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Mein Wille geschehe

Mein Wille geschehe

Titel: Mein Wille geschehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Sloan
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Jessup. »Von zwei-
    hundertfünfzigtausend Dollar abgesehen, die ir-
    gendein Fernsehprediger dazu beigesteuert hat,
    bezahlt die Coalition alles – einen Betrag, der sich 599

    inzwischen auf über eine Million Dollar beläuft.«
    »Ich wusste, dass die Kanzlei eine konservative
    Ausrichtung hat, aber dass es so weit geht, hätte ich nicht gedacht.«
    »Das ist noch nicht alles«, fuhr Jessup fort. Er
    beugte sich vor und griff nach einer Hand voll
    Mikrokassetten. »Der Mann, mit dem ich heute
    gesprochen habe, hat bei einigen Gesprächen der
    Führungsgruppe der Coalition ein Band mitlaufen
    laufen. Nach außen hin verurteilt die Coalition die Tat, stellt sich aber sozusagen hinter den Täter.
    Doch intern scheinen sie daran interessiert zu
    sein, dass er verurteilt wird.«
    »Das hat Ihnen Ihr Kontakt gesagt?«
    »Ja.«
    »Die Coalition will, dass Corey verurteilt wird?«
    »Ja.«
    »Aber warum denn? Das sind doch vehemente
    Abtreibungsgegner.«
    »Ja, aber Roark turtelt mit dem republikanischen
    Präsidentschaftskandidaten, und jetzt geht es um
    die Wurst. Der Kandidat hat Roark quasi ein Anti-
    Abtreibungsgesetz versprochen, falls er die Wahl
    gewinnt. Und Corey ist das Bauernopfer. Der an-
    ständige amerikanische Junge von nebenan, der
    gegen die Abtreibung zu Felde zieht. Ein Frei-
    spruch bringt da nichts. Der Kandidat will einen
    Märtyrer.« Dana runzelte die Stirn. »Kommt jetzt
    das, was ich gerade denke?«, fragte sie.
    »Es tut mir Leid«, sagte Jessup. »Diesen Bändern
    600

    zufolge sind Sie entbehrlich.«
    Etwas in ihr wollte schreien, dass dies nicht die Wahrheit war, dass sie selbst sich für den Fall
    entschieden hatte. Doch das Bild, das Jessup
    entwarf, war stimmig. »Ich kann’s nicht fassen«,
    murmelte sie. »Die Geschworenenliste – die wur-
    de mit Vorsatz rausgegeben, nicht wahr? Die Re-
    aktion war berechnet.«
    Er nickte. »Vermutlich handelte Ramsey auf Cot-
    ters Anweisung.«
    »Deshalb hat Cotter ihm die zweite Stellvertre-
    tung gegeben. Er hat vermutlich seit dreißig Jah-
    ren nicht mehr als zweiter Stellvertreter fungiert.
    Er saß nicht als Wachhund im Gerichtssaal, son-
    dern als Spion. Und deshalb wollte Cotter mich
    auch abziehen, als ich ihn über die Liste infor-
    miert habe. Und deshalb sind Sie abserviert wor-
    den.«
    »Das vermute ich auch.«
    Dana richtete sich auf. »Nun, ich fürchte, da ha-
    ben sich alle gründlich verrechnet«, verkündete
    sie. »Roark, Cotter, Ramsey und die anderen, die
    mit unter dieser Decke stecken.«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte er.
    »Weil ich die Absicht habe, diesen Fall zu gewin-
    nen«, entgegnete Dana. Jessup lächelte, griff
    nach einem Papier auf seinem Tisch, zerriss es
    und warf es in den Papierkorb. »In voller Höhe
    bezahlt«, sagte er. »Was war das?«
    »Meine letzte Rechnung. Ich bezweifle, ob Cotter
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    sie unter diesen Umständen bezahlt hätte. Aber
    Sie haben es gerade getan.«
    602

    23
    Um elf Uhr am Sonntagvormittag betrat Dana das
    Gefängnis. Während sie auf Corey wartete, über-
    legte sie, was sie ihm sagen wollte. Wie sollte sie einem Mann, dessen Leben auf dem Spiel stand,
    weil seine Frau abgetrieben hatte, mitteilen, dass seine Verteidigerin dasselbe getan hatte? Wie
    sollte sie einem Mann, dem jedes Leben heilig
    war, erklären, dass sie ein Leben beendet hatte,
    weil es ihrer Karriere im Weg stand?
    Würde sie überhaupt die Gelegenheit haben, mit
    ihm darüber zu sprechen? Wenn er den Artikel
    bereits gelesen oder die Nachrichten gesehen
    hatte, würde er vielleicht jetzt schon nichts mehr mit ihr zu tun haben wollen. Im Grunde war es
    einfach, beschloss sie. W7enn sich die Gelegen-
    heit ergab, würde sie ihm die Wahrheit sagen,
    ohne Rücksicht auf Verluste. Das war ehrlich und
    aufrichtig, und so wollte sie mit ihren Mandanten umgehen. Da kam Corey in seinen Fußschellen
    hereingeschlurft. Er sah angespannt und verzwei-
    felt aus, und Dana spürte, wie sie der Mut ver-
    ließ.
    »Was ist los?«, fragte er sichtlich aufgewühlt, als er bei ihr war.
    »Na ja, das ist eine ziemlich lange Geschichte«,
    antwortete sie.
    »Sie ist zur Besuchsstunde nicht gekommen und
    hat nicht angerufen«, sagte er. »Ist sie krank? Ist 603

    ihr etwas zugestoßen?«
    Dana blinzelte. »Moment mal«, sagte sie. »Wer?
    Wann? Wo?«
    »Elise, natürlich«, sagte er. »Sie hat mich ges-
    tern nicht besucht. Meine Mutter war hier. Nor-
    malerweise teilen sie sich die Zeit, aber Elise ist nicht gekommen. Haben Sie

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