Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein wildes Herz

Mein wildes Herz

Titel: Mein wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kat
Vom Netzwerk:
als den paar goldenen Sovereigns, mit denen er angefangen hatte.
    Und er war voll überschäumender Hoffnung gewesen.
    „Ich weiß jetzt, was ich falsch mache“, sagte er, während die Kutsche durch die dunklen Straßen rollte. „In diesem Spiel muss man mehr tun als nur die Karten zu zählen und zu erkennen, welche Karte wohl als Nächste ausgespielt wird. Ich kenne das Wort nicht – es ist so etwas wie erraten, was dein Gegner als Nächstes tun wird. Darin kann der Unterschied zwischen deinem Gewinn und deinem Verlust liegen.“
    Er hatte gegen fünf andere Männer „Loo“ gespielt, ein Spiel mit sehr hohem Einsatz. Es war dafür bekannt, selbst sehr reiche Gentlemen zum Bettler machen zu können.
    „Von dem Wenigen, das ich weiß“, meinte Krista zu ihm, „kann ich dir sagen, dass du ihre Gesichter beobachten musst. Wenn du lernst, in ihren Mienen zu lesen, kannst du erraten, was sie in der Hand haben.“
    „Das habe ich gemeint.“
    „Eines ist gewiss, Leif. Wenn es leicht wäre, würde jeder gewinnen.“
    Er nickte. „Ich werde heute Abend wieder hingehen und nur zuschauen. Morgen Abend will ich dann spielen.“
    „Selbst wenn du in allem, was das Spiel betrifft, sehr gut bist, wirst du vielleicht trotzdem nicht gewinnen. Auch wenn du noch so geschickt spielst, es hängt alles vom Glück ab.“
    Er schien es einzusehen, doch ihre Worte entmutigten ihn nicht. Selbst im schwachen Licht der Messinglampe konnte Krista sehen, dass ihm die Gedanken nur so durch den Kopf wirbelten und er überlegte, was er tun musste, um erfolgreich zu sein.
    Krista seufzte, während sie so dasaß und über die Ereignisse des letzten Abends nachdachte. Was immer Leif sich in den Kopf gesetzt hatte, er ließ sich nicht aufhalten.
    „Du lächelst.“ In einem einfachen, aber eleganten Tageskleid aus bedrucktem apricotfarbenem Musselin trat Coralee durch die Tür, die fast immer offen stand. „Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte man glauben, du hängst sehr unschicklichen Gedanken nach.“
    Krista lachte. „Nicht in diesem Augenblick, auch wenn mir vor Kurzem einige dieser Dinge wieder durch den Kopf gegangen sind, die wir in dem Buch gelesen haben, das wir damals im Keller von Briarhill fanden.“
    Coralee machte große Augen. „Du liebe Zeit!“
    „Ich habe so das Gefühl, wir könnten uns geirrt haben, Corrie. Die Liebe ist vielleicht gar nicht so schrecklich.“
    Corrie lachte. „Vielleicht nicht.“ Sie hielt ihr über den Schreibtisch hinweg ein Blatt Papier hin. „Das hier kam gerade für dich.“
    Krista hob den Kopf. „Noch eine Drohung?“
    „Ich glaube nicht. In so einem Fall dürfte dein Name wohl kaum in eleganten Schnörkeln auf sehr teurem Briefpapier stehen.“
    Krista brach das Wachssiegel und begann zu lesen. „Es ist von Cutter Harding. Er ist der Besitzer von Harding Textilien. Er möchte, dass ich mir seinen Standpunkt in der Streitfrage bezüglich der Streiks anhöre.“ Sie trommelte mit den Fingern auf das Papier. „Er möchte wissen, ob ich vielleicht bereit bin, in seine Fabrik zu kommen und mir selbst ein Bild über die dortigen Zustände zu machen.“
    „Das klingt vernünftig.“
    Krista blickte von dem Brief auf und lächelte. „Langsam fange ich an zu glauben, dass Heart to Heart sehr gute Arbeit leistet, Coralee. Zuerst heuert der Aufseher von Consolidated Mining jemanden an, um mich daran zu hindern, die Bergwerksgesetzesvorlage zu unterstützen. Jetzt hält der Besitzer einer der größten Textilfabriken unseres Landes unsere Zeitung für so einflussreich, dass sie ihm eine persönliche Einladung zu einer Besichtigung seiner Fabrik wert ist. Wie es scheint, ist unsere harte Arbeit tatsächlich zu etwas gut.“
    „Zum größten Teil ist es deine harte Arbeit“, entgegnete Corrie. „Ich schreibe nur die Gesellschaftskolumne.“
    „Du kümmerst dich um alle Frauenthemen, nicht nur um die Gesellschaftskolumne. Die Wahrheit ist, dass du mir hilfst, diese Zeitung herauszugeben, und dass ich es ohne dich nicht schaffen würde.“
    Corrie schien sich über ihre ehrlich gemeinten Worte zu freuen. „Also, was ist jetzt mit Mr. Harding?“
    „Ich werde natürlich zusagen. Denn ich bin äußerst interessiert an seiner Fabrik.“ Sie lächelte. „Und wenn er will, dass ich mir seine Meinung anhöre, muss er sich auch meine anhören.“
    Das Treffen wurde für das kommende Wochenende verabredet. Krista hatte vor, mit der Kutsche zu der kleinen Stadt Beres-ford-on-Quay zu reisen,

Weitere Kostenlose Bücher