Der Wikinger zog eine Grimasse.
    „Man gewöhnt sich daran“, erklärte ihr Vater.
    Krista hatte erst die Hälfte von ihrem Essen verspeist, als sie aufblickte und sah, dass Leifs Teller schon leer war.
    „Ich glaube, Leif möchte noch ein wenig mehr“, sagte sie zu ihrem Vater. Sein Blick fiel auf den Teller des Wikingers, der völlig sauber gekratzt war. Krista bedeutete einem der Diener, noch eine Platte mit Fleisch und Gemüse zu bringen.
    Leif beachtete die Karotten, Rübchen und Kartoffeln nicht, und Krista erinnerte sich, dass die Wikinger außer einigen wilden Zwiebeln und verschiedenen Arten von Seetang hauptsächlich Fisch, Fleisch und Milchprodukte gegessen hatten.
    Dem Essen folgte das Dessert. Misstrauisch betrachtete Leif den Vanillepudding, der mit einem Püree aus gezuckerten Mandeln bedeckt war und den ein Diener vor ihn hinstellte.
    „Du musst es nicht essen, wenn du nicht willst“, sagte Krista.
    Leif sah sehr erleichtert aus. „Ich versprach Alfinn, ihm etwas zu essen zu bringen.“ Er nahm die Platte mit den Rübchen und den Karotten, stand auf und ging in Richtung Tür. Man sah, dass er nicht daran gewöhnt war, um Erlaubnis zu fragen.
    „Im Allgemeinen werden Affen nicht im Haus gehalten“, rief Krista hinter ihm her. „Vielleicht wäre Alfinn in den Ställen glücklicher?“
    Er nickte. „Alf ist daran gewöhnt, mit anderen Tieren zusammen zu sein. Ich glaube, es wird ihm gefallen.“ Damit verschwand er.
    Als Krista und ihr Vater dann ebenfalls ihr Essen beendet hatten, war Leif immer noch nicht zurück.
    Besorgt erhob sich der Professor. „Ich sollte besser nachschauen, was geschehen ist.“
    „Ich habe eines der Gästezimmer herrichten lassen“, sagte Krista. „Dort dürfte er es mehr als bequem haben.“
    Doch ihr Vater kam allein zurück. „Er schläft draußen im Stall. Er hat sich in einer der Boxen ein Bett aus Stroh gemacht. Ich wusste nicht recht, ob ich ihn wecken sollte.“
    Nach allem, was er in den letzten sechs Monaten durchgemacht hatte, störte es Krista, dass er eine weitere Nacht auf dem Stroh verbringen sollte. „Vielleicht hat er etwas missverstanden. Ich gehe und erkläre ihm, dass er nicht länger wie ein Tier leben muss.“
    Ihr Vater nickte. Sie wusste, dass er müde war, genau wie sie selbst. Morgen war Montag, und sie musste den Leitartikel für die aktuelle Wochenausgabe schreiben.
    Es stand die Abstimmung über einen Gesetzesvorschlag bevor, der beinhaltete, in den

Weitere Kostenlose Bücher