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Mein wildes Herz

Mein wildes Herz

Titel: Mein wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kat
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Unterricht der Frau lauschen, die er zu seiner Angetrauten machen wollte.
    Wieder lächelte er. Denn allmählich gewann er den Eindruck, dass dieser Teil seines Studiums ihm sogar Vergnügen machen könnte.
    Tante Abby fuhr am Samstagmorgen ab. Krista war überzeugt, dass sie einen Verehrer hatte – einen aus dem örtlichen Adel –, obwohl die Tante ihr gegenüber den Mann nie erwähnte. Am selben Morgen, etwas früher, hatte Krista eine Nachricht von Matthew erhalten, die besagte, dass ihm etwas Wichtiges dazwischengekommen wäre und er sie zu Lord Wimbys Einladung heute Abend nicht begleiten könnte. Er hoffte, sie würde ihm verzeihen.
    Krista hatte die Einladung völlig vergessen. Er hoffte, sie würde ihm verzeihen? Alles, was sie fühlte, war Erleichterung.
    Doch heute war Samstag, und sie hatte ihrem Vater versprochen, Leif gute Manieren und gutes Betragen zu lehren. Und das wollte sie jetzt tun, wie schwierig es auch sein mochte.
    Zu diesem Zweck zog sie ein einfaches gelbes Kleid an. Rund um den Saum des üppigen Rocks waren Rosen aufgestickt. Dann verließ sie die Sicherheit ihres Zimmers. Der Morgen nahm seinen Lauf, und es gab keinen Grund, die Aufgabe noch länger vor sich herzuschieben.
    Als sie auf die Treppe zuging, sah sie Leif, das Buch „Benimmregeln für den feinen Herrn “ in der Hand, auf seinen langen Beinen zielstrebig auf sie zukommen. Es war eines der Bücher, die sie gestern Abend aus dem Studierzimmer genommen hatte, zusammen mit „Leitfaden für den feinen Herrn zu einem tadellosen Betragen“ und einem Buch, das den Titel trug „ Der untaugliche Verehrer“. Es handelte von der Beziehung zwischen Mann und Frau, dem Umwerben und der Hochzeit – ein Buch, das sich vielleicht noch als außerordentlich nützlich erweisen konnte.
    Leif blieb vor ihr stehen. „Ich habe schon befürchtet, Sie hätten nicht mehr daran gedacht.“
    Wenn sie das nur könnte! „Ich habe es nicht vergessen … Ich … ich wollte Ihnen nur etwas Zeit geben, sich die Bücher anzusehen.“
    „Ich lese gerade dieses hier.“ Er hielt es hoch, und sie stellte fest, dass er bereits ziemlich weit gekommen war. Sie fragte sich, wie lange er wohl letzte Nacht über den Seiten gebrütet hatte.
    „Ich verstehe nicht, wieso Sie so viele Regeln benötigen.“
    „Leider kann ich Ihnen darauf auch keine Antwort geben. Ich kann nur sagen, dass sich diese Regeln über Hunderte von Jahren hinweg entwickelt haben.“
    Er sah auf den ledergebundenen Band hinunter, ehe sein Blick zu ihr zurückging. „Wo sollen wir anfangen?“
    Krista versuchte, sich nicht in den Tiefen dieser kristallblauen Augen zu verlieren. „Ich habe darüber nachgedacht. Folgen Sie mir.“ Sie drehte sich um und ging zum Speisezimmer. Hinter sich hörte sie Leifs schwere Schritte auf dem Marmorboden. Sie betrat den Raum und ging zu dem langen Mahagonitisch, der bereits mit Porzellan und Silberbesteck für das Abendessen gedeckt war.
    „Wie weit sind Sie in dem Buch gekommen?“
    „Ich lese gerade den Abschnitt über das Abstatten von Besuchen in der feinen Gesellschaft.“ Er schlug das Buch an der Stelle auf, die er mit dem Finger markiert hatte. „Morgenbesuche – so bezeichnet, weil sie vor dem Lunch stattfinden – sind genau genommen eigentlich Nachmittagsbesuche, da sie nur zwischen drei und sechs Uhr gemacht werden.“ Er sah auf und lächelte Krista verschmitzt an, wobei sich in seinen Wangen zwei winzige Grübchen zeigten. „Sehr nützliche Information.“
    Krista verdrehte die Augen. „Das ist sie gewiss, doch da Sie bis jetzt noch sehr wenige Bekannte in London haben, denen Sie einen Besuch machen könnten, wollen wir uns etwas Praktischerem zuwenden.“ Sie deutete auf einen der zwölf geschnitzten, hochlehnigen Stühle. „Tun wir so, als wären wir hier, um zu Abend zu essen. Nachdem der Herr die Dame ins Speisezimmer geführt hat, zieht er ihren Stuhl hervor und hilft ihr auf ihren Platz. Lassen Sie es uns versuchen, ja?“
    E bot ihr den Arm, wie sie es ihm zuvor gezeigt hatte, und sie gingen die letzten Schritte zum Tisch. Leif zog einen der Stühle hervor. Krista setzte sich und ordnete ihre Röcke.
    „Jetzt setzen Sie sich neben mich. Vergessen Sie nicht, man kann Sie überall an den Tischsetzen, das hängt von Ihrem Rang ab. Bei einem formellen Abendessen gäbe es eine Platzkarte mit Ihrem Namen.“
    Leif nickte und nahm seinen Platz genau auf die Weise ein, wie es sich schickte.
    „Gut. Nun werden wir die korrekten

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