Mein wildes Herz
einzelnen. „Du wirst deine Artikel schreiben und ihnen damit helfen.“
Krista schluckte schwer. Sie war froh, dass Leif sie begleitete und jetzt bei ihr war. Sie dachte daran, wie sanft er den Jungen gehalten hatte, und es schnürte ihr noch mehr die Kehle zu. Und sie erkannte, dass sie mehr und mehr von ihm abhängig wurde. Immer hatte sie ihre Unabhängigkeit verteidigt, doch irgendwie schien es in Ordnung, dass sie dies ein wenig vergaß, wenn er da war.
Sie wandte sich zu ihm um. Es war seltsam. Sie hatte an ihn als den Mann gedacht, den sie sich zum Ehegatten wählen würde, hatte sich sogar vorstellen können, ein Kind von ihm zu bekommen.
Doch bis zu diesem Augenblick war ihr nicht klar gewesen, dass sie sich in ihn verliebt hatte.
Die Kutsche rollte in Richtung London.
Während die Dunkelheit sich über das Land senkte, wurde Leif zunehmend besorgter.
„Es ist spät geworden“, sagte er. „Räuber und Ganoven lauern auf der Straße, und jederzeit kann der Sturm losbrechen. Es wäre besser, eine Unterkunft für die Nacht zu suchen und unsere Reise erst am Morgen fortzusetzen.“
Krista neben ihm schüttelte den Kopf. „Ich muss zurück, Leif. Mein Vater wird sich Sorgen machen.“
Wie immer war sie um den Professor besorgt, und Leif kannte die gesellschaftlichen Regeln gut genug, um zu wissen, wie unziemlich es wäre, wenn sie die Nacht mit ihm allein verbringen würde.
Im Stillen jedoch fluchte er. Er wollte Krista zur Frau, und auf dem Weg dahin hatte er bereits gewisse Fortschritte gemacht. Er war gut im Kartenspiel – sehr gut. Er hatte die Kunst des Wettens studiert und gelernt, sein Geld klug einzusetzen. Er hatte gelernt, in den Gesichtern der anderen Spieler zu lesen, zu erkennen, wer am geschicktesten spielte, wer ohne Rücksicht auf Verluste wettete und wer den größten Verlust verkraften konnte.
Wenn er sorgsam vorging, würde er bald genug Geld für sein Schiff besitzen. Dann konnte er mit Kristas Vater wegen der Hochzeit sprechen. Wenn sie erst einmal verheiratet waren, brauchte Krista sich wegen der Anstandsregeln nicht länger zu beunruhigen, und er würde dafür sorgen, dass sie auch im Bett zufrieden sein würde.
Der Gedanke erregte ihn. Verbotene Bilder stiegen in ihm auf, wie ihr üppiger Körper unter ihm lag, wie es sich anfühlte, wenn ihre vollen Brüste sich an ihn schmiegten, wie sie sich mit ihm im gleichen Rhythmus bewegte. Seine Erregung wuchs und wurde fast schmerzhaft.
Er begehrte sie, wie er noch nie eine Frau begehrt hatte. Und bald würde er sie besitzen.
Und doch lauerte da irgendwo in seinem Kopf der Gedanke, sie könnte ihn auch in Zukunft zurückweisen. Aber mit Hilfe der Götter würde er einen Weg finden, seine Träume wahr zu machen.
Leif zwang sich, wieder an die Gefahr zu denken, die auf der Straße lauern mochte, und spähte aufmerksam in die Dunkelheit. Er wünschte, er hätte Kristas Protest ignoriert und darauf bestanden, irgendwo in Sicherheit den Tagesanbruch abzuwarten.
Nach einer weiteren Stunde Fahrt auf der aufgeweichten Straße hörte er ein lautes Knirschen, dann ein Krachen, wie wenn dickes Holz entzweibrach. Die Kutsche schlingerte heftig nach links und warf Krista vom Sitz. Leif fing sie auf und zog sie sicher auf seinen Schoß.
Ihre Wangen röteten sich leicht, als sie sich wieder neben ihn setzte. „Danke.“
Am liebsten hätte er ihr gesagt, dass er sie gerne gehalten hatte, nickte aber nur. Dann drehte er den Türknauf und stieß den Schlag auf.
„Was ist geschehen, Mr. Skinner?“, rief er dem Kutscher zu.
Der kräftige Kutscher kletterte von seinem Sitz herunter. „Verdammte Achse … die Achse ist gebrochen, Sir.“
„Bleib hier“, sagte Leif zu Krista, stieg aus der Kutsche und trat neben den Kutscher. Sein Blick schweifte über die bewaldete Umgebung und die sanft hügeligen Felder, die er im schwachen, meist von Wolken verdeckten Mondlicht nur schemenhaft ausmachen konnte. Sein Schwert lag unter seinem Sitz. Doch dieses Mal hatte er auch eine Pistole mitgenommen, die er letzte Nacht beim Kartenspiel gewonnen hatte. Und er trug ein Messer im Stiefel.
Trotzdem gefiel es ihm nicht, mitten in der Nacht hier auf der Straße festzusitzen. Denn Krista hatte sich heute einen Mann namens Cutter Harding zum Feind gemacht; allerdings glaubte Leif nicht, dass Harding bereits genügend Zeit gehabt hatte, um einen Anschlag auf sie zu planen.
„Wie lange wird es dauern, bis das hier repariert ist?“, fragte er.
„Das
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