Mein Wille geschehe
sie gesehen? Oder
mit ihr gesprochen? Meine Mutter wollte sich dar-
um kümmern, aber die sehe ich erst heute Abend
wieder. Wissen Sie irgendetwas?«
»Nein«, antwortete Dana. »Ich habe Elise zuletzt
im Gericht gesehen, am Freitagnachmittag.«
»Es ist ihr irgendwas Furchtbares zugestoßen, ich weiß es«, sagte er.
»Ich werde mich darum kümmern«, versprach
Dana. »Aber machen Sie sich keine Sorgen, wenn
irgendetwas Schlimmes passiert wäre, hätte ich
es erfahren. Heute Abend wird sie bestimmt
kommen, wie immer.«
»Das kann ich nur hoffen«, erwiderte er. »Freitag war ein extrem anstrengender Tag für sie, vergessen Sie das nicht. Vielleicht musste sie sich
einfach ein bisschen ausruhen.«
»Meinen Sie?«
»Das wäre doch denkbar«, erwiderte Dana. »Ich
weiß nicht«, sagte er. »Sie benimmt sich schon
seit ein paar Wochen irgendwie eigenartig.«
»Sie steht unter Stress«, meinte Dana. »Wie wir
alle.«
»Ja, schon möglich«, räumte er ein.
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Dana holte tief Luft. »Corey, ich weiß, dass Sie
sich jetzt gerade wegen Elise Sorgen machen,
aber wir müssen noch über etwas anderes spre-
chen.«
»Über was?«, fragte er erschrocken. »Läuft was
mit dem Prozess schief?«
»Nein, der läuft gut für uns«, antwortete sie.
»Wir müssen über mich sprechen. Das heißt, ü-
ber die Frage, ob ich weiter Ihre Verteidigung
übernehmen soll.«
»Was soll das heißen?«, fragte er entsetzt. »Wol-
len Sie mich im Stich lassen?«
»Nein, natürlich nicht«, versicherte sie ihm. »A-
ber in einem Boulevardblatt ist gestern eine Ge-
schichte über mich erschienen, in der…«
»Das weiß ich«, fiel er ins Wort.
»Und ich weiß doch, wie Sie zur Abtreibung ste-
hen«, ergänzte Dana. »Ja, und?«
»Wenn Sie jetzt kein gutes Gefühl mehr haben,
durch mich vertreten zu werden, habe ich vollstes Verständnis dafür.«
»Das hat für mich gar nichts verändert«, erwider-
te er. »Wir haben zwar nie darüber gesprochen,
aber ich habe mir immer gedacht, dass Sie eher
Abtreibungsbefürworter sind, weil Sie ja auf Ihre Karriere so großen Wert legen und so.«
»Und das macht Ihnen nichts aus?«
Er zuckte die Achseln. »Wenn Sie trotz Ihrer Ein-
stellung noch daran glauben können, dass ich
unschuldig bin, warum sollte es mir dann etwas
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ausmachen?«
»Und Sie sind ganz sicher, dass ich weiterhin Ihre Verteidigung übernehmen soll?«
»Allerdings«, sagte er. »Sie sind meine Anwältin.
Ich will niemand anderen. Ich würde auch nie-
mand anderen akzeptieren.«
»Und wenn die Leute, die Ihre Rechnung bezah-
len, mich ersetzen wollen?«
»Wollen sie das?«, fragte er.
»Es w7äre möglich«, antwortete Dana vorsichtig.
»Sie sind äußerst konservativ, und angesichts der öffentlichen Reaktion auf den Artikel könnte es
schon sein, dass sie mich nicht mehr akzeptie-
ren.«
»Nun ja, sie mögen meine Rechnung bezahlen,
und das weiß ich auch wirklich zu schätzen, aber
sie sind nicht in meiner Lage«, wandte er ein.
»Wenn sie das wären, könnten sie sich ihren An-
walt gerne aussuchen.«
Punkt zwei Uhr fand sich Dana in Paul Cotters
Büro ein. Charles Ramsey saß auch dort, wie sie
erwartet hatte, aber das dritte Mitglied der Ge-
schäftsleitung, Elton Grace, fehlte. »Fangen wir
doch an«, sagte Cotter. Ramsey und er ließen
sich in Sesseln, die um den Couchtisch standen,
nieder, und Cotter wies auf einen dritten Sessel.
»Wollen wir nicht auf Elton warten?«, fragte Da-
na. »Nein«, antwortete der Geschäftsführer. »Er
kann heute leider nicht dabei sein. Er hofft, Sie verstehen das.«
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»Ah ja«, sagte Dana und dachte, dass sie das
weitaus besser verstand, als Cotter ahnen konn-
te.
»Jedenfalls«, fuhr Cotter fort, »haben Charles
und ich die Situation ausführlich erörtert und sind zu dem Schluss gekommen, dass es richtig wäre,
die Veränderungen vorzunehmen, über die wir
beide am Freitag gesprochen haben.«
»Sie glauben, dass dies im Interesse des Man-
danten wäre, oder?«, fragte Dana höflich.
»Ja, in der Tat«, bestätigte er in väterlichem Tonfall. »Und wir glauben, dass es auch das Beste für Sie wäre, meine Liebe. Wenn Sie nicht mehr im
Rampenlicht stehen, wird auch Ihr Privatleben
uninteressant für die Medien.«
»Aha«, sagte Dana.
»Ich weiß, dass Sie diesen Prozess bis zuletzt
durchhalten wollten, aber glauben Sie mir, ich
betrachte diese Veränderungen nicht als Schei-
tern Ihrerseits. Ihre
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