Mein wildes rotes Herz
Empfindungen, die sie überwältigten, nicht abstellen. Sie kannte die Hochzeitsnacht - auch wenn sie das Wort vor Gott und der Welt nicht reinen Gewissens aussprechen durfte. Aber sie erinnerte sich. Angenehm, hatte Mary gesagt. Sie selber würde noch ganz andere Ausdrücke dafür finden.
Wunderbar.
Himmlisch
Herzzerreißend.
Mit schwingendem Rock erhob sich Caroline und trat ans Fenster. »Danke für die Auskunft.« Sie holte tief Luft. »Aber mach dir keine Sorgen, das werde ich schon schaffen.«
Sie musste. Caroline schloss für einen Moment die Augen und erinnerte sich daran, dass sie gar keine Wahl hatte. Als sie sich wieder zu Mary umdrehte, trug sie ein Lächeln zur Schau. »Ich denke, es ist an der Zeit, nach unten zu gehen.«
Hoch aufgerichtet und mit erhobenem Kinn trat Caroline ins Wohnzimmer. Sie war eine Viertelstunde zu spät, aber niemand schien es besonders eilig zu haben, die Zeremonie durchzuführen.
»Ah, da ist ja meine blaublütige Braut.« Robert hob sein Glas und schüttete Rum auf seine Seidenjacke, als er Caroline spöttisch zuprostete. »Sie gibt doch ein hübsches Opferlamm ab, meinen Sie nicht?«
Seine Frage richtete sich an den Pastor, Mr. Appleby, der an der Frage nichts auszusetzen zu haben schien. Er lachte laut und nahm einen schlürfenden Schluck aus seinem eigenen Glas.
Reverend Appleby war in keiner Weise so, wie Caroline einen Pastor in Erinnerung hatte. Sie wusste nicht genau, welcher Glaubensrichtung Reverend Appleby angehörte, und es war ihr auch egal. Und was spielte es schon für eine Rolle, dass sowohl ihr Bräutigam als auch der Pastor schon reichlich angetrunken waren.
Allein Mary war ängstlich darauf bedacht, die Hochzeit zu einem Fest zu machen. Mit ärgerlichem Gesicht kam sie herein. »Schäm dich, Robert, und Sie auch, Reverend Appleby. Jetzt ist nicht die Zeit für starke Getränke.«
»Und warum nicht? Das ist das einzige Vergnügen für mich, seit mein Bein verbunden ist.« Robert schlug sich auf den gebrochenen Schenkel und zog eine Grimasse, als der Schmerz kam. Mit blutunterlaufenen Augen sah er Caroline an, und sein Blick wurde lüstern. »Es sei denn, Ihre Ladyschaft kann dazu überredet werden, mein Verlangen auf andere Weise zu stillen.«
Marys Aufkeuchen brach den kühlen Blick, den Caroline ihm zuwarf. »Sie wird dich wie jede anständige junge Frau im Bett erwarten«, wies Mary ihn zurecht. Ihre Hände hatte sie in die Hüften gestützt, und Caroline musste an eine Henne denken, die ihr Junges beschützt. Caroline war kein unschuldiges Küken und auch kein unschuldiges Mädchen mehr. Doch die Vorstellung, sich Robert MacQuaid hingeben zu müssen, verursachte ihr Übelkeit.
Die Zeremonie war gnädig kurz, da Robert nicht längere Zeit aufrecht zu stehen vermochte ... und der Priester nicht mehr allzu nüchtern war.
Als die letzten Worte gesprochen waren, hatte Caroline das Gefühl, eine Falle sei zugeschnappt, aber das war lächerlich. Jetzt waren Edward und sie sicher, zumindest finanziell.
Von dem Festessen, das Mary zubereitet hatte, wurde nur wenig gegessen. Der Schinken schmeckte in Carolines Mund wie Sägemehl, und Robert und der Priester zogen sich bald ins Wohnzimmer zurück, um noch mehr flüssige Nahrung zu sich zu nehmen.
»Es war ihm sicher nicht Ernst.« Mary legte ihre Gabel hin und gab auf, so zu tun, als würde sie essen. »Er schafft es nicht einmal die Treppe hoch.«
»Es ist sein Recht.« Caroline trank einen Schluck Wasser, um ihren Magen zu beruhigen.
»Das stimmt, aber nicht heute Nacht. Nicht, solange sein Bein noch nicht in Ordnung ist.« Voller Sympathie sahen die grauen Augen sie über den Tisch hinweg an.
»Wann auch immer.« Caroline faltete ihre Serviette zusammen und legte sie neben ihren Teller. »Falls du mich entschuldigst, ich möchte mich hinlegen.«
»Bist du krank? Du bist so blass.«
»Nein, nur müde.« Caroline stand auf und schob ihren Stuhl zurück. Sie schämte sich, dass es ihr nicht gelang, etwas mehr Haltung zu bewahren, aber sie konnte nicht anders: sie rannte fast aus dem Zimmer und stürzte die Treppe hinauf.
Die Dunkelheit verlieh dem schlimmsten Tag ihres Lebens eine neue Dimension. Angespannt lag Caroline unter ihrer Decke und lauschte auf jedes Knacken der Dielenbretter. Bevor er mit dem Reverend im Wohnzimmer verschwunden war, hatte er gesagt, dass er in der Nacht zu ihr kommen würde.
»Hölle und Teufel, du bist meine Frau, und ich werde dich, nehmen, wann immer ich Lust dazu
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