Mein wildes rotes Herz
von kurzer Dauer. Als sie mit Mary ins Wohnzimmer trat, hörte sie ihn rufen, dass sie sich besser ausruhen sollte. »Ich will dich zum Abendessen hier unten haben, hast du mich verstanden?«
»Man müsste taub sein, um ihn nicht zu verstehen«, bemerkte Mary, die Caroline eine schmale Treppe hochführte. »Aber so schlimm ist er gar nicht.« Oben blieb sie stehen, um wieder zu Atem zu kommen. »Es gefällt ihm nicht, wenn er so lahm gelegt ist.«
Caroline sagte nichts dazu. Sie hatte das Gefühl, als wenn der kleine Kampf eben auch den letzten Rest Kraft aus ihr gesogen hätte. Wenn er nur sie beschimpft hätte, hätte sie nichts gesagt, aber aus irgendeinem Grund konnte sie es nicht ertragen, wenn dieser schreckliche alte Mann Mary anbrüllte.
Mary öffnete die Tür zu einem kleinen, hellen Zimmer. »Ich hoffe, dass Ihnen das zusagen wird. Ich hatte leider nur Kleiderstoff, aber ich dachte, neue Vorhänge wären sehr hübsch.«
»Sie sind entzückend.« Caroline wunderte sich über ihre ruhige Stimme, wo sie doch innerlich zerbrochen war. »Alles ist so hübsch.« Sie berührte die Bettdecke, die aus demselben hellgelben Stoff war wie die Vorhänge. »Sie hätten sich nicht so viel Mühe machen sollen.«
Mary lächelte und legte die Hände auf ihren gerundeten Bauch. »Das hat mir etwas gegeben, womit ich mich beschäftigen konnte. Jetzt, wo Logan weg ist, habe ich ...
nun, es kann sehr einsam sein hier.« Sie streckte Caroline die Hand hin. »Ich bin froh, dass Sie gekommen sind.« Dann runzelte sie die Stirn. »Geht es Ihnen auch wirklich gut? Ihre Hände sind eiskalt, und Sie sind so blass.« Sie drückte Carolines Hand. »So schlimm wird es schon nicht werden.«
Caroline wandte sich ab, ehe Mary sah, dass sie weinte, und betrachtete die Vorhänge. »Sie sind sehr freundlich. Aber meinen Sie, dass ich eine n Moment alleine sein könnte?«
»Oh, natürlich. Gleich schicke ich eine der Cherokesinnen zu Ihnen, die Ihre Sachen bringt. Ruhen Sie sich schön aus.«
Kaum war die Tür zu, war Caroline versucht, Mary zurückzurufen. Vielleicht war Einsamkeit doch nicht das, was sie jetzt wollte. Allein im Zimmer blieb ihr nichts zu tun außer nachzudenken.
Caroline ließ sich in einen Stuhl am Fenster sinken und suchte nach einem Grund, warum Wolf so gehandelt hatte ... einem anderen Grund als dem offensichtlichen. Aber so sehr sie es auch versuchte, ihr fiel keiner ein. Niemand hatte ihn gezwungen, sie zu verlassen.
Andererseits hatte sie auch niemand dazu gezwungen, letzte Nacht mit ihm zu schlafen. Er hatte ihr nie irgendetwas versprochen. Sie war einfach davon ausgegangen ... Caroline schloss die Augen und sank in ihrem Stuhl zurück.
Dumm. Sie hatte sich absolut dumm benommen.
Schon als sie noch klein genug gewesen war, um ihrem Vater auf den Schoß zu krabbeln, hatte er sie gelehrt, was sie tun musste. Die Lektion war einfach gewesen: Verlass dich nur auf dich selbst. Und doch hatte sie diese hart gelernte Lektion einfach über Bord geworfen - und wofür?
Für ein attraktives Gesicht und einen muskulösen Körper. Augen, die alles zu versprechen schienen und in Wirklichkeit nichts verrieten.
Es half Caroline auch nicht, dass sie sicher nicht die erste Frau war, die sich blind ihrer Leidenschaft unterworfen hatte. Zu ihrer Schande musste sie zugeben, dass sie hier am Fenster saß und immer noch auf das sanfte Geräusch von Pferdehufen lauschte, die zurückkommen könnten, um sie in ihrer Einschätzung von Wolf eines Besseren zu belehren.
Aber das Geräusch kam nicht, und als Mary schüchtern an Carolines Tür klopfte, um zu melden, dass das Abendessen fertig war, war es eine härtere, zynische Caroline, die sie hereinbat.
»Ich wollte Sie nicht stören, aber Robert hat gesagt...« Mary sprach nicht weiter.
»Ich weiß.« Caroline erhob sich und strich ihren Rock glatt.
»Haben Sie sich ausruhen können? Sie sind immer noch sehr blass.«
»Mir geht es gut. Wirklich.« Caroline lächelte, um die andere Frau zu beruhigen. »Wollen wir jetzt nach unten gehen?« Caroline ergriff Marys Arm ... ein kleiner Trost, als sie ihr Zimmer verließ, um sich der Zukunft zu stellen.
»Ich sehe keinen Grund, noch zu warten. Es passiert nicht oft, dass sich ein Mann der Kirche hier heraus zu uns verirrt.«
Caroline hielt den Blick starr auf die kleinen Stiche geheftet, mit denen sie ein Hemd umnähte. »Wahrscheinlich hast du Recht.«
»Sprich lauter, Mädchen, ich kann dich kaum verstehen. Verdammt noch mal, du
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