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Mein wildes Herz

Mein wildes Herz

Titel: Mein wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kat
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geschm… geschm…“
    „Geschmeichelt?“
    „Eine Frau sollte sich geschmeichelt fühlen, wenn ein Mann Verlangen nach ihr hat. Sie sind eine sehr schöne Frau. Sicher begehren viele Männer Sie, doch sie sagen es nicht. Ich sage es Ihnen, damit Sie wissen, wie schön Sie sind.“
    Zitternd holte Krista Luft und entfernte sich vom Tisch. Vorsichtshalber wandte sie Leif den Rücken zu. Sie atmete ein wenig zu schnell, ihre Hände waren feucht geworden, und seine Worte übten eine seltsame Macht aus.
    Doch das durfte sie ihn nicht wissen lassen. Sie rief sich selbst zur Ordnung, ehe sie sich langsam zu ihm umdrehte. „Möchten Sie wirklich etwas lernen, oder haben Sie nur Ihren Spaß auf meine Kosten?“
    Ihre Frage schien ihn zu ernüchtern. „Ich muss diese Dinge lernen, die Sie mir beibringen wollen.“
    „Dann wird nicht mehr über Verlangen geredet. Sie werden sich wie der Gentleman benehmen, den ich aus Ihnen zu machen versuche. Ist das klar?“
    Er nickte kurz. „Wie Sie wünschen.“
    „Nun … nehmen Sie jetzt die Gabel in die Hand, wie ich es Ihnen gezeigt habe.“
    Er tat, wie ihm geheißen.
    „Nehmen Sie die Gabel und tun Sie so, als würden Sie ein Stück Fleisch aufspießen. Da Sie ja so verdammt gut mit Ihrem teuflischen Messer umgehen können, sollten Sie fähig sein, Ihr Fleisch damit in kleinere Stücke zu schneiden. Wenn Sie das getan haben, können Sie die Gabel benutzen, um jedes Stück aufzuspießen.“
    Er schien ein Lächeln zu unterdrücken. „Nicht nur, dass ich Sie begehre, Krista Hart, ich mag Sie. Ich werde tun, was Sie wünschen, honning .“
    „Wie nannten Sie mich gerade?“
    „Honning. Das heißt …“
    „Ich weiß sehr gut, was das heißt, und wagen Sie es nicht, mich so zu nennen!“ Honning bedeutete Honig. Doch in Altnordisch wurde es nicht als Kosewort benutzt. Die Sprache besaß wenige Schmeichelworte. Wahrscheinlich hatte Leif die Übersetzung gelernt und benutzte das Wort nun zu seinem Zweck. „Heben Sie sich das für Ihr Milchmädchen auf!“
    Jetzt lächelte er tatsächlich. „Sie sind eifersüchtig. Das gefällt mir an einer Frau.“
    „Noch ein Wort, und ich gehe und komme nicht wieder.“
    Leif ließ sie in Ruhe und sah auf seinen Teller. Zu Kristas Erleichterung sagte er kein Wort mehr, bis sie den Unterricht beendeten.
    Als sie schließlich das Speisezimmer verließen, waren seine Tischmanieren tadellos.
    „Lassen Sie uns in den Salon gehen“, schlug Krista vor. „Wir können daran arbeiten, wie man sich einander vorstellt. Sehen wir einmal, wie Sie damit zurechtkommen. Danach werden wir entscheiden, wie wir weiter vorgehen.“
    Da er sich daran erinnerte, dass eine Dame zuerst den Raum betrat, ging Leif hinter ihr in den Salon, und Krista begann, ihn darin zu unterrichten, wie man sich begrüßt und welche Redewendungen man dabei benutzt. Als der Morgen vorüber war, konnte Leif sich eleganter verbeugen als ihr Vater, der immerhin vierzig Jahre Praxis darin besaß. Und als Krista ihm die Hand auf den Arm legte und sie so taten, als geleite er sie in einen Ballsaal, musste sie sich in Erinnerung rufen, wer er eigentlich war.
    Nach einer kurzen Mittagspause – Leif benutzte die Gabel überaus korrekt – kehrten sie zum Unterricht über die nachmittägliche Teestunde in den Salon zurück.
    „Eigentlich neigen eher Frauen dazu, den Nachmittagstee einzunehmen. Doch es könnte sich eine Gelegenheit für Sie ergeben, und dann sollten Sie wissen, was zu tun ist.“
    „Zeigen Sie es mir“, bat er.
    Nach einigen Versuchen und nur einem kleinen Missgeschick – die glücklicherweise leere Teetasse landete auf dem Perserteppich – konnte er die zierliche Porzellantasse mit der Eleganz eines Tanzmeisters halten.
    Und sein Gedächtnis war einfach erstaunlich. Was immer Krista ihm sagte, er konnte es fast Wort für Wort wiederholen. Noch nie hatte sie einen Mann gesehen, der entschlossener war zu lernen, und Krista fragte sich unwillkürlich, was ihn wohl dazu trieb. Als sie sich dann in Erinnerung rief, dass er monatelang eingesperrt gewesen war, glaubte sie seinen Beweggrund zu kennen.
    Am späten Nachmittag war klar, dass Leif die von Krista gestellten Aufgaben würde lösen können. Wenn er weiterhin so hart arbeitete wie bisher, würde er fähig sein, sich in der feinen Gesellschaft zu bewegen. Er wurde zuversichtlicher.
    Krista versuchte, die Spannung zu ignorieren, die sich in ihr aufbaute. Aber Leif war ein gut aussehender Mann, und wenn er ihr die

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